Ökologische Aufwertung ist nötig
Wasserqualität soll gesteigert werden – Verein Naturnetz Unteramt meldet Bedenken an
«Die Idee zu dem Badeweiherprojekt ist schon 2019 entstanden», erinnert sich Arianne Moser. Die Gemeindepräsidentin von Bonstetten konnte damals bei einer Bevölkerungsbefragung entsprechende Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern entgegennehmen.
Dann ging die Suche los. «Zunächst haben wir die Lage beim Ziegelweiher eruiert», erzählt sie. Der liegt jedoch bereits auf Wettswiler Gemeindegebiet, wäre aber eventuell geeignet gewesen, da dort bereits vor Jahrzehnten einmal ein Badeweiher war und auch heute noch mit einem Holzbecken ausgestattet ist. Er liegt in kantonalem Schutzgebiet. «Doch die Gemeinde Wettswil ist nicht bereit gewesen, Vorabklärungen zu machen», erzählt Moser. Der Neubau einer Badi war aus Mangel an einem Grundstück und wegen viel zu hoher Erstellungs- und Unterhaltskosten nie ein Thema: «Das sind Dimensionen, die der Gemeinderat nicht angehen wollte.»
Gewässer ist ökologisch bedenklich
Beim Lochenweiher fügten sich die Dinge dann anders. Denn der Weiher, den viele Bonstetter nach Einschätzung von Arianne Moser gar nicht kennen, da er von dichten Hecken und Baumbewuchs umgeben ist, ist ökologisch problematisch. «Der Weiher hat einen zu hohen Nährstoffgehalt, da zu viel Rückstände aus der Bewirtschaftung der benachbarten landwirtschaftlichen Flächen in den Weiher geleitet wurden.» Die Zuflüsse wurden inzwischen umgeleitet, der Weiher hat aber weiterhin genug Wasser. Doch laut einer Studie ist der Nährstoffgehalt immer noch zu gross. «Es braucht auf jeden Fall eine ökologische Aufwertung», sagt die Gemeindepräsidentin. Die Wasserqualität müsse also so oder so gesteigert werden. Das soll mit geeigneten Massnahmen erreicht werden.
Die Kosten
Die Projektkosten belaufen sich auf 920000 Franken. Eingerechnet sind Honorare, Baunebenkosten und eine Reserve für Unvorhergesehenes (10 Prozent). Von den Kosten entfallen 60 Prozent auf die Massnahmen der Badenutzung und 40 Prozent auf die ökologische Aufwertung.
Die Gemeinde geht davon aus, dass Kanton und Naturschutzorganisationen einen Teil der Kosten übernehmen werden, was die Kosten für die Gemeinde entsprechend reduzieren würde. Für den Unterhalt ist mit jährlichen Kosten von 16000 Franken zu rechnen. Kann sich die Gemeinde das leisten? «Auf jeden Fall», sagt die Gemeindepräsidentin und Finanzchefin.
Kritik an Naturschützern
Kein Verständnis hat sie für das Vorgehen des Vereins Naturnetz Unteramt (siehe Kasten rechts): «Wir haben uns im Vorfeld mit ihnen an einen Tisch gesetzt, das weitere Vorgehen vereinbart und unsere Ideen für ein ergänzendes Vernetzungsprojekt dargelegt. Sie waren sehr zufrieden. Jetzt, wo die Bevölkerungsbefragung stattfindet, wenden sie sich mit ihrer Stellungnahme an den ‹Anzeiger›». Und weiter sagt sie: «Das ist für mich kein Verhalten, um zu einer guten Lösung zu kommen. Das ist opportunistische Stimmungsmache. Der VNU hat mit seinem Verhalten die Glaubwürdigkeit als seriöser Partner verloren.»
So geht es weiter
Erste Signale aus der Bevölkerungsumfrage seien positiv, sagt Arianne Moser. Je nach Interesse wird dann das Projekt weiterverfolgt oder fallen gelassen. «Ich bin überzeugt, dass das Projekt Lochenweiher eine tolle Gelegenheit ist. Es wird die Gemeinde noch lebenswerter machen.» Und fügt noch an: «Die Bonstetter wissen gar nicht, was sie da für eine Perle haben.»
Bedenken von Naturschützern
Der Verein Naturnetz Unteramt (VNU) mit seinen 250 Mitgliedern anerkenne die Bemühungen der Gemeinde für ein Projekt zugunsten der Bevölkerung, heisst es in einer Mitteilung. Dennoch kritisiere man, dass im Projektbeschrieb wesentliche Informationen fehlten: «Nur wenn die Bevölkerung diese kennt, kann sie sich ein richtiges Bild vom Projekt machen.»
So sei der Lochenweiher im kommunalen Inventar der Natur- und Landschaftsschutzobjekte aufgeführt. «Für solche Objekte ist vorgesehen, dass die Gemeinde eine Schutzverfügung erlässt. Bei diesen Naturschutzobjekten handelt es sich um letzte Oasen für die Natur; in Bonstetten gibt es nur sehr wenige solche Objekte. Es gilt, sie zu bewahren und auszuweiten. Eine Badi widerspricht dem und würde eine Unterschutzstellung zukünftig verhindern.» Weiter heisst es, der VNU habe «höchste Zweifel daran, dass sich die Erholungssuchenden nur im Bereich des Bassins und der Liegewiese aufhalten würden. Mit Sicherheit käme es rund um den Teich und im Wasser zu regelmässigen massiven Störungen für die brütenden Vögel, nahrungssuchenden Enten und Amphibien/Reptilien.»
Völlig unklar sei, wie der Weiher saniert werden solle. «Damit ist höchstwahrscheinlich die Ausbaggerung des Weihers gemeint – obwohl das im Projektbeschrieb nicht erwähnt wird.» Auch wisse man zu wenig über die Wasserqualität. «Erfahrungen mit der Bio-Badi in Maschwanden zeigen, dass sich gefährliche Bakterien und andere Organismen ansiedeln können», so das Schreiben weiter.
Der VNU zeigt sich überzeugt, dass der Standort aufgrund der Erreichbarkeit und fehlenden Parkplätze auch sonst nicht ideal sei. Man schlage daher vor, der Bevölkerung ein Projekt für eine kleine Badi an einem anderen Ort vorzulegen. (red)