Der Kanton belastet Besitzer von Eigenheimen und Wohnungen stark
Liegenschaften werden mit Wirkung ab 2026 neu bewertet – auch Eigenmietwert steigt
Der Kanton Zürich hat eine umfassende Reform der Bewertungsgrundlagen von Liegenschaften und des Eigenmietwertes ab dem Jahr 2026 beschlossen. Das hat auch für die Eigentümer der rund 26000 Häuser und Wohnungen im Knonauer Amt zum Teil gravierende Folgen.
Spezielle Regelung für Härtefälle
Laut Finanzdirektor Ernst Stocker (SVP) führt die überarbeitete Weisung zu einem Anstieg der Vermögenssteuerwerte um durchschnittlich 48 Prozent. Die Eigenmietwerte steigen für Einfamilienhäuser um durchschnittlich 11 Prozent und für Stockwerkeigentum um durchschnittlich 10 Prozent. Die Regierung räumt deshalb auch gleich ein, dass das zu Problemen führen werde: «Es ist davon auszugehen, dass die höheren Vermögenssteuer- und Eigenmietwerte künftig auch zu einer höheren Anzahl an Härtefällen führen werden», so Stocker an einer Medienkonferenz am Dienstag in Zürich.
Der Grund für die Neubewertung ist, dass die Verkehrswerte von Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen im Kanton Zürich seit der letzten Neubewertung im Jahr 2009 um durchschnittlich über 50 Prozent gestiegen sind. Der Anstieg ging hauptsächlich auf die Entwicklung der Landwerte zurück. Die Marktmieten stiegen laut einem Gutachten, das der Kanton in Auftrag gegeben hat, um durchschnittlich 15 Prozent.
Aufgrund der stark gestiegenen Landwerte seien laut dem Steuerrekurs- und dem Verwaltungsgericht die Vermögenssteuerwerte für Liegenschaften nicht mehr bundesrechtskonform. Die Gerichte hätten in zwei Entscheiden festgehalten, dass die heutigen Steuerwerte wegen der allgemeinen Marktentwicklung in etlichen Fällen deutlich unter der zulässigen Bandbreite lägen. Ein nach den Gerichtsurteilen in Auftrag gegebenes Fachgutachten habe den Befund bestätigt, so der Kanton.
HEV übt deutliche Kritik
Deutliche Kritik an dem Vorgehen des Kantons übt der Hauseigentümerverband (HEV) Albis: «Für die Eigentümer bedeutet die vom Regierungsrat präsentierte Weisung für höhere Steuerwerte für Liegenschaften eine enorme Belastung. Aus Sicht des HEV ist deutlich: Es braucht einen Marschhalt, bis Klarheit über die Abschaffung des Eigenmietwerts besteht», so HEV-Albis-Präsident Martin Fröhli. «Wer jahrelang für sein Haus gespart hat und seit Jahrzehnten darin wohnt, sieht sich plötzlich mit exorbitanten Rechnungen aus dem Steueramt konfrontiert. Das geht nicht – diese Leute, die ein Leben lang fleissig waren, dürfen nicht derart zur Kasse gebeten werden.» Stark kritisiert hat auch die kantonale SVP den neuen Griff in die Portemonnaies der Liegenschaftsbesitzer: «Die massive Zuwanderung der vergangenen 20 Jahre, die die Landwerte um über 50 Prozent in die Höhe getrieben hat, sowie eine linke Neidpolitik führen nun dazu, dass Hauseigentümer im Kanton Zürich bald deutlich mehr Steuern bezahlen müssen.»
SVP-Kantonsrat Marc Bochsler ergänzt: «Die steigenden Steuern sind nicht isoliert zu betrachten. Sie hängen eng mit der Bevölkerungsentwicklung und der Migrationspolitik des Kantons zusammen.»
170 Millionen Franken Mehrbelastung
Laut einer Schätzung des kantonalen Steueramts führen die Erhöhungen für den Kanton zu Mehreinnahmen von rund 45 Millionen Franken bei der Einkommenssteuer und von rund 40 Millionen Franken bei der Vermögenssteuer. Für die Gemeinden sind Mehreinnahmen in der gleichen Grössenordnung zu erwarten.