Saudische Spezialisten zu Gast in Affoltern

Schmid AG: internationale Zusammenarbeit zur Verbesserung der Abfallwirtschaft

Saudische Spezialisten holten sich in der Schweiz Know-how im Bereich Abfallwirtschaft. (Bild Hans-Peter Schweizer)

Die erzeugten Abfälle in Saudi-Arabien liegen zurzeit bei etwa 130 Millionen Tonnen pro Jahr, davon wird weniger als 1 Prozent recycelt, der Rest landet meist auf der Deponie. Der Deponiebedarf ist mit zirka 28 Millionen Kubikmetern pro Jahr sehr hoch. In der Umgebung von Deponien treten Probleme mit Sickerwasser, Abfallschlamm sowie Methan- und Geruchsemissionen auf, da die Deponien technisch nicht ausgereift sind. Im Rahmen des ambitionierten Reformprojekts «Vision 2030» bildet die Abfallwirtschaft nun jedoch die Basis für die anvisierte Kreislaufwirtschaft.

Allein in Riad fallen derzeit jährlich zirka 3,8 Millionen Tonnen Siedlungsabfall an, die Menge könnte sich bis 2035 verdoppeln. Derzeit werden Riads Siedlungsabfälle zu über 95 Prozent auf Deponien entsorgt. Im Zuge der Vision 2030 soll dieser Anteil bis 2025 auf 0 Prozent sinken und stattdessen ein zirkuläres System aufgebaut werden. Im riesigen Land steigt das Bewusstsein, sich für ein fortschrittliches System der Abfallwirtschaft ähnlich wie in westeuropäischen Staaten zu entscheiden.

National Centre for Waste Management

Im Rahmen eines Projekts des National Centre for Waste Management (Mwan), Saudi-Arabien arbeitet die international tätige Beratungsfirma Roland Berger an einem innovativen System zur Sortierung von Abfällen. Im Laufe des Monats Juli besuchten sechs Experten und zwei Expertinnen von Mwan aus Riad England, die Schweiz und Deutschland, um zu ­sehen, wie in diesen Ländern Wertstoffe und Abfälle gesammelt, sortiert und aufbereitet werden. Dabei richtete sich ihr besonderes Interesse auf Siedlungsabfälle und Elektrogeräte. Ein sehr gefragtes Thema war zudem auch die Wiederaufbereitung von Abbruchmaterial wie Beton und Mischabbruch. Das Entsorgungsunternehmen der Familie Schmid von der gleichnamigen Firma Schmid AG, Affoltern hatte die Ehre, die Delegation aus Riad zu empfangen. Die sechs Experten und zwei Expertinnen von Mwan aus Riad, gehören alle den Berufsgattungen Umwelt- und Chemie-Ingenieurwesen an. Das ehrgeizige Projekt zielt darauf ab, alle Abfallströme in Saudi-Arabien effizient und nachhaltig zu managen. Als Teil der Initiative organisiert die Zürcher Niederlassung der Firma Roland Berger Standortbesichtigungen im westlichen Europa, um von den besten Praktiken der Abfallwirtschaft zu lernen.

Die Gruppe erhielt zunächst einen Einblick in das Recycling von Bauschutt. Adrian Schmid erläuterte, wie aus Beton der Recyclingwerkstoff Betongranulat gewonnen wird. Zur Veranschaulichung wurde eine Videoaufnahme des Brechvorgangs auf dem Gelände gezeigt. Zudem wurde dargestellt, was aus diversen Baustoffen gewonnen werden kann. Anschliessend erhielten die Teilnehmer eine kurze Information über die Ballenpresse (Aludosen, PET, und Weiteres). Ihr Ziel ist es, Transporte zu minimieren und die Materialien zu komprimieren, was Platz spart und die Ladekapazität der Last­wagen optimal ausnutzt.

Spannende Fragen, logische Antworten

Der Rundgang führte weiter zur Sammelstelle (Öki-Hof), wo Martina und Adrian Schmid die zahlreichen Fragen der Teilnehmer rund um das Thema Recycling beantworten durften.

Eine erste Frage lautete: «Warum recyceln und nicht einfach in den Abfall werfen? Der Abfall wird doch zu Hause abgeholt.» Die Antwort von Adrian Schmid betonte die wirtschaftlichen Vorteile und die Umweltverantwortung: Karton und Elektroschrott beispielsweise können bei uns kostenlos abgegeben werden, was die Entsorgungskosten für die Bürger senkt. Darüber hinaus sind wir in der Schweiz stolz darauf, so viele sauber getrennte Fraktionen zu haben, die wir dem Recycling zuführen können.

Eine weitere Frage zum Handel mit aufbereiteten Materialien: «Warum verkauft ihr Materialien in der Schweiz, wenn im Ausland vielleicht bessere Preise erzielt werden könnten?» Dazu lieferte Adrian Schmid die logische Antwort: «Wir wirtschaften in der Schweiz und möchten die Transportwege so kurz wie möglich halten, auch um die Umweltbelastung zu minimieren. Wenn der Markt in der Schweiz uns Materialien liefert, dann verarbeiten wir diese bevorzugt hier, auch um die regionale Wirtschaft zu stärken und die Nachhaltigkeit zu fördern.» Eine weitere interessante Frage der Delegation lautete: «Würdet ihr mehr Materialien ­recyceln, wenn es dafür zusätzliche Möglichkeiten gäbe?» Dazu die Chefin des Öki-Hof, Martina Schmid: «Wir recyceln alles, was sinnvoll ist. Allerdings stossen wir aufgrund von Platzmangel irgendwann an unsere Kapazitäts­grenzen.»

Den Abschluss bildete der Vortrag von Jakob Knauf der Firma Swico mit dem Thema «Elektroschrott-Recycling» in der Schweiz. Dabei war besonders eindrucksvoll, wie viel Metall im Vergleich zum Rohabbau im Elektroschrott enthalten ist.