Neuer Esprit für das «Märtkafi»

KulturAffoltern und das Familienzentrum übernehmen: Das beliebte Café in Affoltern geht am 13. April wieder auf

Sie spannen für das Projekt «Märtkafi» zusammen (von links): Rolf Peterhans und Irene Scheurer von KulturAffoltern, Maurice Keiser, der in beiden Vereinen engagiert ist, sowie Michelle Furter, Rima Nader und Annapaula Kuster vom Familienzentrum Bezirk Affoltern. (Bild zvg)

Am 16. März hiess es in Affoltern: «Die Wochenmarktsaison 2024 ist eröffnet!» Brote, Früchte, frisches Gemüse oder Blumen: Auf dem Marktplatz ist all das seither wieder zu kriegen. Dunkel blieb es hingegen im «Märtkafi» nebenan. In den vergangenen drei Saisons hatten dort Steffi Koller und Gina Weibel gewirtet. Für die beiden Frauen war mit dem eigenen Café ein Traum in Erfüllung gegangen. «Wie bei Oma» sollte sich der Besuch bei ihnen anfühlen; sie boten herzhafte Rezepte und faire Preise. Allerdings verkauften sie letztlich viel zu wenig, um rentabel zu wirtschaften und ihren Lebensunterhalt zu decken. Im Sommer 2023 kündigten die Frauen den Pachtvertrag mit der Stadt. Schweren Herzens, wie sie zu Protokoll gaben. Am 23. Dezember 2023 servierten sie den letzten Cappuccino.

Die Suche nach einer neuen Pächterin oder einem neuen Pächter sollte sich als harzig erweisen. Die Frist der Stadt verstrich, ohne dass Bewerbungen eingingen. Davon haben Anfang Dezember auch Irene Scheurer und Rolf Peterhans Wind bekommen. Die beiden teilen sich das Präsidium des Vereins KulturAffoltern. Dessen Veranstaltungen finden meistens in der Galerie Märtplatz statt, wo sich wiederum das Café befindet.

«Es wäre sehr schade gewesen, wenn der Raum nur noch als Sitzungszimmer gedient hätte und nicht mehr als Begegnungsort», sagt Irene Scheurer. Davon wären der Wochenmarkt und sein Publikum betroffen gewesen, aber auch KulturAffoltern selbst: Gäbe es das «Märtkafi» nicht mehr, fiele auch der Barbetrieb weg, der die Veranstaltungen bisher abrundete. Nun laufen zwar auch einem Kulturverein die Vorstandsmitglieder nicht scharenweise zu, und dass der Betrieb eines Cafés weiteren (Freiwilligen-)Effort benötigen würde, war klar. Dennoch wollte KulturAffoltern versuchen, das «Märtkafi» zu erhalten.

Einjähriger Pilotbetrieb

Zunächst kam die Idee auf, das «Märt­kafi» gemeinsam mit mehreren Vereinen zu betreiben. Diese Umsetzung erwies sich aber aus verschiedenen Gründen als schwierig. Also suchten Irene Scheurer und Rolf Peterhans nach einem neuen Partner – und wurden schliesslich beim Familienzentrum des Bezirks Affoltern (FamZe) fündig.

Das Familienzentrum betreibt an seinem aktuellen Standort an der Zürichstrasse bereits heute das Kafi «Lollipop». Das sei mit ein Grund gewesen, dass man letztlich ohne grosses Zögern zugesagt habe, sagt FamZe-Leiterin Michelle Furter: «Dadurch, dass wir bereits einen Betrieb führen, können wir Synergien nützen, zum Beispiel was den Einkauf oder die Organisation der Mitarbeitenden betrifft. Und mit Maurice Keiser haben wir einen Projektleiter, der sich nicht nur stark engagiert, sondern sich auch in der Gastronomie bestens auskennt.» Nach ersten Gesprächen ging alles ziemlich schnell: Mitte Februar wurde das gemeinsame Konzept bei der Stadt Affoltern eingereicht, bald darauf fand der erste Austausch mit der Immobilienabteilung statt, und Ende März kam die definitive Zusage für den Vertrag.

Während sich das Familienzentrum um den Betrieb kümmern wird, ist ­KulturAffoltern offizielle Pächterin. Maurice Keiser gehört neu dem Vereinsvorstand an und verantwortet das Ressort «Märtkafi». Er ist also quasi das Bindeglied zwischen den beiden Vereinen. «Wir sind sehr froh, mit dem Familienzentrum einen Partner mit Gastro-Erfahrung an der Seite zu haben», sagen Irene Scheurer und Rolf Peterhans. Der Pachtvertrag gilt vorerst für ein Jahr, die Defizitgarantie übernimmt KulturAffoltern. Damit es weitergeht, muss das Märtkafi mittelfristig selbsttragend sein.

Feierliche Eröffnung am Samstag

Seit der Zusage arbeiten das FamZe-­Team um Maurice Keiser auf Hochtouren an den Vorbereitungen für die Eröffnung, die am kommenden Samstag mit Prosecco, Rimuss und syrischen Häppchen zelebriert wird. Die Spezialitäten von Rima Nader werden im Rahmen von kulinarischen Thementagen auch danach regelmässig im Angebot sein; ebenso Waffeln, Wähen oder klassisches Frühstück. Generell will das Märtkafi auf eine saisonale Küche mit viel Handarbeit setzen. Für die Kinder ist zudem eine Spielecke geplant.

Ein erster Testlauf samt Probe­kochen fand am Ostermontag statt. Dort habe sich gezeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Vereinen bestens funktioniere, schwärmt Michelle Furter: «Nun freuen wir uns, bald loszulegen!»

«Märtkafi», Wiedereröffnung am Samstag, 13. April, Café-Betrieb von 8 bis 13 Uhr, Barbetrieb ab 19.30 Uhr im Rahmen des 16. Affoltemer Poetry Slams

Infos: www.maertkafi-affoltern.ch