Die Weihnachtsgeschichte: Ein einzigartiges Dorfereignis

In Knonau wurde die traditionelle Dorfweihnacht wieder als Live-Darbietung aufgeführt

Die Engel erscheinen den Hirten auf freiem Feld.

Die Engel erscheinen den Hirten auf freiem Feld.

Maria mit echtem Baby als Jesuskind und Josef im Stall von Bethlehem (Stampfi). (Bilder Marcus Weiss)

Maria mit echtem Baby als Jesuskind und Josef im Stall von Bethlehem (Stampfi). (Bilder Marcus Weiss)

«Bald, bald isch Wiehnacht», schallt es vorgestern Abend durch das Dorfzen­trum von Knonau. Der Kinderchor, der diese Worte singt, hat auf der Bühne vor dem Kindergarten Platz genommen, gleich vis-à-vis der reformierten Kirche. Das gesamte Dorf scheint auf den Beinen, es gibt kaum ein Durchkommen. Trotzdem ist es mäuschenstill, als die eigentliche Aufführung der Weihnachtsgeschichte beginnt. Die Knonauer Dorfweihnacht findet wieder statt, die biblischen Szenen werden an nicht weniger als vier Plätzen im Freien auf beeindruckend realitätsnahe Weise wiedergegeben. Der Tross wandert ständig weiter, zuerst zum «Depot»-Haus, das als (leider ausgebuchte) Herberge für Maria und Josef fungiert, dann auf die Weide mit Lagerfeuer und richtigen Schafen beim Kehrli, schliesslich zum Stall, der bei der Stampfi seinen Platz gefunden hat. Das Wetter hält durch, trotz angekündigtem Sturm und Regen. Sogar ein auffallend heller Stern zeigt sich am grösstenteils bedeckten Himmel. Vielleicht ein kleines Weihnachtswunder?

«Es handelt sich um eine langjährige Tradition, die durch die Corona-Pandemie aber beinahe abgerissen wäre», erklärt Fabienne Dobler, die bei der Kirchenpflege der reformierten Kirchgemeinde Knonau für Musik zuständig ist. Sie selbst hat die Initiative ergriffen, die schöne Adventstradition wieder aufleben zu lassen. «Die Veranstaltung ist 2018 zum letzten Mal in dieser Form durchgeführt worden; für das Jahr 2020 war die Dorfweihnacht schon einstudiert, die Aufführung konnte dann aber pandemiebedingt nicht als Live-Darbietung erfolgen, sondern nur als Video angeschaut werden», blickt Fabienne Dobler zurück. Nun habe sie den Wunsch verspürt, etwas zur Wiederbelebung des Anlasses zu unternehmen. «Ich machte mich auf die Suche nach Unterlagen, und da hörte Sandra Hanke von der katholischen Kirchgemeinde Hausen-Mettmenstetten von meinem Vorhaben und nahm Kontakt mit mir auf.» Im Januar dieses Jahres sassen die beiden Frauen dann erstmals zusammen, und die Sache sei schon bald konkret geworden. Wie viel Aufwand die Vorbereitung der Dorfweihnacht für die Organisatorinnen tatsächlich bedeutet hat, kann man am besten erahnen, wenn man sich das achtseitige Drehbuch mit mehr als 12000 Zeichen Text durchsieht. Hinzu kommt natürlich die Organisation von Kostümen, Requisiten, Technik und – ganz wichtig – die Verteilung der Rollen.

Über 30 Kinder spielen auf den Bühnen mit

«Bei uns sind nun über 30 Kinder im Alter zwischen 4 und 13 Jahren mit dabei, das ist allein schon grossartig, wenn man dann aber noch sieht, mit welcher Begeisterung sie bei der Sache sind, kann man wirklich nur sagen, dass dies der absolute Hammer ist», freut sich Fabienne Dobler. Für Licht und Ton zuständig ist die Konfirmandengruppe der reformierten Kirche, die sich ebenfalls ausserordentlich für die Dorfweihnacht ins Zeug gelegt hat. Nach den Herbstferien sei die Zeit reif zum Einstudieren der Texte gewesen. «Wir brauchten dafür sechs bis sieben Samstagvormittage, am letzten Wochenende haben wir dann erstmals am Abend geprobt mit der ganzen Lichttechnik, am Tag vor der Aufführung war dann Hauptprobe.» Dass sich all der Aufwand gelohnt hat, zeigt sich am Schluss der Veranstaltung am herzlichen Applaus einer beeindruckend grossen Zuschauerschar und an den vielen glücklichen Kindergesichtern. Für Fabienne Dobler und Sandra Hanke ist dieser Moment so emotional, dass sie ihre Gefühle kaum noch zurückhalten können, als sie sich nach der geglückten Dorfweihnacht in die Arme fallen. Ein Weihnachtsmärchen ist wahr geworden im idyllischen Knonau.

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