«Es rattert im Postfach»

Knonau: IG will Kiesgruben-Erweiterung verhindern – und erhält Zuspruch

Wird die Kiesgrube erweitert, müssen laut der IG «Stopp Kiesgrube Knonau» einzelne Bäume und das Waldstück daneben (linke Bildhälfte, oben) weichen. (Bild zvg)

Um fünf Hektaren soll die Kiesgrube Aspli/Äbnet auf Knonauer Boden erweitert werden. Das sind zumindest die Pläne der Zuger Kiesfirma Risi AG. Sie hat beim Kanton Zürich ein entsprechendes Gesuch eingereicht, um ab 2030 während vier Jahren rund 0,9 Millionen Kubikmeter Kies abzubauen. Die Risi AG pachtet das Land von Privaten.

Gegen den Richtplaneintrag, der für dieses Unterfangen nötig ist, wehrt sich nun eine Gruppe von Knonauer Einwohnerinnen und Einwohnern: Um ihn abzuwenden, haben sie die IG «Stopp Kiesgrube Knonau» gegründet und wollen ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger nun sensibilisieren und zu Einwendungen beim Kanton ermutigen. Möglich sind diese noch bis 14. März. Danach wird der Richtplanentwurf überarbeitet und später noch einmal in die Vernehm­lassung gegeben.

250 Meter vom Schulhaus entfernt

Die IG «Stopp Kiesgrube Knonau» sieht mit der geplanten Erweiterung eine Reihe von Nachteilen auf die Gemeinde zukommen. «Das Projekt würde die Lebensqualität und Gesundheit der Einwohner von Knonau erheblich beeinträchtigen», sagen Robert Gisler sowie Beatriz und Angelo Mondin, die dem 15-köpfigen Kernteam angehören. Gefahren sieht die IG dabei etwa in der erhöhten Lärm- und Staubbelastung. Im Richtplanentwurf ist keine kartografische Skizze vorhanden, deshalb hat das IG-Kernteam mit weiteren Sympathisanten in den vergangenen Wochen auf eigene Faust eine Vielzahl an Informationen zusammengetragen. Gemäss diesen Erkenntnissen zum geplanten Standort dürfte die Kiesgrube nach der Erweiterung bis auf 180 Meter an das Dorf heranreichen. Besonders stossend ist in den Augen der IG, dass damit auch die Primarschule noch einmal stärker exponiert wäre als bis anhin: Nach ihren Berechnungen läge das Schulhaus nur noch 250 Meter von der geplanten Abbauzone entfernt. «Kindergartenkinder, Schülerinnen, Schüler, aber auch Lehrpersonen würden in schwerwiegender Weise mit Lärm- und Staubimmissionen belastet», sagt Beatriz Mondin.

Sorgen machen der IG auch die Folgen für die Natur: «Das Vorhaben bedroht die Biodiversität durch Abholzung, Lebensraumzerstörung und den Verlust geschützter landwirtschaftlicher Flächen», heisst es auf der Website. Mit vier Jahren sei der geplante Abbauzeitraum zwar relativ kurz, «doch das Deponieren und Rekultivieren wird Jahrzehnte dauern», sagt die IG. Auch bei der bestehenden Kiesgrube habe es solche Auflagen gegeben, doch die Umsetzung lasse stark zu wünschen übrig.

Die Risi AG äussert sich zum genauen Standort der Erweiterung nicht. Ist die Kiesgrube aber tatsächlich geplant, wie von der IG berechnet, müsste ein grösseres Stück Wald weichen. Die IG spricht von 22000 Quadratmetern: «Die Rodung des Waldes sowie die Zerstörung eines wertvollen ökologischen Korridors würden lokale Wildtierpopulationen, darunter Vögel, Fledermäuse und Insekten, erheblich beeinträchtigen.» Zudem gehe ein Stück Naherholungsgebiet verloren. Das geplante Abbaugebiet liege zudem in einer Grundwasserschutz­zone, was das Risiko einer Verunreinigung durch industrielle Tätigkeiten erhöhe. Sie haben Zweifel, ob die Pläne einer Umweltverträglichkeitsprüfung standhalten würden. Eine solche wurde bislang nicht durchgeführt. Fällig würde sie erst in einem späteren Stadium des Bewilligungsverfahrens.

Zudem, so argumentieren die IG-Mitglieder, gehöre der Standort Aspli/Äbnet nicht zu den 23 geeigneten Deponie-Standorten, die die Zürcher ­Baudirektion im vergangenen Jahr identifiziert hat, als sie den Bedarf an Deponievolumen ermittelte. «Dies zeigt, dass im Kanton Zürich auf absehbare Zeit ausreichend Deponievolumen vorhanden ist, weshalb die Erweiterung der Kiesgrube Aspli/Äbnet nicht notwendig ist.» Es sei bereits in nordöstlicher Richtung in Knonau eine Deponie geplant. «Eine zusätzliche Deponie südwestlich von Knonau würde die Einwohner unverhältnismässig belasten», so die Argumente der IG-Mitglieder.

Auch die Gemeinde hat interveniert

Mit Infozetteln hat die IG «Stopp Kiesgrube Knonau» auf die geplante Erweiterung aufmerksam gemacht. Zudem hat sie auf ihrer Website ein Einwendungsschreiben an den Kanton aufgesetzt. Nun sammeln die Mitglieder Unterschriften von Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Dass man seine Unterstützung nicht nur physisch mittels Unterschrift, sondern auch via Online-Formular kundtun könne, helfe enorm, sagt Robert Gisler: «Es rattert regelrecht im Postfach. Ich bin zuversichtlich, dass wir bis zum 14. März 300 Unterschriften beisammen haben.» Das entspräche etwas mehr als zehn Prozent der rund 2450 Einwohnerinnen und Einwohner.

Auch die Gemeinde Knonau ist im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv geworden: «Der Gemeinderat Knonau hat sich in seiner Vernehmlassungsantwort gegen die Erweiterung des Kiesabbaus auf dem Gebiet der politischen Gemeinde Knonau ausgesprochen», schreibt Gemeindepräsidentin Esther Breitenmoser auf Anfrage. Zum jetzigen Zeitpunkt bestehe aus Sicht des Gemeinderates kein weiterer Handlungsbedarf. Und weiter: «Der Gemeinderat weist darauf hin, dass es sich um eine Vernehmlassung handelt, zu welcher sich die Gemeinde, aber auch jede Privatperson äussern kann. Die Erweiterung des Kiesabbaugebiets befindet sich auf privatem Grund.»

Informationen zur IG «Stopp Kiesgrube Knonau» und zur Möglichkeit von Einwendungen sind zu finden auf ig-skk.ch

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