Ein Jubiläum, das teilweise «baden gegangen» ist

Seit 60 Jahren gibt es das Seifenkistenrennen Rossau. Bei der Jubiläumsausgabe lief wetterbedingt nicht alles nach Plan

Die Siegerehrung der zum dritten Mal in Rossau stattfindenden Schweizer Meisterschaft im Seifenkistenfahren vom Samstag.

Die Siegerehrung der zum dritten Mal in Rossau stattfindenden Schweizer Meisterschaft im Seifenkistenfahren vom Samstag.

Volle Konzentration: Fahrer Melvin Jung wenige Sekunden vor dem Start. (Bilder zvg)

Volle Konzentration: Fahrer Melvin Jung wenige Sekunden vor dem Start. (Bilder zvg)

Sie blicken bereits wieder mit Vorfreude in Richtung des nächsten Seifenkistenrennens: Ines Geyer, Markus Metzger und Franziska Kunz. (Bild Marcus Weiss)

Sie blicken bereits wieder mit Vorfreude in Richtung des nächsten Seifenkistenrennens: Ines Geyer, Markus Metzger und Franziska Kunz. (Bild Marcus Weiss)

Just beim Eintreffen in Rossau am vergangenen Sonntagnachmittag erreicht den Schreibenden die Nachricht via Handy: Das Rennen wurde aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Minuten später dann das Treffen mit Ines Geyer vom OK-Team der Veranstaltung. «Wir mussten die Reissleine ziehen, es war nicht mehr zu verantworten, die Kinder und Jugendlichen auf die Strecke zu schicken», erklärt sie. Wegen des Stark­regens sei zu viel Wasser auf die Strasse gelaufen, was gefährlich werden könne. «Ein gewisser Grad an Regen geht noch, aber man sollte mit den Seifenkisten auf keinen Fall in stehendes Wasser geraten», so das OK-Team. Die Rennboliden weisen Hartgummi-Räder auf, die quasi nichts kompensieren könnten, Aquaplaning drohe. Da der dritte Durchgang nicht mehr stattfinde, gebe es auch ­keine Ränge, und somit werde keine Siegerin oder kein Sieger gekürt. «Die Teilnehmenden gehen dennoch nicht mit leeren Händen nach Hause», erklärt Ines Geyer und nimmt eine der Edelmetall-Tafeln zur Hand, die als Erinnerungstrophäe für alle gefertigt wurden, die das Jubiläumsrennen bestritten ­haben. «Es ist dies nicht nur ein schönes Andenken, sondern auch der Nachweis, dass man in Rossau teilgenommen hat», ergänzt sie und führt aus, dass man eine gewisse Anzahl an Rennen absolvieren oder ein «Lokaler» des Austragungsortes sein müsse, um an der Schweizer Meisterschaft teilnehmen zu dürfen.

Die Schweizer Meisterschaft ging planmässig über die Bühne

Im Rahmen des 60-Jahre-Jubiläums gab es diesmal sowohl am Samstag als auch am Sonntag ein Seifenkistenrennen in Rossau. Neben dem Derby-Rennen, welches verschiedene Kategorien umfasst und am Sonntag mit 77 Startenden wetterbedingt nicht zu Ende geführt werden konnte, fand am Samstag zum dritten Mal die Schweizer Meisterschaft in dem zur Gemeinde Mettmenstetten gehörenden Ort statt. Die Teilnehmerzahl übertraf jene des Sonntags. Bereits 2002 und 2014 war Rossau diese Ehre zuteilgeworden. Wer war denn am Samstag am Start? «Achtzehn Teilnehmende kamen aus der Region, die anderen aus allen Teilen der Schweiz, wir hatten auch Tessiner und Westschweizer dabei», lautet die Antwort. Teilweise komme es auch vor, dass Fahrerinnen und Fahrer an den Start gehen, die aus dem Ausland kommen und hier in der Schweiz Familie haben. «Diese Teilnehmenden, etwa aus den USA, fahren dann aber jeweils mit von uns geliehenen Kisten, denn in ­anderen Ländern gelten abweichende Regularien betreffend Reifengrösse, ­Gewicht der Seifenkiste, et cetera», so Ines Geyer. Nicht fix festgelegt, sondern jedes Mal individuell sei die Streckenlänge sowie die Kurssetzung. «Wir ­fahren nicht einfach gerade den Berg herunter, sondern müssen Hindernisse, Schikanen und Slaloms umrunden», erläutert sie. An beiden Renntagen habe die Streckenlänge diesmal 1,3 Kilometer betragen, wobei in Rossau üblicherweise auf einem 600 Meter langen Abschnitt der Verbindungsstrasse von Hauptikon gefahren werde. Viele Fahrer seien begeistert ­gewesen, auf einer so langen Strecke antreten zu können, dies komme auch schweizweit eher selten vor, und den Bewohnern von Hauptikon sei für diese Gelegenheit zu danken.

Ein Traditionsanlass, der identitätsbildend wird

Insgesamt sind am Rennwochenende rund hundert Helferinnen und Helfer im Einsatz gestanden, davon allein 30 im gastronomischen Bereich. Das Seifenkistenrennen ist für Rossau nicht allein ein sportlicher Anlass, die ­Veranstaltung wirkt auch identitätsbildend: «Der Sport Club Rossau bringt Leute aus dem Ort zusammen, denn Rossau soll ein eigenes Dorfleben ­haben», formuliert es Ines Geyer. Dass rund um das Rennen jedes Jahr so ­etwas wie ein Dorffest stattfindet, vertiefe viele Bekanntschaften in dem idyllischen Weiler.

Die Veranstaltung findet auch 2025 wieder am letzten Wochenende der Sommerferien statt. Teilnahmeberechtigt sind Buben und Mädchen im Alter von sieben bis sechzehn Jahren. Schnupper-Seifenkisten stehen jeweils zur ­kostenlosen Ausleihe bereit.

Weitere Infos: gp.rossau.ch

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