Fünf Kandidierende steigen ins Rennen
In Obfelden kämpfen am 24. November gleich fünf Personen um einen Sitz im Gemeinderat
In Obfelden buhlen aktuell fünf Kandidierende um einen Sitz im Gemeinderat. Dieser wurde durch den Rücktritt von Daniel Frick im März frei. Wer sind diese fünf Personen, welche am 24. November in den Obfelder Gemeinderat gewählt werden wollen? Der «Anzeiger» hat nachgefragt.
Yves Dietre
Yves Dietre betont im Gespräch, wie gut es ihm in Obfelden gefällt. Vor drei Jahren zog Dietre mit seiner Frau und dem kleinen Sohn von Schlieren nach Obfelden und habe das nie bereut: «Die prädestinierte Lage zwischen Zug und Zürich in ländlicher Umgebung ist für Familien optimal», sagt er. Von seiner kaufmännischen Lehre bei der UBS in Affoltern war ihm das Säuliamt schon länger bekannt. Aktuell arbeitet der für die FDP antretende Kandidat beim Schweizer Unternehmen für Energielösungen Energie 360° als Beteiligungsmanager und Verwaltungsratssekretär. Beruflich war er immer im Controlling-Bereich tätig. Prozessoptimierung sei dabei eine seiner wichtigsten Aufgaben gewesen.
Zu seiner Freizeit sagt der 39-Jährige, dass er früher gerne Golf gespielt habe. «Aktuell steht aber meine Familie im Vordergrund», sagt Dietre. Politisch aktiv war er im Vorstand und zuletzt als Co-Präsident in der FDP in Schlieren. «Aktuell bin ich in der Ortspartei tätig und im Bezirk in der Parteileitung der FDP», sagt er.
In Obfelden möchte er lange bleiben und nennt als Motivation für sein angestrebtes Amt unter anderem die anstehenden Infrastrukturprojekte und damit verbundenen Investitionen. Ihm sei auch die Standortförderung sehr wichtig. Obfelden sei von der Lage her ideal als Wirtschaftsstandort. Vom zu übernehmenden Ressort liege ihm die Feuerwehr am Herzen. Dort wolle er besonders für den wichtigen Nachwuchs schauen. «Aufgrund meiner beruflichen Erfahrung in einem grossen Schweizer Spital verfüge ich zudem über tiefe Einblicke und breite Erfahrungen im Gesundheitswesen», sagt Dietre. Und ein persönliches Anliegen, welches er aber nicht direkt steuern könne, sich jedoch dafür einsetzen werde, sei es, dass es wieder ein Restaurant in Obfelden gebe. Neben dem Auftritt am Wahlpodium (siehe Box) setze er bei seinen Werbemassnahmen auch auf Plakate.
Jürg Dolder
Jürg Dolder beschäftigte sich schon länger mit dem Gedanken, sich als Gemeinderat einzubringen. «Bisher hatte ich das Gefühl, als Selbstständiger liege das nicht drin.» Dolder führt seit über 20 Jahren ein eigenes Treuhandbüro in Obfelden. Jetzt sei er aber in einem Alter, in dem so ein Amt machbar sei. «Ich möchte meiner Gemeinde etwas zurückgeben», sagt er.
Ursprünglich lernte Dolder Automechaniker und war lange in der handwerklichen, technischen Welt unterwegs, wie er sagt. «Mit Weiterbildungen bin ich in die Finanzwelt gerutscht», erzählt er. Nach Positionen beim Elektrizitätswerk des Kantons Zürich und einer Treuhandfirma gründete er 2004 seine eigene Unternehmung.
Daneben ist die Feuerwehr ein grosses Thema für den 63-Jährigen. Seit 45 Jahren ist er bei Ortsfeuerwehren und in Zweckverbänden tätig. Bis zum eidgenössischen Feuerwehrinstruktor führte ihn seine Leidenschaft. Aktiv sei er jetzt noch als Stabsoffizier bei der Feuerwehr Unteramt. Als weiteres Hobby bezeichnet der Parteilose das Reisen. Vorwiegend in den Nachbarländern sei er mit dem Wohnmobil unterwegs.
Politische Ämter hatte Jürg Dolder bis auf die Mitgliedschaft in einer früher auf Gemeindeebene existierenden Steuerrekurskommission und im Wahlbüro noch keine inne. «Mit meinem Engagement in Verbänden war ich meistens in der Exekutive tätig», sagt er. Gemeindepolitik sieht er als Dienstleistung am Volk. «Ein Miteinander mit den Bürgern», bezeichnet er dies. Er wolle möglichst volksnah Ideen aufnehmen und umsetzen. Das hänge aber von Ressortzuteilung und natürlich auch von den Gesetzen von Bund und Kanton ab. Er habe auch nicht die eine Idee im Kopf, welche er in Obfelden unbedingt realisieren möchte. «Zuerst zu hören, dann umsetzen», sei seine Devise.
Präsent sei er aktuell auf verschiedenen sozialen Kanälen, dazu kämen Werbeplakate und der Auftritt am Wahlpodium.
Michael Egger
Michael Egger bezeichnet die Telekom-Branche als sein Steckenpferd. Gestartet ins Berufsleben war er mit einer kaufmännischen Lehre bei den SBB, wo er auch während 13 Jahren in verschiedenen Funktionen tätig blieb. Ab dann kümmerte er sich um verschiedene Führungsaufgaben bei Sunrise/UPC. Seit zwei Jahren arbeitet er als Leiter Verkauf Telekom bei WWZ in Zug.
In seiner Freizeit ist der 51-Jährige gerne unterwegs. Zudem ist er seit über 20 Jahren Präsident einer Freizeitorganisation, welche Eisenbahnerinnen und Eisenbahner zusammenbringt. Aufgewachsen in Sargans, war er danach häufig im Raum Zürich zu Hause. Nach Obfelden kam er 2007. «Obfelden war mir vom Beachvolleyball-Turnier her bekannt», erklärt er zur Wahl. Genau für solche Sachen will er sich in Obfelden auch einsetzen. «Obfelden ist noch ein Dorf mit Eigenleben und kein Schlafdorf», sagt er dann auch.
Ihm ist es wichtig, im Dorf alle miteinzubeziehen, sieht mit der Zuwanderung und vielen älteren Personen zwei Schwerpunkte für die Zukunft. Egger denkt langfristig: «Ich finde es spannend, die nächsten 10 bis 20 Jahre einer Gemeinde strategisch mitzuplanen», meint er zu seiner Motivation für das Amt. Dass es schlussendlich ein siebenköpfiges Gremium ist, indem man Mehrheiten schaffen muss, ist ihm bewusst. Ein Schiff benötige einen Kompass und seiner Meinung nach auch eine Gemeinde. «Es würde der Gemeinde guttun, wenn die Bevölkerung weiss, wo es hingeht», erklärt er.
Den Entscheid für eine Kandidatur reifte bei Egger nach dem Rücktritt seiner Frau Isabelle Egger, welche von 2018 bis 2023 im Gemeinderat war. Den Ausschlag für die Kandidatur gab ihm schliesslich die Anfrage der SP, welche ihn nun portiert hat.
Nach der Aktion «Auf ein Bier mit der SP» folge noch eine Überraschung bei seinen Werbemassnahmen und er hoffe, dass am 6. November möglichst viele Leute zum Wahlpodium kommen werden.
Adrian Geiser
Der bald 49-jährige Adrian Geiser ist seit über 25 Jahren in seiner Freizeit als Feuerwehrmann tätig. Zudem ist er als First Responder engagiert und hat die Ausbildung zum Betriebssanitäter absolviert. Ursprünglich als Elektromonteur ausgebildet, arbeitete er bis 2022 in der Informatik.
Ab dann habe er seine «private Begabung» auch ins Berufliche ummünzen können. Als Safety Officer bei der Stadt Zürich kümmere er sich um den Brandschutz sowie den Arbeits- und Gesundheitsschutz der Personen.
Neben dem Thema Feuerwehr gibt es in seiner Familie mit zwei bald erwachsenen Kindern auch zwei Hunde, Katzen und Meerschweinchen. Geboren wurde Geiser in Davos, aufgewachsen ist er in Adliswil. 2012 habe man bezahlbaren Wohnraum gesucht und sei in Obfelden fündig geworden.
Interesse am Amt hatte er bereits bei den Wahlen vor zwei Jahren, wollte sich damals aber auf seinen neuen Job konzentrieren. Nach Absprache mit Chef, Familie und Umfeld habe er sich aber jetzt entschieden anzutreten. «Bei seiner ersten Anfrage zum Amt war ich noch der einzige Kandidat», sagt er und zeigt sich etwas überrascht über den umkämpften Posten.
Besonders angesprochen habe ihn das freie Ressort, welches gemäss Gemeinde auch für die ersten beiden Jahre fix sei. Auf eine politische Erfahrung könne er nicht zurückblicken, zeige sich aber bei Wahlen oder auch der Gemeindeversammlung schon mal aktiv. Er möchte mit seiner Kandidatur sicherstellen, dass es der Bevölkerung in Obfelden gut gehe und stehe für ein «gesundes und nachhaltiges Obfelden» ein. Er schätze zum Beispiel das Spital Affoltern oder nutze gerne die neue Umfahrung. Einen grossen Wahlkampf plane er als Parteiloser nicht. Das sei schon rein finanziell schwierig. «Drei Blachen sind aufgestellt und ich nutze die sozialen Kanäle für Werbung», meint er und er setze auch auf Mund-zu-Mund-Propaganda.
Gabriela Stettler
Auch bei Gabriela Stettler ist die Feuerwehr ein Thema. Seit 15 Jahren engagiert sich die 56-Jährige in Obfelden, seit fünf Jahren verantwortet sie das Amt des Fouriers. Ursprünglich kommt Stettler «aus dem tiefsten Aargau», wie sie selbst sagt. In Veltheim sei sie praktisch in einem Coiffeurgeschäft gross geworden und lernte so auch Coiffeuse. Nach der Lehre organisierte Stettler Coiffeur-Shows zu aktuellen Trends, führte Verkaufsschulungen durch und schloss die höhere Fachprüfung ab. Danach folgte der Schritt in die Selbstständigkeit mit einem eigenen Geschäft. Ab 2019 war sie als Coiffeuse im Altersheim Seewadel tätig. Die Betreuung der älteren Personen, bei denen ein offenes Ohr genauso wichtig wie der Haarschnitt sei, bereitete ihr viel Freude. Stettler erklärt, dass sie so auch einen sehr guten Einblick in eine solche Institution erhalten hatte. Seit 2023 führt sie einen eigenen Coiffeursalon in Affoltern. In ihrer Freizeit ist sie täglich mit ihrem Hund draussen unterwegs und interessiert sich für Mensch und Natur.
Für die Kandidatur habe sie sich schon länger entschieden, auch wenn sie noch auf keine politischen Erfahrungen zurückblicken könne. In ihrem Umfeld und auch bei ehemaligen oder amtierenden Gemeinderäten hatte sie sich vorgängig aber genau erkundigt, ob es das richtige Amt für sie sei – was ihr so bestätigt wurde.
«Generell liegt mir in Obfelden alles am Herzen», sagt Stettler. Sie werde für ein zukunftsorientiertes und lebendiges Dorf für jede Generation einstehen. Das Gemeindeprojekt auf dem Postareal sehe sie als einen wichtigen Schritt an. Auch wenn nicht ganz einfach, sei sicher ein Dorfrestaurant ein Thema, aber auch eine Drogerie fehle im Dorf. Sie hält aber fest: «Beim Amtsantritt werde ich mir zuerst einen Überblick schaffen und mich über die laufenden Projekte schlaumachen.» Als Werbemassnahmen setze sie auf Beiträge in den sozialen Medien, werde noch Blachen aufhängen und am Podium teilnehmen.