Ein einzigartiger Rosmarin aus Obfelden

Wie das Obfelder Start-up Trachsel Plant Art in der Gastronomie neue Massstäbe setzen will

Jan Trachsel (links) und Andreas Kofler vor ihren Rosmarinus-Ruthensis-Schützlingen. (Bild Sandra Isabél Claus)

Jan Trachsel und Andreas Kofler öffnen eine unscheinbare Türe in einem Keller in Obfelden, und sofort entweicht ein Schwall intensiver, betörender Duft­noten. Ein Aroma, das an heisse, trockene Sommer im Süden und mediterrane Seelennahrung erinnert. Es ist keine Sinnestäuschung, denn vor uns stehen zahlreiche Rosmarinsträucher. Allerdings kein konventioneller Garten-­Rosmarin, sondern eine Eigenkreation vom Start-up Trachsel Plant Art.

Jan Trachsel, 42 Jahre alt, will mit seinem einzigartigen Rosmarinus Ruthensis, den er in mühseliger, mehrjähriger Forschungsarbeit selbst gezüchtet hat, nichts weniger als die Welt erobern. So wie es sich für ein Start-up mit einer klaren Vision gehört. Mit ihrem neuartigen Rosmarinus Ruthensis hat Trachsel Plant Art kürzlich den renommierten Fachjurypreis beim «Meet your Taste 2024» in Vitznau eingeheimst. Die Jury zeigte sich begeistert ob des aussergewöhnlich kräftigen Bouquets des Gewürzes. Spitzenköche wie Rico Zandonella und Christian Nickel, beide mit einem Michelin-Stern und 18 «Gault-Millau»-Punkten ausgezeichnet, schwärmen vom Rosmarin-Elixier aus Obfelden.

Eine Anlage imitiert Sonne und Nebel

Seine Ursprünge hat der allgemein bekannte Rosmarin im Mittelmeerraum. Der Name Rosmarin gründet im lateinischen «ros marinus» und bedeutet «Tau des Meeres». Sein botanischer Name Rosmarinus officinalis wurde vor wenigen Jahren aufsehenerregend geändert. Neu zählt die Wissenschaft den Rosmarin zur Pflanzengattung der Salbeigewächse. Er gilt als uralte Heilpflanze. Ihr Geruch belebt die Sinne und wirkt antidepressiv sowie konzentrationsfördernd. Schon die Griechen und Römer verehrten das immergrüne Gewächs.

Wie kann es sein, dass ein schon seit der Antike allgemein bekannter Gewürzstrauch aufs Neue zu überraschen vermag? Das liegt einerseits an Jan Trachsels Persönlichkeit und seiner Geschichte. Schon als Jugendlicher, in seinen Gymi-Zeiten, verspürte er einen unersättlichen Wissensdurst, der bis heute nicht gestillt ist. Er selbst bezeichnet sich als Nerd. Bereits in jungen Jahren begann er, mit Pflanzen zu experimentieren. Zuerst mit Blumen. Irgendwann merkte er, dass sich Blumen züchten liessen, die nicht mehr viel mit dem Original zu tun hatten. Schliesslich landete er bei den Gewürzpflanzen und entschied sich für den Rosmarin. Wegen seiner Einfachheit und Genügsamkeit. Gepaart mit den hohen Ansprüchen von Jan Trachsel ergibt dies das Geschäftscredo: «Aus dem Einfachen das Besondere hervorbringen.»

Besonders sind andererseits auch die Bedingungen, unter denen der Rosmarinus Ruthensis in Obfelden, in einer Indoor-Plantage gedeiht. Begonnen hat das Projekt vor ungefähr zehn Jahren klein und simpel – in einem Zelt im Wohnzimmer von Jan Trachsels Wohnung. Ganz anders heute: Modernste LED-Lampen imitieren das Sonnenlicht, Nebel kann erzeugt und CO2 der Luft beigemischt werden, gegossen wird mit speziell aufbereitetem, vollständig entsalztem Wasser und eine speziell entwickelte Erdmischung trägt ebenfalls entscheidend zum Erfolg bei. Damit werden optimale Wachstumsbedingungen geschaffen, um das Allerbeste aus den Pflanzen hervorzubringen. Unter all diesen Verhältnissen entsteht ein ­Gewürzstrauch von bemerkenswerter Qualität und Reinheit. Laboranalysen bestätigen, dass die Pflanzen von Plant Art keinerlei Pestizidrückstände oder andere Schadstoffe aufweisen.

Aufwendiger Trocknungsprozess

Zurzeit besitzt Trachsel Plant Art ungefähr 300 Pflanzen, die regelmässig und laufend geschnitten werden. Nach der Ernte werden die filigranen Blätter einem optimierten Trocknungsverfahren unterzogen. Jan Trachsel erklärt: «Über zwei Wochen wird das Gewürz langsam und bei niedrigen Temperaturen getrocknet, um sowohl die Farbe, als auch die wertvollen Inhaltsstoffe zu bewahren. Durch diesen aufwendigen Prozess bleibt Ruthensis so intensiv, dass ein einziges Gramm ausreicht, um bis zu 20 Mahlzeiten zu veredeln.» Die Pflege sowie der Trocknungsprozess verlangen viel Know-how und Zeit. Für Jan Trachsel ein Vollzeitjob. Zudem ist er auf tatkräftige Mithilfe von Freiwilligen angewiesen. Allen voran unterstützt Andreas Kofler ihn in allen Belangen und mit viel Passion.

Rosmarinus Ruthensis gibt es mittlerweile nicht nur in frischer und ­getrockneter Form. Durch eine Zusammenarbeit mit spezialisierten Produzenten entstanden auch Bonbons, Käse-Fondue, Essig und Pasta. Die Produkte können online oder verschiedenen Säuliämtler Geschäften bezogen werden.