Wo der Rahmen und ein gut aufgehängtes Euter wichtig sind

Traditionelle Viehschau auf dem Hof der Familie Haab in Mettmenstetten

Der Hausherr in Aktion: Nationalrat Martin Haab als Speaker. (Bilder Werner Schneiter)

Der Hausherr in Aktion: Nationalrat Martin Haab als Speaker. (Bilder Werner Schneiter)

Die einen «bocken», andere lassen sich problemlos zu den Experten führen.

Die einen «bocken», andere lassen sich problemlos zu den Experten führen.

Da ist von Harmonie die Rede, von Strichfestigkeit und Körperbreite, von einer guten Winkelung des Sprunggelenks, von einer guten oberen Linie und von einem herrlichen Rahmen. Und vor allem: von einem gut aufgehängten Euter. Somit wird auch Laien klar, um was es sich hier handelt. Um Rinder und Kühe, die an der Viehschau die Hauptrolle spielen.

Ja, Herbstzeit ist die Zeit der Viehschauen, von denen es im Säuliamt noch drei gibt: in Hausen, Mettmenstetten und in Maschwanden. Jene in Mettmenstetten ist die grösste. Mit rund 180 Tieren fuhren am Donnerstag 17 Bäuerinnen und Bauern beim Hof von Nationalrat Martin Haab in Mettmenstetten auf. Das ist rund ein Drittel der Mitglieder des Viehzuchtvereins Säuliamt, dem die Gemeinden Mettmenstetten, Knonau, Maschwanden, Obfelden und Uerzlikon angeschlossen sind. Erweitert wurde dieser Verein im vergangenen Jahr durch die Gemeinden Affoltern/Zwillikon, Bonstetten, Hedingen und Ottenbach. Und trotz dieser Erweiterung ist die Teilnahme an der Viehschau im Vergleich zum vergangenen Jahr zurückgegangen, vorbei, die Zeiten, als in Mettmenstetten 300 bis 400 Kühe und Rinder präsentiert wurden. «Die Zahl der Braunviehrasse schrumpft, und zudem ist der Aufwand für Bauern für eine Viehschau-Teilnahme enorm», sagt Silvia Blickenstorfer, Präsidentin des Viehzuchtvereins Säuliamt. Dieser Aufwand besteht in den frühen Morgenstunden durch Putzen und Waschen, auch mit Hochdruckreiniger. Dazu müssen die Kühe, die heute grösstenteils in Laufställen leben, an den Gang am Halfter gewöhnt werden – keine einfache Sache, was an der Viehschau sichtbar wurde. So manches Tier «bockte» und widersetzte sich dem Willen des Halters.

Fünf Kriterien im Vordergrund

Das Ritual ist seit jeher das gleiche: Die Halter führen ihre Tiere im Kreis vor und werden dabei von zwei externen Experten begutachtet. Im Vordergrund stehen fünf Kriterien: Rahmen, Becken, Fundament, Euter und Zitzen. Letzteren beiden kommt besondere Bedeutung zu, weil ja die Milchleistung im Vordergrund steht. «Insgesamt geht es bei der Bewertung um rund 30 Merkmale», halten die beiden Experten, Andrin Ledergerber und Stefan Knecht, fest. Neben der Wirtschaftlichkeit einer Kuh spielt auch deren Gesundheit eine Rolle sowie das äussere Erscheinungsbild. Da ist dann von einer «herrlichen Kuh» die Rede, was die Halterinnen und Halter von Enzian, Arcas, Alma und Co. erfreut, wenn ihre Tiere in der Rangierung der entsprechenden Abteilung zuvorderst stehen. Die Wirtschaftlichkeit in Zahlen: Im Vereinsdurchschnitt liefert eine Kuh rund 8000 Liter jährlich, Spitzenkühe gegen 12 000 Liter, was gesamtschweizerischen Spitzenwerten entspricht.

Gesellschaftliche Bedeutung

Die Viehschau ist aber mehr als eine Leistungsschau. Sie hat eine gesellschaftliche Bedeutung, weil sich hier Bäuerinnen, Bauern mit der nicht landwirtschaftlichen Bevölkerung treffen – eine Gelegenheit der Tierhalter, ihre Anliegen auch ausserhalb des Berufsstandes zu formulieren, zum Beispiel in der Festwirtschaft beim geselligen Beisammensein. «Diese Tradition muss unbedingt erhalten bleiben», sagt Hans Uhr, der ferienhalber in der Schweiz weilt. Der ehemalige Knonauer lebt seit 48 Jahren in Ontario, Kanada, und betreibt dort Milchwirtschaft und Ackerbau auf rund 880 Hektaren, mit rund 300 Tieren. Der Aufwand, eine Viehschau auf die Beine zu stellen, ist aber beachtlich: «Wir müssen Sponsoren und Inserenten finden, den Ausstellungskatalog gestalten, die Festwirtschaft einrichten und wieder abräumen», hält Silvia Blickenstorfer fest und ergänzt: «Wir können glücklicherweise auf viele Helferinnen und Helfer zählen.»

Die letzte Viehschau findet am Samstag, 19. Oktober, in Maschwanden statt