Das historische Kleinkraftwerk läuft wieder einwandfrei
Zwei Wochen vor der offiziellen Eröffnung der renovierten Turbinenanlage in Ottenbach führte Hans Fässler zusammen mit dem lokalen Gewerbeverein die Hauptprobe durch. Die von den Hochwassern von 2005 und 2007 zerstörte Anlage erstrahlt wieder in einem Glanz, als wäre sie neu, und läuft einwandfrei.
Die Geschichte der Turbinenanlage in Ottenbach reicht 176 Jahre zurück: Im Jahr 1836 erhielt der Ottenbacher Müller Jakob Beerli die Bewilligung, eine Wasserkraftanlage für seine Getreidemühle einzurichten. 1871 erwarben die Textilindustriellen Bodmer und Hürlimann die Mühle und bauten sie in eine Seidenstoffweberei um. Nach und nach wurde der Kanal ausgebaut und die Turbinenanlage den neuen Erfordernissen angepasst. Die nun frisch renovierte Francisturbine stammt von 1930 und war bis 1975 in Betrieb, am Schluss zur Deckung des Lichtstroms.
Hochwasserschäden
Im Rahmen der Massnahmen zum Reussuferschutz übernahm der Kanton Zürich die Anlage 1977 und renovierte sie unter der Leitung der kantonalen Denkmalpflege bis 1984. Die Hochwasser von 2005 und 2007 haben nicht nur die Turbine, sondern die ganze Kanalanlage arg in Mitleidenschaft gezogen. Seit 2010 wurden nun Kanal und Kleinkraftwerk für 1.4 Mio. Franken wieder instand gestellt.
Eine eindrückliche Anlage
Hans Fässler, der die Anlage wie kein Zweiter kennt, führte die Ottenbacher Gewerbler durch die Anlage. «2005 schien die Turbine hoffnungslos verloren», erklärte er und freute sich über die gelungene Restaurierung. Ursprünglich war die Kraft über eine 250 Meter lange Konstruktion direkt auf die Webstühle übertragen worden, später erlaubte die Technik die Herstellung von Strom, der sich wesentlich einfacher transportieren liess. Als Hans Fässler die Anlage startete, wurde die Kraft des Wassers buchstäblich spürbar – obwohl der Kanal relativ wenig Wasser führt und nur ein bescheidenes Gefälle aufweist.
Auf der anschliessenden Führung dem Kanal entlang zum Wehr erläuterte Peter Eichhorn in seiner humorvollen Weise das Ökosystem des Hochmoors und die Vielfalt der Vögel, welchen der Kanal Lebensraum bietet. Er schilderte Anekdoten vom Schwimmen in der Reuss, beschrieb, wie die Mutigeren vom Wehr in den Fluss sprangen, schilderte die Badefreuden der Ackergäule in der Nachkriegszeit, die sich nach der Zugarbeit auf den Feldern gerne im Wasser von Schweiss und Bremsenöl befreiten.
Zum Schluss der Führung kam Peter Eichhorn auf das Thema Autobahnzubringer zu sprechen: Zwar tue es ihm weh, dass oberhalb des Kanals künftig die Umfahrungsstrasse durchführe. Er befürworte sie schweren Herzens, weil die Abwägung aller Aspekte dafür spreche, zumal die Strasse auch eine Schranke für Dünge- und Pflanzenschutzmittel, die jetzt direkt in den Kanal flössen, darstellen würde.