Ein Herz für Stauden
Silvia Bernhard aus Hedingen engagiert sich in der Gesellschaft Schweizer Staudenfreunde
Silvia und Thomas Bernhard bezogen ihr Doppeleinfamilienhaus vor 25 Jahren. Vor 15 Jahren planten sie den Garten neu. Er umfasst rund 250 Quadratmeter. Ihr Garten spiegelt Persönlichkeit und Lebensstil von Silvia Bernhard wider. Sie engagiert sich für Gärten: im Vorstand der Gesellschaft Schweizer Staudenfreunde GSS für die Finanzen, beim Natur- und Vogelschutz NVBA für den Naturgarten rund ums Vereinslokal. Ihr eigener Garten ist aber weder ein Naturgarten noch ein expliziter Staudengarten, er hat seinen ureigenen Stil. Und dieser lässt sich nicht einfach zuordnen. Das auffälligste Merkmal ist die Ordentlichkeit, Strukturiertheit.
Silvia Bernhard war vor ihrer Pensionierung Treuhänderin. Wer nun gerade Linien und mit der Nagelschere zurechtgeschnippelten Rasen vermutet, liegt falsch. Die Rabatten sind in geschwungenen Linien vom gepflegten Rasen abgegrenzt. Der Garten ist zwar konsequent in Räume eingeteilt – und doch kommt keine Strenge auf. Sieht man genau hin, entdeckt man witzige Deko-Gegenstände, einen dicken Frosch, einen Zwerg aus Blech. Ein kleiner Engel träumt unter Blattwerk still vor sich hin. «Mein Garten ist nicht ‹pützlet›, wir achten darauf, dass er ordentlich anzusehen ist, aber er soll auch ein Insektenparadies sein.» Um die fast verblühten Lavendel schwirren Bienen und im Hochbeet wird der Fenchel nicht geerntet, damit die Raupen der Schwalbenschwänze hier Nahrung finden.
Tontopfparade
In rund 50 Tontöpfen blühen Pflanzen und wächst Gemüse. Die kleinen bis riesengrossen Töpfe stehen teilweise auf Terrakotta-Füssen. Schlicht meint Silvia Bernhard: «Viele Pflanzen haben ungern nasse Füsse.» Der grosse Wintergarten kann notfalls beheizt werden. Er ist eine gemütlich eingerichtete «Sonnenstube». Im Winter überwintern dort auch zahlreiche Pflanzen in ihren Töpfen. Thomas Bernhard ist ein begnadeter Allround-Handwerker, die «groben» Arbeiten – wie Töpfe schleppen – übernimmt er. Er kann einfach alles, schwärmt sie. Die deutlichsten Spuren von Thomas Bernhard erkennt man beim Eintreten in den Garten von Norden her. Hier steht der funktional gestaltete Gartenschuppen mit Werkzeugen, Gartengeräten, Brennholz und Grill. Das «Schöpfli» scheint sich hinter eine gigantische Hortensie mit Namen Annabelle zu ducken. Auf der Holzbeige trocknen frisch geerntete Zwiebeln in Reih und Glied in einer Kartonschachtel.
Ein Plattenweg führt parallel zur kleinen Quartierstrasse ums Haus, an der Hecke steht eine lauschige Bank. Auf der Südseite dominiert ein grosser Sitzplatz, umgeben von einer Eibenhecke. Auch sie ist nicht in schnurgerader Höhe, sondern in sanfte Wellen gestutzt. Ein kleines Bistrotischchen an der Hauswand lädt zum Morgenkaffee und bietet einen Blick auf das reich blühende, verwunschene Rosenbeet. Zur Grenze des Nachbargartens steht vor dem Wintergarten nochmals eine einladende Sitzecke. Im Hochbeet daneben gedeihen Salate und Gemüse, Früchte und Beeren wachsen in diesem Garten nicht.
Silvia Bernhards Vater war Bündner, lange fanden Silvia und Thomas im Elternhaus in den Bergen Ausgleich zum Berufsleben – und bewirtschafteten dort einen traditionellen Garten.
Morgenmenschen
Silvia Bernhard ist gern frühmorgens bei der Gartenarbeit und sagt von sich, sie sei ein Morgenmensch und – neben ihrer Affinität zu Zahlen – ein Naturmensch. In der Freizeit wandert das Paar gemeinsam und spielt Golf. Gern erzählt sie von den Gartenreisen in verschiedene Länder, die vom GSS organisiert werden. Hier sind auch Spezialisten dabei. «Ich kenne nicht von vielen Pflanzen die lateinischen Namen», erklärt Silvia Bernhard bescheiden – und nennt einen nach dem anderen mit grosser Selbstverständlichkeit.
Die Liebe zum Gärtnern bekam sie bereits als kleines Kind vermittelt. Ihre Eltern hatten ein Häuschen mit Garten und dazu einen Schrebergarten. «Wir mussten als Kinder Beeren pflücken und jäten, eher als Pflicht als mit Spass. Heute gehe ich lustvoll in meinen Garten und geniessen ihn. Ich liebe es, den saisonalen Wechsel mitverfolgen zu können und tausche auch gern Blumensamen und Setzlinge mit Nachbarn und Bekannten.»
Gesellschaft Schweizer Staudenfreunde GSS
Stauden sind mehrjährige, ausdauernde Pflanzen, deren oberirdische Teile im Gegensatz zu Sträuchern und Bäumen nicht verholzen und in der Regel nach der Vegetationsperiode absterben. Die GSS organisiert lokale Treffen, Kurse, Führungen, botanische Wanderungen, Gartenbesichtigungen, Tagungen und Reisen. Sie gibt jährlich viermal die Zeitschrift Vivace und ein hochwertiges Jahrbuch über eine bestimmte Pflanzengattung heraus, für dessen Konzept sich die Rifferswiler Gärtnerin Elisabeth Jacob verantwortlich zeichnet.
Infos: www.staudenfreunde.ch
Serie «Gärten»
Der «Anzeiger» besucht in dieser Serie Gärten und ihre Menschen und erzählt deren Geschichte. Tipps an redaktion@affolteranzeiger.ch zu sehenswerten Gärten im Bezirk sind willkommen. (red)