Das Naturbad weiterführen – trotz angespannter Finanzlage?

Grossaufmarsch an einer Informations- und Diskussionsveranstaltung in Maschwanden

Der Gemeinderat Maschwanden befürwortet eine Umnutzung des Naturbads: Christian Künzi, verantwortlich für Liegenschaften, am Beckenrand. (Bild Werner Schneiter)

Der Gemeinderat Maschwanden befürwortet eine Umnutzung des Naturbads: Christian Künzi, verantwortlich für Liegenschaften, am Beckenrand. (Bild Werner Schneiter)

Noch ist es still im Naturbad: Die Eröffnung ist für Sonntag, 4. Mai, geplant. Ein Pächter ist noch nicht in Sicht. (Bild Werner Schneiter)

Noch ist es still im Naturbad: Die Eröffnung ist für Sonntag, 4. Mai, geplant. Ein Pächter ist noch nicht in Sicht. (Bild Werner Schneiter)

Vor dem Hintergrund klammer Finanzen ist die Zukunft der Badi in Maschwanden offen, zumal immer noch keine Pacht-­Interessierten in Sicht sind – aber die Bevölkerung liebt das 1971 erbaute und 2013 in ein Naturbad umgewandelte Idyll an der Lorze. Das zeigt eine Konsultativabstimmung, die im Rahmen eines Informations- und Diskussionsanlasses durchgeführt wurde: Eine Mehrheit spricht sich für den Weiterbetrieb aus, andere für eine Umnutzung oder gar für einen Rückbau. Das Naturbad in Ma­schwanden, das im Schnitt jährlich rund 4000 Eintritte registriert und 300 Abonnenten zählt, beschäftigt die Bevölkerung. Das zeigt allein der Aufmarsch von 108 Einwohnerinnen und Einwohnern, die am Montag der Einladung des Gemeinderates in die «Gerbi» gefolgt sind – doppelt so viele wie etwa an einer Gemeindeversammlung.

Maschwanden bezieht individuellen Sonderlastenausgleich (Isola), aktuell rund 1,5 Millionen Franken. Und unterhält eine vergleichsweise teure Badi. Rund 250000 Franken (entsprechend zirka zehn Steuerprozenten) muss die Gemeinde jährlich für Unterhalt, Reinigung, Aufsicht und Verwaltung aufwenden, wie der für Liegenschaften und Kultur zuständige Gemeinderat Christian Künzi darlegte. Dazukommen Kosten wie Monitoring und fachmännische Begleitung für Wasserqualität und ­-aufbereitung sowie der Einbau von UV-Lampen für die Einhaltung der Badewasserqualität, die auch immer wieder Probleme bereitet hat. In den nächsten fünf bis zehn Jahren sind Investitionen für Filter- und Garderobengebäude ­sowie Pumphaus in der Höhe von rund 360000 Franken notwendig. Aktuell schätzt der Gemeinderat den gesamten Investitionsbedarf für Infrastruktur, Schwimmbereich und Kiosk-Einrichtung in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf 1,5 bis 3 Millionen Franken.

Gemeinderat befürwortet Umnutzung

Weil das den Finanzhaushalt auch in Zukunft stark belastet und das Bad nur dank Isola weiterbetrieben werden kann, will der Gemeinderat das Naturbad nicht weiterführen. «Weil wir einen gesunden Finanzhaushalt anstreben, möglichst ohne Isola», wird begründet.

Statt eines Rückbaus, der finanziell ebenfalls ins Gewicht fällt, befürwortet der Gemeinderat eine Umnutzung des Areals, zum Beispiel in ein naturnahes Naherholungsgebiet – einer Art öffentlicher Park oder Freizeitanlage ohne Badebetrieb: Spielplätze, Picknick oder andere Outdoor-Angebote. Eine solche Umnutzung sei aber nur mittels Gestaltungsplan möglich – unter Beizug von kantonalen Fachstellen. Das Naturbad liegt in einer Grundwasserschutzzone. Klar ist, dass eine Umnutzung ebenfalls mit Kosten verbunden ist, aber nur mit einmaligen – je nach Angebot auch mit weniger Betriebskosten. «Der Gemeinderat favorisiert diese Variante», so Christian Künzi. Ein Rückbau generiere mindestens gleich hohe Kosten. Zahlen ­liegen noch nicht vor. Ein Betrieb zusammen mit anderen Gemeinden ist kein Thema. «Wir haben acht Gemeinden – auch ausserhalb des Kantons – ­angefragt, fünf haben geantwortet – ­allesamt mit Absagen», fügte Gemeindepräsident Ernst Humbel bei.

Nach den gemeinderätlichen Ausführungen entstand eine lebhafte ­Debatte, gespickt mit zahlreichen Vorschlägen. Eine Anlage für Camper sowie eine Saunamöglichkeit im Winter, ein Anschluss des Lorze-Ufers (bis 1971 als Badi genutzt) ans Badiareal mit Wasserzufuhr vom Fluss, Spielwiese und anderes, was jedoch auch als unrealistisch taxiert wurde. Skepsis herrscht generell bei einer Umnutzung samt Gestaltungsplan in einem Gewässerschutz-/Naturschutzgebiet, wo der Kanton ebenfalls am Tisch sitzt. Und im Vergleich zu früheren Jahren sind die (Umwelt-)Bedingungen härter geworden.

Eine Perle, aber realistisch bleiben

Für die einen ist das Bad eine der Perlen im Dorf und Erholungswert, was erhalten werden muss und bei einer Fusion mit einer anderen Gemeinde ein Pluspunkt darstellen würde. Mit Blick auf die klammen Finanzen mahnten andere, der Realität ins Auge zu schauen. Bei der Notwendigkeit von Investitionen der Gemeinde in die Infrastruktur (rund 8 Millionen Franken in den nächsten Jahren) und möglicherweise bis 3 Millionen Franken fürs Naturbad, warf jemand ein: «Eine weitere Nutzung ist vermessen, wir können uns die Badi schlicht nicht leisten.» Durch einen Rückbau würde indessen der Steuerfuss der Gemeinde nicht automatisch sinken, machte Gemeindepräsident Ernst Humbel klar. In der Diskussionsrunde wurde die Notwendigkeit von Investitionen bis 3 Millionen Franken in die Infrastruktur (Kiosk-, Umkleide und Lagergebäude, Kiosk-Einrichtung, Schwimmbereich, Technik, Bad usw.) angezweifelt und als «Schreckenszenario» kritisiert. Kostengünstige Lösungen seien gefragt.

Auch Finanzierungsideen machten die Runde – mit Vorschlägen, Stiftungen, Migros-Kulturprozent, Swisslotto und private Investoren anzufragen. Auch die Bildung einer Genossenschaft wurde erwähnt. Wie es weitergeht, ist unklar. Der Gemeinderat hält den Betrieb des Naturbades in den nächsten vier, fünf Jahren noch für möglich und will die Kosten «möglichst tief» halten. Klar ist, dass das Retentionsbecken in 10 bis 15 Jahren ausgewechselt werden müsste.

Ja, wie weiter? Lasst ETH-Studenten einen Wettbewerb zum Thema machen, schlug jemand vor – oder bildet eine Kommission mit Gemeinderat, Einwohnerinnen und Einwohnern, die sich der Badi-Zukunft annimmt, forderte ein anderer Diskussionsteilnehmer. Immerhin bot der Anlass ein gutes Stimmungsbild aus der Bevölkerung, das für die Behörde richtungsweisend sein kann.

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