Den Entscheid zum kleinen Haus noch keine Minute bereut
Wohnen in einem Holzhaus, das viel Gemeinsames mit einem sogenannten Tiny House hat
Behaglich sehen sie aus, die drei kleinen Holzhäuser, die auf einer sanften Anhöhe im Osten des Dorfes Mettmenstetten den Blick auf sich lenken. Es muss noch nicht einmal geschneit haben, um sich das Ensemble als romantische Idylle auf einem Adventskalender oder einer Modellbahn-Anlage vorzustellen. Doch was verbirgt sich im Inneren?
Schon so manches authentisch wirkende Chalet oder Engadinerhaus hat sich ja beim Eintreten als lediglich hübsch verpackte Wohnung im «Tiefkühler-Charme» erwiesen. Und wie steht es mit den Platzverhältnissen, wie sehr muss sich der- oder diejenige einschränken, die sich ein solches Gebäude zum Lebensmittelpunkt machen möchte? Ein Besuch in einem der Mettmen-stetter Holzhäuser mit Marc Lüllmann, dem Co-Gründer und Co-CEO der Erbauerfirma «SmartSmallHouse», wird diese Geheimnisse lüften.
Die gut gelaunten Gesichter der unter der Türe stehenden Bewohner André und Seraina Häcki-Bruhin versprechen eine durchwegs positive Erfahrung bei der Begegnung, und der sanfte Geruch nach Holz, der einen im Haus empfängt, gibt einen ersten Eindruck von der «Echtheit» der in der Aussenwirkung vermittelten Botschaft. «Willkommen bei uns zu Hause, wir fühlen uns hier so richtig wohl», wird der Gast vom Affolter Anzeiger begrüsst.
Über eine Treppe geht es in den ersten Stock, wo der Blick von der Empore eine Vorstellung von der erstaunlichen Grosszügigkeit des Wohngefühls vermittelt. Ein Eindruck von Enge kommt nicht auf, und das an der Ostseite gelegene Badezimmer wirkt mit seiner längs angeordneten Badewanne und den übrigen Einrichtungen nicht nur sehr gemütlich, es ist auch voll ausgestattet. Lediglich im Schlafzimmer, das sich im zweiten Obergeschoss befindet, muss man wegen der Dachschrägen von beiden Seiten etwas auf seinen Kopf aufpassen. Zur Gewährleistung von Schallschutz und Privatsphäre lässt sich die Zugangsöffnung, durch die man über eine sogenannte Faltwerk-Treppe in den Raum gelangt, auch zuklappen. «Dies geht ganz einfach mit einer Hand; es sind Hydraulikzylinder eingebaut, damit man sich dabei nicht abmühen muss», demonstriert Seraina Häcki den Vorgang. Zurück im Erdgeschoss, fällt der Blick auf den mit Holzpellets befeuerten Pelletofen in einer Ecke des Wohnzimmers. «Alle fragen immer als Erstes, ob wir wirklich nur mit diesem Ofen heizen», schmunzelt die Co-Hausbesitzerin, und ihr Ehemann erklärt, dass eine Bodenheizung technisch möglich, aber wohl kaum sinnvoll wäre. «Das Feuer ist schön und heimelig, und wir haben es genug warm», sind sich die Bewohnenden einig. Was geschieht aber, wenn sie beispielsweise länger in den Ferien sind, kühlt dann das Haus nicht völlig aus, weil niemand den Ofen mit Brennholz versorgt? «Wir haben für den Holzofen eine sogenannte Smarthome-Steuerung und können sogar aus der Ferne anfeuern, notfalls vom Skilift aus», lautet die überraschende Antwort. Auch die Temperatur in den anderen Räumen lasse sich bequem vom Handy aus abrufen.
Die Siedlung ist ein Familienprojekt
Wie kam es dazu, dass das Paar nun seit einem Jahr in einem so aussergewöhnlichen und innovativen Holzhaus zu Hause ist? Seraina Häcki erklärt, dass sie mit ihren Geschwistern auf diesem Grundstück aufgewachsen ist, allerdings in einem weitaus grösseren Einfamilienhaus. Der Familiengemeinschaft habe sich dann irgendwann die Frage gestellt, was aus dem Elternhaus werden soll, und man habe verschiedene Optionen durchgespielt. «Als wir Marc Lüllmann und das Konzept der SmartSmallHouses kennenlernten, waren wir sofort begeistert», blickt André Häcki zurück. Ein bisschen widersprüchlich sei die Situation gewesen, als er, der gelernte Maurer, dann zum Co-Bauherren einer Holzhaussiedlung geworden sei, ergänzt Häcki lachend. «Da ich mittlerweile als Bauführer bei einer Bauunternehmung arbeite, musste ich einige Seitenhiebe von Arbeitskollegen und Freunden in Kauf nehmen.»
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