«Dranbleiben, bevor der Faden wieder abreisst»
Nach dem Jubiläumsjahr möchte die Gemeinde Stallikon den Stellenwert der Kultur im Dorf weiter stärken
4500 Personen kamen im Juni 2024 an die 900-Jahre-Feier der Gemeinde Stallikon – und das trotz nassem Wetter. An diesen Erfolg denken das Organisationskomitee um Devi Rao und der Gemeinderat auch Monate später gerne zurück. Nun hat die Gemeinde den nächsten Schritt gemacht: Per 1. Januar hat sie das Kunstforum Stallikon in Kultur-forum umgetauft und einen frischen Webauftritt lanciert. Der Schritt sei nur konsequent, sagt Devi Rao, der als Kulturbeauftragter in Stallikon bisher die Kunstausstellungen in der Schul- und Gemeindebibliothek organisiert hatte: «Kunstausstellungen sind ein Teil der Kultur, aber Stallikon bietet noch viel mehr», sagt der 54-Jährige. Er sieht die Kultur als eine sanfte Kraft, die es schafft, dass gesellschaftliche Unterschiede für einen Moment in den Hintergrund treten. «Wir möchten Menschen zusammenbringen», sagt er.
Gemeindepräsident Reto Bernhard hat den Vorschlag zur Umbenennung unterstützt. Er nimmt bei der Bevölkerung einen kulturellen Appetit wahr: «Mit den Ausstellungen und den Veranstaltungen von diversen Vereinen bietet Stallikon bereits heute ein ansehnliches Kulturprogramm. Doch je breiter das Angebot ist, desto mehr Möglichkeiten gibt es, um sich zu treffen», sagt er, «das bringt Leben ins Dorf.» Zudem seien durch die breit abgestützte Organisation der 900-Jahre-Feier auch Verbindungen zwischen den Vereinen entstanden, die man gerne weiter fördern wolle. «Jetzt wollen wir dranbleiben, bevor der Faden wieder abreisst.»
Es braucht mehr Budget
Eigene Events plant das Kulturforum Stallikon in absehbarer Zeit noch nicht. Das wäre finanziell gar nicht zu stemmen: Für das Jahr 2025 wurde das kleine Budget, das bisher für die Organisation der Kunstausstellungen zur Verfügung stand, noch nicht aufgestockt. Devi Rao sieht die Rolle des Kulturforums denn auch eher in der Unterstützung der bestehenden Vereine. Etwa, wenn es um die Bewerbung der Anlässe oder die Koordination der Termine geht. Dass zwei beliebte Events am selben Tag stattfinden, soll in Zukunft nicht mehr vorkommen. «Jede Veranstaltung soll ihr Publikum finden», sagt Devi Rao.
Auf dem neuen Webauftritt des Kulturforums (kulturstallikon.ch) führt Devi Rao nun einen Veranstaltungskalender mit Anlässen, die ihm bekannt sind. Für die Kultur im Dorf sieht er das Entwicklungspotenzial aber noch lange nicht ausgeschöpft. Deshalb arbeitet er zurzeit an einem neuen Konzept für Stallikons Kulturpolitik. Aktuell holt er Rückmeldungen von verschiedenen Interessengruppen ein, um das Konzept der Öffentlichkeit und später dem Gemeinderat zur Genehmigung vorzulegen. An Ideen fehlt es ihm nicht: Von der Förderung lokaler Künstler, Musiker und Performer bis hin zur Organisation von multikulturellen Festivals, Workshops und Ausstellungen oder generationsübergreifenden Mentoring-Programmen ist für ihn vieles denkbar.
Gratis ist all dies natürlich nicht zu haben. Für 2026 will er beim Gemeinderat deshalb mehr Budget beantragen. «Die genaue Stossrichtung der Kulturpolitik werden wir noch definieren müssen», so Gemeindepräsident Reto Bernhard, «doch ich bin zuversichtlich, dass der Gemeinderat einer Kulturförderung positiv gegenübersteht.»