Dorfgeschichte für die Nachwelt erhalten

Sie sammeln Objekte, Bild- und Textdokumente und stellen diese anschaulich zusammen. Die Mitglieder der Affoltemer Kommission Dorfgeschichte leisten Wertvolles für ihre Zeit-genossen und die Nachwelt.

Alte Akten, Protokolle und Bilder verarbeitet Herbert Gübeli zu Büchern. (Bilder Thomas Stöckli)

Alte Akten, Protokolle und Bilder verarbeitet Herbert Gübeli zu Büchern. (Bilder Thomas Stöckli)

Fasziniert von der Industrialisierung: Ursula Grob an einem Webstuhl, wie er einst in jeder Bauernstube stand.

Fasziniert von der Industrialisierung: Ursula Grob an einem Webstuhl, wie er einst in jeder Bauernstube stand.

Hansruedi Huber ordnet Bilder von Affoltern am Computer.

Hansruedi Huber ordnet Bilder von Affoltern am Computer.

Angefangen habe er mit Ahnenforschung, verrät Herbert Gübeli. 36 Jahre ist es mittlerweile her, seit der Leiter der Kommission Dorfgeschichte begann, den Wurzeln seiner eigenen Familie bis ins beginnende 17. Jahrhundert zurück zu folgen. Vier Ahnenforschungen stellte er insgesamt an. Der Wissensdurst trieb ihn nach Deutschland, in die USA und bis nach Chile. «Ich wurde immer sehr nett empfangen», so Gübeli.

Das Stöbern in alten Dokumenten hat ihn seither nicht mehr losgelassen. Das Resultat ist eine Vielzahl an Büchern, die Spannendes über die Vergangenheit des Säuliamts offenbaren. So hat Gübeli etwa die ersten drei Protokollbücher der Gemeinnützigen Gesellschaft des Bezirks Affoltern (GGA) in die moderne Schrift übertragen und mit Bildern ergänzt. Weitere Werke zeigen die Entwicklung des reformierten Pfarramts und der katholischen Kirche auf, die Denkmäler oder die Geschichte der (ehemaligen) Wirtshäuser – alles grosszügig mit Akten dokumentiert. Zu so manchem Objekt in Affoltern weiss Gübeli Spannendes zu berichten. Als ältestes noch bestehendes Haus im Dorf führt er die Schmiede am Jonenbach auf, wo seit 1992 das Optikergeschäft von Jürg Büchi domiziliert ist. Das Haus sei 1570 ein Hochzeitsgeschenk des Bräutigam-Vaters gewesen, sagt Gübeli.

Geschichte der Textilindustrie

«Was mich besonders fasziniert, ist die Industriegeschichte», verrät Ursula Grob, während sie durch den Ausstellungsteil im Obergeschoss führt. Vor allem die Textilindustrie, von der ein grosser Teil der Bevölkerung im Säuliamt lebte, ist stark vertreten. Ein Webstuhl, wie er einst in jeder Bauernstube stand, ist ebenso zu bestaunen wie zahlreiche Dokumente und Bilder aus der Zeit der grossen Fabrikhallen.

«Viele Sachen haben wir von der Seidenweberei Näf», sagt Ursula Grob. 1864 gegründet, beschäftigte diese am heutigen Migros-Standort in Spitzenzeiten bis zu 400 Mitarbeiter, darunter auch Gastarbeiterinnen aus Italien, die im Kopfbau lebten. Erst 1978 musste der Betrieb eingestellt werden, 1993 brannten die Hallen ab. Spannend anzuschauen sind die Musterbücher aus längst vergangenen Zeiten. Die Dekors veränderten sich zwar stetig, tauchten aber in Variationen auch immer wieder auf.

Im Gegensatz zu Herbert Gübeli und Ursula Grob muss Hansruedi Huber nicht nach Zwillikon, um fürs Dorfmuseum zu arbeiten. Zu Hause am Computer sichtet er die riesige Sammlung an digitalisierten alten Bildern aus Affoltern und ordnet sie systematisch, sodass man sie bei Bedarf auch finden kann. Während der Aufnahmeort meist eruierbar ist, bereitet das Aufnahmejahr oft mehr Mühe. «Manchmal ist das klar ersichtlich, manchmal gar nicht», so Huber. Eindruck macht ihm, wie schnell sich das Dorf mittlerweile verändert: «Früher zeigte sich das in Jahrzehnte-Schritten, heute macht ein halbes Jahr schon viel aus. Spannend findet er auch die alten Konfirmations-Fotos, auf denen deutlich wird, wie sich die Mode verändert hat.

So unterschiedlich die Interessen und Fähigkeiten der Kommissionsmitglieder auch sind, so verfolgen sie doch alle dasselbe Ziel: Geschichte dokumentieren, für Zeitgenossen erfahrbar machen und für die Nachwelt erhalten. «Alles hier drin ist aufwändig und zeitraubend», verrät Hansruedi Huber, «aber auch sehr spannend», schiebt er nach. Dass der Aufwand geschätzt wird, belegen die Besucherzahlen: Rund 400 waren es 2015.

Dorfmuseum Affoltern, Zwillikon, jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr oder auf Voranmeldung, H. Gübeli, 044 761 01 32 / U. Grob, 044 761 77 42.

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