Der Gemeindepräsident als Brandstifter

Lehrerinnen mussten vor 100 Jahren mindestens zwei Unterröcke tragen. Und in Bonstetten wurde 1855 der Gemeindepräsident als Brandstifter überführt – das und viel mehr ist im Neujahrsblatt der Gemeinnützigen Gesellschaft des Bezirks (GGA) zu erfahren.

Die Arbeitsgruppe Neujahrsblätter präsentierte das neueste Werk vor viel Publikum, von links: Martin Gut, Rolf Oberhänsli, Marianne Voss (Präsidentin), Hans-Ueli Meier, Silvia Luginbühl und GGA-Präsident Edi Waldesbühl. (Bild Werner Schneiter)
Die Arbeitsgruppe Neujahrsblätter präsentierte das neueste Werk vor viel Publikum, von links: Martin Gut, Rolf Oberhänsli, Marianne Voss (Präsidentin), Hans-Ueli Meier, Silvia Luginbühl und GGA-Präsident Edi Waldesbühl. (Bild Werner Schneiter)

Der traditionelle Neujahrsapéro der GGA hat ein grosses Stammpublikum. So mussten im Mehrzwecksaal des Spitals Affoltern am Berchtoldstag zusätzliche Stühle aufgetrieben werden, als die Arbeitsgruppe Neujahrsblätter ihr neuestes Werk vorstellte – den zweiten Teil von «Schulen im Knonauer Amt». Auf 40 Seiten erfahren Interessierte viel über die Schulentwicklung vom 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Die Porträts von Schulgebäuden ist zudem auch ein Exkurs in die architektonische Geschichte. Und die Rubrik «Wussten Sie, dass ...» birgt so manche Überraschung.

Diese hat auch GGA-Präsident Edi Waldesbühl nach eigenem Bekenntnis zuerst gelesen. Er pickte sich bei der Begrüssung das Beispiel heraus, wonach Kindern 1937 in der Schule das sachgerechte Telefonieren beigebracht wurde. «Heute müsste man den Schülern beibringen, wie früher telefoniert worden ist», sagte und sorgte für Lacher, als er die Reaktion seines Enkels zum Besten gab, als dieser ein schwarzes Wandtelefon erblickte. «Warum sind hier die Hörer angebunden ...?»

Veränderungen rasanter und stetiger

Vorstandsmitglied Marianne Voss, Präsidentin der GGA-Arbeitsgruppe Neujahrsblätter und selbst während vieler Jahre als Lehrerin tätig, zitierte in ihren Ausführungen ein Merkblatt mit Anstellungsregeln, die vor 100 Jahren galten. Zu dieser Zeit war es Lehrerinnen unter anderem vorgeschrieben, in der Öffentlichkeit «mindestens zwei Unterröcke» zu tragen. «Nun, ein gewisser Dresscode für Lehrkräfte wäre auch heute wieder berechtigt», fügte sie schmunzelnd bei. Sie erwähnte die Veränderungen der Schule in den letzten hundert Jahren, die rasanter und stetiger vonstattengingen als in mehreren Jahrhunderten zuvor.

Der Hauptteil des Folgehefts nach dem ersten Teil ist einer Auswahl an Schulhäusern in den Gemeinden gewidmet. Hier könne Spannenden zu Gebäuden, aber auch zu den Schulgeschichten erfahren werden. Marianne Voss pflückte auch hier ein paar Beispiele heraus. So wurde in Affoltern auf die Einweihungsfeier einer Turnhalle verzichtet, weil dem Bau ein 15-jähriges Seilziehen vorausging. In Bonstetten erfüllte sich der Gemeindepräsident 1855 den innigen Wunsch für ein neues Schulhauses auf kriminelle Art: Er setzte das alte in Brand ... Dass in Hausen bereits 1903 ein Hort für Kinder von berufstätigen Müttern eingerichtet wurde, zeugt von rast revolutionärem Fortschritt.

Erwähnenswert auch der Umstand, dass in Mettmenstetten Architekt Bruno Giacometti, der Bruder von Albert, für den Bau des Schulhauses verantwortlich zeichnete. In Rifferswil war es Franz Bruno Frisch, der Vater von Max Frisch.

Marianne Voss schloss die Ausführungen mit einem Dank an das Neujahrsblatt-Redaktions-Team sowie an jene, die für Recherchen Beistand geleistet haben – und mit einem Werbespott für eine Mitgliedschaft in der GGA.

Infos unter www.ggaffoltern.ch. Das Neujahrsblatt kann bei Weiss Medien AG, in den Banken in Affoltern, in der Buchhandlung Scheidegger und im Kloster Kappel bezogen werden (10 Franken). Bestellungen sind auch über das Internet möglich.

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