Den Lebenspartner mit dem Tod bedroht

Mit dem Messer in der Hand hat ein 19-Jähriger seinen 42-jährigen Lebenspartner bedroht. Dafür – und weil er Drogen konsumiert bzw. verkauft hat – wurde er vom Bezirksgericht Affoltern zu achteinhalb Monaten Gefängnis verurteilt.

Seit Oktober 2014 befindet sich der 19-Jährige im Bezirksgefängnis Limmattal in Haft. (Bild LiZ)
Seit Oktober 2014 befindet sich der 19-Jährige im Bezirksgefängnis Limmattal in Haft. (Bild LiZ)

Laut Anklageschrift hat der junge Mann seinen Lebenspartner in der gemeinsamen Wohnung in einer Ämtler Gemeinde mit einem 10 cm langen Rüstmesser und mit Worten bedroht: «Ich steche zu, ich steche zu!» sowie «Sag das noch einmal, und du bist durch einen psychisch Kranken tot». Es kam zu einem Gerangel, wobei der Geschädigte eine kleine Schnittwunde am Ellbogen sowie Kratzer am Unterarm erlitt. Hintergrund der verbalen Auseinandersetzung mit Gerangel bildete offenbar Eifersucht. Es ging um eine Beziehung des 42-jährigen Lebenspartners mit einer Drittperson. Vorgeworfen wird dem jungen Mann ausserdem Handel mit Betäubungsmitteln und deren Konsum. Es geht um 0,5 bis 1 kg in der Zeitspanne zwischen 2012 und 2014.

Vor Gericht schilderte der Beschuldigte den Vorfall anders: Er sei seinem Freund nachgerannt und wollte ihm lediglich eine Ohrfeige verabreichen. Dieser habe sich auch ihm genähert und seine Hand gepackt. Niemals habe er ihn verletzen wollen, und die Aussagen seien auch nicht so gemeint gewesen. «Es tut mir leid, dass es so weit gekommen ist», sagte der junge Mann ohne Berufsbildung, der auf der Anklagebank seinen Blick immer wieder auf seinen hinter ihm sitzenden Lebenspartner richtete und dabei lächelte. Immerhin verletzte auch er sich beim Gerangel: Eine Sehne wurde durchtrennt. Und der Drogenhandel und -konsum? Das habe er aus reiner Neugier getan. «Es war mein Hobby, und ich fand das lustig», sagt er. Begonnen hat er damit im Alter von etwa 16 Jahren.

Auf keinen Fall auf freien Fuss setzen

Seit Oktober 2014 befindet er sich im Bezirksgefängnis Limmattal in Haft. Staatsanwalt Markus Oertle sprach von einem Ausraster. Wenn jemand so drohe und mit dem Messer fuchtle, so sei das ernstzunehmen. Der Beschuldigte habe den Sachverhalt vorbehaltlos anerkannt. Er forderte «recht milde 9 Monate Gefängnis». Der Mann sei noch sehr jung, Betäubungsmittel habe er als Jugendlicher verkauft und konsumiert. Seine Schuldfähigkeit sei im mittleren Ausmass gegeben, die Rückfallgefahr leicht bis mittelschwer und angesichts festgestellter paranoider Schizophrenie eine stationäre Massnahme wichtig. Auf den 15. Juli wird ein Platz frei. «Es wäre verantwortungslos, den jungen Mann zuvor aus der Sicherheitshaft auf freien Fuss zu setzen. Er hat keinen geordneten Tagesablauf, und die Medikamenteneinnahme wäre nicht gewährleistet», appellierte der Staatsanwalt.

In Abhängigkeitsverhältnis

Der amtliche Verteidiger Andreas Elsener forderte fast in allen Anklagepunkten Freisprüche und die sofortige Freilassung aus der Sicherheitshaft. Nur für die mehrfache Übertretung des Betäubungsmittelgesetzes sei er schuldig zu sprechen und mit einer Busse von 500 Franken zu bestrafen. In seinem Plädoyer machte der Verteidiger den Lebenspartner des Jungen verantwortlich für den Eklat. Er habe ihn mit Stoff versorgt und als Gegenleistung Sex verlangt, die «Sexschulden» sogar auf einem Papier festgehalten. Der Junge sei manipuliert und Opfer geworden. Er habe die Ansprüche nicht immer erfüllen können. Der vorbestrafte Lebenspartner habe ihn vollständig unter Kontrolle.

Das habe letztlich zum Eklat geführt; der Junge wollte sich nicht mehr alles bieten lassen – und dies seinem Lebenspartner auf diese Weise «mitteilen» wollen, ohne Verletzungsabsicht. So dürfe man auch die Drohungen nicht für bare Münze nehmen, da sei Bluff dahinter. Das seien die Formulierungen eines Jugendlichen, die seinen Partner gewiss nicht in Angst und Schrecken versetzt hätten. Dieser sei dem Jungen, der in einem Abhängigkeitsverhältnis stehe, geistig, körperlich und in wirtschaftlicher Hinsicht völlig überlegen. Sein Lebenspartner habe ihn provoziert. Inzwischen sei der Streit längst vorbei.

Im Übrigen habe das Obergericht in seiner Stellungnahme der Persönlichkeit nicht Rechnung getragen und ihn nicht einmal vorgeladen. Die Sicherheitshaft sei längst nicht mehr gerechtfertigt. Der Junge sei gewillt, sich ambulant therapieren zu lassen. «Und da ist das Gefängnis der falsche Platz», sagte der Verteidiger und forderte damit den Staatsanwalt zu einer Duplik heraus. Dieser betonte abermals, eine Entlassung sei angesichts der Rückfallgefahr unverantwortlich.

Haft bis 20. Juli, dann Therapie

Für das Gericht ist der junge Mann der versuchten, qualifizierten, einfachen Körperverletzung schuldig, ausserdem wegen Drohung und mehrfachen Vergehens gegen das Betäubungsmittelgesetz. Dafür kassiert er achteinhalb Monate Gefängnis und eine Busse von 500 Franken. Zudem wird eine stationäre therapeutische Massnahme angeordnet. Laut Präsident Peter Frey stützt sich das Gericht dabei auf ein Gutachten, das den Jungen als rückfallgefährdet einstuft. Er bleibt bis zum 20. Juli in Sicherheitshaft; hernach erfolgt die Therapie. Weil er keine Tagesstrukturen habe und Medikamente brauche, sei das sinnvoll, so Frey.

Insgesamt sei seine Prognose nicht gut, deshalb die unbedingte Strafe. Bei der Strafzumessung sei zu berücksichtigen, dass sich der Angeklagte in emotionalem Zustand befunden, eine schwierige Jugend und eine schwierige persönliche Situation habe. Ein Grossteil der Straftaten habe er vor dem 18. Lebensjahr begangen. Auch seine verminderte Schuldfähigkeit sei beim Urteil berücksichtigt worden, so der Gerichtspräsident.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern10.04.2025

Die Massnahmen beginnen zu greifen

Der Kulturkeller lamarotte konnte das strukturelle Defizit im vergangenen Jahr stark reduzieren
Bezirk Affoltern10.04.2025

Stockwerkeigentum: Hoher Sanierungsbedarf

Kurz nach der UBS präsentiert die ZKB eine weitere Immobilienstudie
Bezirk Affoltern10.04.2025

Fredy Bickel ist jetzt offiziell Präsident des FCA

In seiner Antrittsrede forderte er mehr Teamspirit – ein Jahr will er sich Zeit dafür geben