Der Garten der Erinnerungen

Susanne Crimis Garten ist verspielt, aber auch ein Ort des Gedenkens

Susanne Crimi und Kurt Birrer lieben üppige Gartendekoration. (Bilder Regula Zellweger)

Susanne Crimi und Kurt Birrer lieben üppige Gartendekoration. (Bilder Regula Zellweger)

Die Skulptur von Werner Nydegger ist ein grosser Gegensatz zur seefahrenden Katze.

Die Skulptur von Werner Nydegger ist ein grosser Gegensatz zur seefahrenden Katze.

Aus dem Küchenfenster sieht Susanne Crimi die Erinnerungsstele für ihren verstorbenen Bruder, 
der Fischen als Hobby hatte.

Aus dem Küchenfenster sieht Susanne Crimi die Erinnerungsstele für ihren verstorbenen Bruder, der Fischen als Hobby hatte.

Was zuerst auffällt? Eine Reihe Rabenfiguren auf den Zaunpfosten, die Passanten ein Lächeln entlocken. Steigt man die paar Stufen zum gemütlichen Sitzplatz hinunter, begegnet man einem grossen Steinbock aus Holz. Wo man hinschaut, entdeckt man witzige Details und erfährt viel über Susanne Crimi Nyffenegger, die hier in dritter Generation wohnt. Bereits ihr Grossvater hatte die Hälfte des Doppeleinfamilienhauses in den 40er-Jahren erworben — Zeit des Aktivdienstes und der Essensmarken.

Das Haus und der Garten sind ein dreidimensionales Familienalbum. Der Vater war als Webmeister tätig. Die Textilgeschichte des Knonauer Amtes ging im letzten Jahrhundert immer mehr zu Ende. Vater Nyffenegger war insgesamt sechs Jahre in Nigeria als Werkmeister tätig, vier davon mit der gesamten Familie. Weil die kleine Susanne und ihr Bruder eingeschult werden mussten, blieben die beiden, bis der Arbeitsvertrag auslief, bei den Grosseltern in der Schweiz. Susanne Crimi verbrachte also ihre frühe Kindheit im Haus, in dem sie heute wohnt. Damals pflanzte man im Garten Gemüse und Kartoffeln an, erntete Obst und Beeren.

Später übernahm Vater Walter Nyffenegger das Haus seines Vaters. Von der Weberei wollte er nichts mehr wissen, er arbeitete 25 Jahre für das Elektrizitätswerk EKZ. Von seiner Begeisterung für die Ornithologie zeugen heute noch Nistkästen am Haus, für Mauersegler, auch Spyren genannt, Meisen und Fledermäuse.

Intensive Beziehung zu Haus und Garten

Susanne Crimi war glücklich, dass sie ihre Geschwister auszahlen und das Haus der Grosseltern kaufen konnte. Vorerst wohnte noch ihr schwerkranker Bruder im Haus – und der Garten bekam wenig Pflege. Ihre Kinder waren 2009 bereits ausgeflogen, als sie mit ihrem Partner Kurt Birrer das Haus beziehen konnte. Beide machten sich an die Neuplanung des Hauses und des verwilderten Gartens. Der rund 150 Quadratmeter grosse Garten umfasst drei Seiten des Hauses. Gegen Osten ist es schattig. Hier steht ein Kirschbaum, der gezweit wurde und schwarze und rote Kirschen und Weichseln trägt. Direkt unter ihm befinden sich der Parkplatz und ein kleiner Teich. Susanne Crimi erzählt: «Weil ihn mein Vater gesetzt und mich angefleht hat, ihn stehen zu lassen, steht er noch immer und bewirft mein Auto und den Weiher mit Kirschen. So muss ich mein Auto immer wieder von Kirschen befreien und den Teichmolchen gut schauen, damit sie keinen ‹Leberschaden vom vielen Kirschwasser› bekommen.»

Der südliche und der westliche Teil bekamen eine durchgehende Rasenfläche, die mit breiten Rabatten an die Strasse und den Nachbargarten grenzen. Plattenwege und zwei Sitzplätze entstanden. «In jeder Jahreszeit soll etwas blühen. Ich will Farben, kräftige Farben», wünschte sich Susanne Crimi. Sie bepflanzt ihre Rabatten nach Lust und Laune, kauft eine Pflanze, weil sie ihr gefällt, und tauscht Setzlinge mit Freunden und Nachbarn. Sie spielt mit Farben und Strukturen, pflanzte drei Blut­buchen und einen roten Ahorn, denn Rot mag sie ganz besonders.

Hier erntet man Zwetschgen, Äpfel und Kirschen. Zahlreiche Küchenkräuter landen in Susanne Crimis Küche. Weiterhin blühen der Fliederbaum der Mutter und die Hortensie der Grossmutter. Der Reigen der bunten Blumen wechselt von Woche zu Woche.

Stelen und Skulpturen

Skulpturen aus Stein und Figuren und quadratische Stelen aus rostigem Eisen schmücken den Garten, teilweise leicht versteckt unter Blattwerk. Susanne ­Crimi liebt besonders Werke des Obfelder Bildhauers Werner Nydegger. Vor Kurzem hat sie eine Skulptur gekauft, einen Mann, der einen Vogel in die Höhe reckt. Als würde er sagen: «Flieg!»

In Susanne Crimis Garten hat Rita Bürgi viele Elemente der Gartendekoration aus Eisen geschaffen. Ein rundes Schweinchen, eine Wildschweinfamilie, Hasen und Katzen bevölkern den Garten. Künstlerisch gestaltet sind die ­Stelen. Sie haben eine besondere Bedeutung. Ihnen zu Füssen, in der Erde, befinden sich die Urnen des Vaters und des Bruders. Die Stelen erzählen vom Leben der Verstorbenen. Beim Vater sind Vögel zu entdecken, beim Grabmal des Bruders erfährt man, dass er gern gefischt hat. Der Grabstein des Grossvaters ist geborgen unter einem Busch, für die Grossmutter steht eine Skulptur von Werner Nydegger, die Fürsorge und Geborgenheit ausdrückt. Es ist, als wären die verstorbenen Familienangehörigen miteinbezogen in das farbige Leben von Susanne Crimi und Kurt Birrer. Der Tisch beim Sitzplatz kann ausgezogen werden, wenn Kinder und Enkelkinder oder Freund eingeladen sind. Kurt Birrer ist der Grillmeister, Susanne Crimi bewirtet gern Gäste mit köstlichen Gerichten.

Immer engagiert

Gärten sind Spiegel ihrer Besitzer – bei Susanne Crimis Garten trifft dies sehr zu. Der Garten ist in klaren Formen gestaltet, gepflegt, man findet viele verspielte Deko-Elemente in einem eigenwilligen Stilmix, aber auch liebevoll gestaltete Erinnerungsstätten. Klarheit, Stilsicherheit, Witz, Fröhlichkeit, Farbigkeit, Ästhetik und auch emotionale Tiefe und ein grosses Herz – im Garten erkennt man die vielschichtige Persönlichkeit von Susanne Crimi. Im Garten wuseln auch die beiden geliebten, kleinen Hunde gern herum. Rasennachsäen ist deshalb oft nötig.

Neben dem Engagement in Familie, Haus und Garten arbeitet Susanne Crimi seit vielen Jahren in verschiedenen Funktionen für den Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern. Menschen von extern mögen sie als unkomplizierte, dienstleistungsorientierte Ansprechpartnerin, intern nennt man sie oft die «Seele des ‹Anzeigers›».

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