Als Frau in einem Männerberuf
Serie «Start ins Berufsleben»: Jael Bächli lernt bei der SHS Haustechnik AG Sanitärpraktikerin EBA

Als Sanitärpraktikerin arbeitet Jael Bächli oft auf dem Bau – in einer Männerdomäne. Mit einem Frauenanteil von rund 13 Prozent ist das Baugewerbe eine stark männlich geprägte Branche. «Frauen könnten eine Schlüsselrolle spielen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Mehr Diversität im Baugewerbe könnte nicht nur den Fachkräftemangel lindern, sondern auch innovative und kreative Lösungen in den Bauprozessen fördern», schreibt der Schweizer Baumeisterverband. Patrizia Corso teilt diese Meinung. Die kaufmännische Assistentin betreut bei der SHS Haustechnik AG in Affoltern die neun Lernenden. Sie freut sich ganz besonders, dass für den Sanitärbereich mit Jael Bächli eine Lernende gewonnen werden konnte.
Vielseitige Tätigkeit
Bereits ein halbes Jahr, ein Viertel ihrer Lehrzeit, hat Jael Bächli nun hinter sich – und ist rundum begeistert. «Ich wurde bereits beim Schnuppern herzlich aufgenommen.» Ihr gefällt es in der Männerwelt. Sowohl unter den neun Lernenden und in der Sanitärabteilung bei der SHS wie auch in der Berufsschulklasse ist sie die einzige Frau. Manchmal stösst sie bei ihrer Arbeit auf dem Bau auf eine andere Berufsfrau. Insbesondere beim Malerberuf haben die Frauen aufgeholt. War der Malerberuf früher traditionell in Männerhand, schliessen heute in einzelnen Kantonen sogar mehrheitlich Frauen die Grundbildung als Malerin ab. Wenn also Jael Bächli beispielsweise auf dem Bau auf eine Malerin trifft, freut sie sich. Ein Blickwechsel genügt, ein Lächeln, man fühlt sich solidarisch.
«Ich gehe jeden Morgen gern zur Arbeit», erzählt Jael Bächli. Am liebsten fügt sie Rohre zusammen. Als Sanitärpraktikerin sorgt sie in Zusammenarbeit mit Sanitärinstallateuren dafür, dass neue oder umgebaute Gebäude mit warmem und kaltem Wasser versorgt werden. Sie hilft mit, Trinkwasser- und Abwasserleitungen zu montieren. Zudem installiert und wartet sie auch alle Arten von Sanitäranlagen wie Lavabos, Badewannen, Duschen oder Boiler.
Zusatzlehre zur Sanitärinstallateurin
Jael Bächli hat sich bewusst für die zweijährige Grundbildung Sanitärpraktikerin EBA entschieden. Mit einem scheuen Blick zu Patrizia Corso meint sie leise: «Ich war nicht die Beste in der Schule.» Ihre Lehrlingsbetreuerin lacht und meint: «Das mag gewesen sein – jetzt ist es anders. Ich habe mich erkundigt. Du bist mit einem Notendurchschnitt von 5,5 Klassenbeste.» Mit ihrem EBA-Abschluss kann Jael Bächli mit einer verkürzten Zusatzlehre den Abschluss als Sanitärinstallateurin EFZ machen. «Das werde ich tun», erklärt sie entschieden. Patrizia Corso meint: «Bei uns werden Lernende motiviert, ihre Laufbahn aktiv weiter zu gestalten. Gern auch in unserem Betrieb. Schliesslich hat der heutige Geschäftsführer Peter Feuz seine erfolgreiche Karriere auch als Lehrling im Sanitärbereich bei der SHS begonnen.»
Selbstbewusst und doch bescheiden
Jael Bächli ist bereits während der Bewerbungsphase positiv aufgefallen. Sie brachte die kreativ und perfekt gestaltete Bewerbung persönlich bei der SHS vorbei. Ihr Berufsalltag ist nicht besonders kreativ, sie arbeitete nach Plänen und Vorgaben. Aber in ihrer Freizeit malt und häkelt sie gern und bewegt sich in einer Breakdance-Gruppe. Gern unterstützt sie ihre Mutter im Haushalt, backt beispielsweise gekonnt. Sie brachte im Advent Weihnachtskekse mit ins Geschäft. In Zukunft würde Jael Bächli gern reisen, vorerst in der Schweiz, danach Spanien und USA. Patrizia Corso lobt ihre Lernende. «Sie ist fleissig, pflichtbewusst und hat einen gesunden Ehrgeiz. Sie ist stets gut gelaunt und kommt gut mit allen Mitarbeitenden aus.» Und Jael Bächli lacht: «Die spontane, herzliche Hilfsbereitschaft der Männer ist toll, aber es geht oft auch ohne sie. Ich kann selbst auch schwere Arbeiten anpacken, bitte aber gern um Hilfe, wenn ich es allein nicht schaffe.»