In Knonau lebt britische Autogeschichte auf

Die British Classic Car AG repariert und restauriert Oldtimer der Jahrgänge 1945 bis 2015

Grosses Faible für britische Oldtimer: die Gebrüder Vincent (links) und Clemens Weingartner in der Werkstätte im Knonauer Industriegebiet. (Bilder Werner Schneiter)

Grosses Faible für britische Oldtimer: die Gebrüder Vincent (links) und Clemens Weingartner in der Werkstätte im Knonauer Industriegebiet. (Bilder Werner Schneiter)

Hier werden Raritäten «aufgemöbelt», wozu grosses Know-how nötig ist.

Hier werden Raritäten «aufgemöbelt», wozu grosses Know-how nötig ist.

Im Knonauer Industriegebiet lebt ein Stück britischer Autogeschichte der Nachkriegszeit auf: Die British Classic Car AG von Clemens und Vincent Weingartner wartet, restauriert und repariert Oldtimer der Jahrgänge 1945 bis 2015 – eine mitunter sehr aufwendige Angelegenheit, die viel Know-how erfordert, angereichert durch grosse Leidenschaft im Familienunternehmen.

«Autos haben mich schon im Kindergarten fasziniert, und ich wollte schon damals Automechaniker werden», sagt Clemens Weingartner. Ab 2006 betrieb Vater Chris Weingartner einen Jaguar-/Land-Rover-Service. «Ich durfte am Auto des Vaters herumschrauben und unmittelbar nach Erwerb des Führerausweises mit dem Jaguar V12 fahren, einem Vier-Vergaser – wahrlich das Nonplusultra», schwärmt er noch heute.

Natürlich lag der Einstieg in Vaters Geschäft auf der Hand. Dieser erfolgte 2010. Sein Bruder Vincent, ursprünglich gelernter Koch, kam ein Jahr später dazu. «Er ist ein Organisationstalent, redegewandt und kann gut verhandeln. So ergänzen wir uns heute ideal», fügt Clemens bei. 2014 erfolgte ein Re-Branding, die Firma schmolz zu einem eigenständigen Familienunternehmen, zu einem klassischen KMU. 2017 löste man sich vom Markenvertrag mit Jaguar/Land Rover und startete per 1. Januar 2018 unter dem Namen British Classic Cars AG. Vater Chris Weingartner betreut Ausstellung und Shop unter dem Namen Classic Expert GmbH. Er nimmt Expertisen und Wertermittlungen vor, auch für Versicherungen, ist zuständig für Anlässe in der eigenen, 800 Quadratmeter grossen Ausstellungs- und Eventhalle sowie den Online-Shop.

Rund 10000 Ersatzteile

Die ersten zwei, drei Jahre seien sehr intensiv gewesen – auch, weil er die alte Technik als Lehrling nicht mehr ­vollständig erlebt habe, so Clemens Weingartner. Heute ist nach der Grundausbildung eine Zusatzlehre als Fahrzeug-Restaurator erforderlich. Er und sein Bruder mussten sich autodidaktisch und intensiv in Themen einlesen, Learning by Doing betreiben. Er bezeichnet das heute wie eine zweite Meisterprüfung. Und dazu galt es, die Werkstattorganisation umzubauen – mit den technischen Einrichtungen aus der Epoche dieser Oldtimer: Spezialwerkzeuge und Testgeräte aus über drei Generationen. Für jeden Fahrzeugtyp gibt es ein dickes Handbuch und Dokumentationen aus der nicht elektronischen Zeit, in englischer Sprache, die unabdingbar sind für die Arbeit an Oldtimern. Und es bedarf der Original-Ersatzteile – hauptsächlich für Jaguar, Land Rover, MG, Triumph, Mini, Aston Martin, Bentley und Rolls-Royce. Das Lager der Weingartners umfasst 10 000 solcher Ersatzteile – in Zoll und metrische, eine ­weitere Herausforderung. Ist ein einzelnes nicht beschaffbar, wird es in Knonau auf antiquierten Maschinen hergestellt. Jene Oldtimer, die nicht mehr repariert oder restauriert werden können, werden «ausgeschlachtet» und dienen als Ersatzteilspender. Ziel ist es natürlich, den Kunden ihr Fahrzeug in möglichst ­originalem Zustand zurückzugeben. In Clemens Weingartners Worten schwingt Leidenschaft und Passion mit.

Kunden aus Monaco

«Wir haben Benzin im Blut. Die beste Entscheidung, sich Autoschätzen und Kulturgut ab dem Zweiten Weltkrieg anzunehmen», fügt er bei. Die Firma gilt heute als Oldtimer-Kompetenzzentrum der Zentralschweiz und versteht sich als Generalunternehmung für Kunden, die sogar aus Monaco herkommen. «Sie fahren – wir machen den Rest. Mit Tradition, Präzision und Leidenschaft», so das Credo der British Classic Cars AG. Sie beschäftigt elf Mitarbeitende, einschliesslich zweier Lehrlinge, die neben handwerklichem Geschick nebenbei auch britische Autogeschichte kennenlernen. Inzwischen hat British Classic Cars AG die Maxess GmbH erworben und verfügt damit über Vergaser-Brands, ist zum Vergaser-Kompetenzzentrum mutiert und betreibt da unter anderem auch Teile-Handel.

Infos unter www.british-classics.ch