Der Grossteil der Stellen ist besetzt

Der Sommer kommt, die Lehrpersonen gehen – weil sie nur zum Ende des Schuljahrs hin kündigen können. An welchen Ämtler Schulen gibt es Wechsel, und wo sind noch Vakanzen übrig? Ein Überblick.

In Zürcher Klassenzimmern stehen auch im Schuljahr 2023/24 Personen ohne anerkanntes Lehrdiplom. (Symbolbild Keystone)
In Zürcher Klassenzimmern stehen auch im Schuljahr 2023/24 Personen ohne anerkanntes Lehrdiplom. (Symbolbild Keystone)

Er wird alle Jahre wieder vor den Sommerferien zum Thema: Der akute Mangel an Lehrpersonen in Schweizer Schulhäusern. Die bis 2025 zu erwartenden Zahlen an Schülerinnen und Schülern sind grösser als jemals in der Geschichte der schweizerischen Volksschule. Der Bedarf an Lehrpersonen steigt zwar nicht linear mit den Schülerzahlen; ein Teil davon kann mit Anpassung bei Klassengrössen und Arbeitspensen abgefangen werden. Trotzdem braucht es insgesamt mehr Schulraum und mehr Lehrpersonal.

Allein im Kanton Zürich entstanden auf das Schuljahr 2022/23 hin 134 zusätzliche Schulklassen. Die Bildungsdirektion sprach im August 2022 von einer «Rekordzahl» an Kindern und Jugendlichen, die im Kanton Zürich an der öffentlichen Volksschule ins neue Schuljahr gestartet seien. Insgesamt waren es 157500 Kinder. Um dem Personalmangel beizukommen, dürfen seither auch Personen ohne anerkanntes Lehrerdiplom unterrichten. Zunächst hatten sie einen befristeten Jahresvertrag erhalten; von den 18000 angestellten Lehrerinnen und Lehrern waren das im August 2022 rund 530 Personen. Im März teilte die Bildungsdirektion mit, dass sich bei der Stellenbesetzung für das Schuljahr 2023/24 «eine ähnliche Situation wie im Vorjahr» abzeichne. Die Ausnahmeregelung für Personen ohne Diplom wurde um ein Jahr verlängert.

Wie sieht es in den Primarschulen im Bezirk Affoltern aus? In welchen Gemeinden konnten die Vakanzen besetzt werden, und wo sind noch Stellen offen? Nachdem am 16. Juni bereits ein Artikel über die Doppelkündigung der Primarschulleitung Ottenbach erschienen ist, hat sich der «Anzeiger» bei den anderen 13 Primarschulen nach der Personalsituation erkundigt.

Primarschule Aeugst

Die Primarschule Aeugst beschäftigt 25 Lehrpersonen, ohne Klassenassistenz. Auf den Schuljahr-Wechsel wird ein einziger Abgang verzeichnet. Es geht eine von insgesamt neun Klassenlehrpersonen. «Wir hatten keine Mühe, die Stelle zu besetzen», so Schulleiterin Helen Enzler. «Unser Netzwerk und die kleine Schule an schöner Lage zieht viele Bewerber an.» Stabilisiert hat sich auch die Situation der Schulleitung – nach diversen Wechseln in den letzten Jahren. «Die Stimmung im Team ist sehr gut», so Helen Enzler.

Primarschule Affoltern

«Keine auffällig übermässigen Kündigungen im Bereich der Lehrerschaft», vermeldet Ina Rizza, Abteilungsleiterin Bildung bei der Stadt Affoltern. Genaue Zahlen könne sie derzeit nicht liefern, weil die Schulverwaltung zwei Tage zuvor in ein Provisorium umgezogen sei. Die einzelnen Kündigungen schreibt sie der normalen Fluktuation zum Schuljahresende zu. Gekündigt haben zudem zwei der vier Schulleitenden: Charlotte Couvreur und Martin Schwab verlassen die Primarschule Affoltern.

Primarschule Bonstetten

Eine Pensionierung und vier weitere Abgänge verzeichnet die Primarschule Bonstetten, dies bei insgesamt 65 Lehrpersonen. Die fünf freiwerdenden Stellen, davon eine als Klassenlehrperson, sind alle wieder besetzt. In der Schulleitung gibt es keine Wechsel. Als Gründe für die Stabilität nennt Schulleiter Claudio Roten die gute Infrastruktur und umfassende Unterstützung. Als Herausforderung hat er die zunehmende Veränderung des Berufsbilds erkannt. Das könne die Attraktivität des Lehrberufs schmälern und den Fachkräftemangel akzentuieren.

Primarschule Hausen

Den Abgang einer Klassenlehrperson und von zwei Klassenassistenzen vermeldet die Primarschule Hausen, das bei insgesamt 36 Lehrpersonen. Vakant ist einzig eine Vikariatsstelle. «Wir arbeiten viel mit Studierenden zu-sammen», so Co-Schulleiterin Sibylle Müller und lobt deren Motivation. Anspruchsvoll sei es gewesen, eine Doppelklasse zu besetzen, sagt sie. Ein Trendberuf scheint hingegen die Klassenassistenz zu sein, sei es als Wiedereinstieg ins Berufsleben oder für Quereinsteigende, die etwas sinnvolles tun möchten. Auf eine entsprechende Stellenausschreibung im «Anzeiger» meldeten sich über 20 Mütter.

Primarschule Hedingen

Keine konkreten Zahlen meldet die Schule Hedingen. Schulleiterin Rita Sauter spricht lediglich von «nur wenigen Abgängen» – und dass alle Stellen besetzt werden konnten. «Ob eine Stelle besetzt werden kann oder nicht, hängt von diversen Einflussfaktoren ab und sagt vorerst noch gar nichts über die Qualität einer Schule aus», hält die Schulleiterin fest. Dasselbe gelte für Personalabgänge.

Primarschule Kappel

Auch aus Kappel wurde die Frage nach der Anzahl Abgänge nicht beantwortet. Im Bereich der Klassenlehrpersonen haben alle Abgänge neu besetzt wer-den können, so Schulpflegepräsident Edouard Theiler. Bei den Fachlehrpersonen verzeichne man noch ein offenes Teilpensum. In der Schulleitung kommt es zu keinem Wechsel. Gründe für Stellenwechsel können persönlicher wie auch struktureller Natur sein, so Theiler. Herausgefordert seien die Schulen insbesondere aufgrund des andauernden Fachkräftemangels im Bereich Sonderpädagogik.

Primarschule Knonau

Vier Abgänge, darunter auch Stellvertretungen und Teilzeit-Mitarbeitende, verzeichnet die Primarschule Knonau zum Schuljahreswechsel. Dies bei insgesamt 35 Mitarbeitenden. Aufgrund der steigenden Schülerzahlen wird eine zusätzliche Klasse geführt. Die entsprechende Klassenlehrperson habe man bereits im Januar gefunden, so Schulleiter Jörg Berger. Noch offen sind allerdings zwei Stellvertretungen infolge Mutterschaftsurlaub ab den Herbstferien.

Tagesschule Maschwanden

Zwölf Lehrpersonen beschäftigt die Tagesschule Maschwanden. Eine davon muss – und konnte – zum Schuljahreswechsel ersetzt werden. Bei den Klassenlehrpersonen und in der Schulleitung kam es zu keinem Wechsel. Als Herausforderung bezeichnet Schulleiter Marcel Tischer den ausgetrockneten Personalmarkt: Man bewerbe sich als Schule um Lehrpersonen – und nicht umgekehrt.

Primarschule Mettmenstetten

Keine offenen Stellen vermeldet die Primarschule Mettmenstetten. Dabei galt es, acht Abgänge – vier Kündigungen, drei Pensionierungen und ein Sabbatical – zu kompensieren. «Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass wir schon relativ früh sämtliche Vakanzen durch Neuanstellungen oder durch interne Rochaden besetzen konnten», so Co-Schulleiter Manuel Spalinger. Zwei der Abgänge sind Klassenlehrpersonen. Zur Einordnung: Die Primarschule Mettmenstetten beschäftigt 69 Lehrerinnen und Lehrer, 39 davon sind Klassenlehrpersonen. Entsprechend spricht Spalinger von normaler Fluktuation mit vielfältigen Gründen.

Primarschule Obfelden

Bei insgesamt 28 Klassen musste die Primarschule Obfelden sechs Klassenlehrpersonen-Stellen neu besetzen. Dies sei für alle Klassen gelungen, «durch interne Verschiebungen oder durch Neuzugänge», so Schulleiterin Karin Ugolini. Somit seien alle Stellen besetzt, insbesondere auch jene der schulischen Heilpädagogik. Die Gründe für die Abgänge seien vielfältig: drei Personen wechselten an eine andere Schule, dazu kamen Pensionierung, Reisen, Mutterschaft, und Branchenwechsel. «Eine Herausforderung war, nebst jungen Lehrpersonen auch ältere, erfahrene zu rekrutieren», führt Karin Ugolini aus, zudem habe man den Anteil an männlichen Lehrpersonen erhöhen können. Per 1. September steht nun noch in der Schulleitung ein Wechsel an. Karin Ugolini verlässt die Primarschule Obfelden.

Primarschule Rifferswil

Die Primarschule Rifferswil sucht derzeit noch einen Zivildienstleistenden und eine Person für die Leitung der Tagesbetreuung. Von zwölf Klassenlehrpersonen verabschiedet sich diesen Sommer eine in die Pensionierung, eine weitere wird sich beruflich neu orientieren. Weiter ist der Abgang einer Fachlehrperson zu verzeichnen. In der Schulleitung gibt es keine Wechsel. Grundsätzlich sei es schwierig, diplomierte Lehrpersonen zu finden, so Schulleiterin Sylvie Lussi. Und während viele Betriebe Zivildienstleistende suchen, seien die obligatorischen Kurse, welche diese für den Stellenantritt brauchen, ausgebucht.

Primarschule Stallikon

Vier Wechsel bei alles in allem 40 Lehrpersonen vermeldet die Primarschule Stallikon. Zwei davon betreffen Klassenlehrpersonen, von denen die Schule insgesamt 21 beschäftigt. Zu einem Wechsel kommt es auch in der Schulleitung. Aktuell sei noch eine Stelle in der Schulischen Heilpädagogik vakant, verriet Schulleiterin Edith Blum auf Anfrage.

Primarschule Wettswil

«Keine offenen Stellen», vermeldet Jacqueline Hodel, Schulleiterin in Wettswil. Bei insgesamt 60 Lehrpersonen wurden drei Abgänge registriert. «Jemand wird pensioniert, jemand wird eine Schulleitungsstelle annehmen und ein Heilpädagoge hat eine Anstellung in der Nähe seines Wohnorts gefunden», führt Jacqueline Hodel aus. Von 27 Klassenlehrpersonen geht gerade mal eine, in der Schulleitung gibt es keine Wechsel.

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