Gründe für den Ausstieg und wie es weitergeht mit der RBA

Stadt Affoltern prüft mit Bezirksgemeinden mögliche Optionen für die Regionalbibliothek

Der Kinder-Bereich der Regionalbibliothek Affoltern.

Der Kinder-Bereich der Regionalbibliothek Affoltern.

Der Vertrag zur Finanzierung der Regionalbibliotheken aus dem Jahr 1997 begründete gemäss Angabe von Oliver Bär, Geschäftsführer der Gemeinde Mettmenstetten, eine einfache Gesellschaft nach OR 530. Aus diesem Grund führe der Austritt eines Gesellschafters – Mettmenstetten – zur Auflösung der Gesellschaft per Ende 2025.

Befragt zu den verschiedenen Dienstleistungen, welche gemäss Regionalbibliothek-Leiterin Ursula Schiesser angeboten werden (siehe Front-Artikel), entgegnet Bär, dass all diese Dienstleistungen im Vertrag gar nicht erwähnt sind. «Selbstverständlich hatten wir zu diesem Thema einen schriftlichen Austausch mit der Bibliotheksleitung, um herauszufinden, welche Dienstleistungen die Regionalbibliothek Affoltern (RBA) unserer Bevölkerung in Mettmenstetten denn effektiv erbringt», sagt Bär bezüglich des Entscheids befragt und fährt fort: «Der Gemeinderat stellt den Nutzen dieser Dienstleistungen nicht infrage; sie waren aber sicher nicht 23 000 Franken wert.»

Mettmenstetten soll sparen

Diese Einsparung über knapp 23000 Franken erwähnt die Gemeinde im Gemeinderatsbericht vom September: «Nach einer gründlichen Überprüfung der jährlichen Beitragsleistungen hat der Gemeinderat beschlossen, gewisse Beiträge zu streichen.» Darunter fällt der Betrag an die RBA. Dazu kommen weitere Einsparungen in der Gesamthöhe von 350000 Franken mit Austritten aus weiteren Verbänden wie der Zürcherischen Allianz Leistung und Kosten Gesundheitswesen (ZALK) oder der Mitgliedschaft bei egovpartner, einem Netzwerk von Gemeinden, Städten und dem ­Kanton, das die Digitalisierung und die digitale Transformation der Verwaltungen vorantreiben soll. Zu den Einsparungen schreibt der Geschäftsführer, dass sich Mettmenstetten in den letzten drei Jahren mit 25 Millionen Franken verschulden musste, um genügend Schulraum bereitzustellen. Auch wurde 2021 und 2023 an den Gemeindeversammlungen eine Steuererhöhung abgelehnt. «Der Gemeinderat hat die Botschaft verstanden: Er soll jeden Franken zweimal umdrehen, bevor er ausgegeben wird. Dazu gehören auch solche Beiträge», erklärt Bär.

Geänderte Situation

Zur ganzen Sache hält Bär fest, dass sich die Situation in Mettmenstetten seit Vertragsabschluss vor 27 Jahren auch sehr stark verändert habe. Aus der eigenen, kleinen Schulbibliothek wurde eine im 2022 eröffnete «wunderschöne, neue Gemeindebibliothek». Die Baukosten dafür betrugen 2,87 Millionen Franken. Die moderne Bibliothek mit integriertem Begegnungsort werde heute rege genutzt – auch von Stammkunden aus Affoltern – und es hat noch Platz für mehr Aktivitäten. Dass sich mit dem Austritt von Mettmenstetten der Vertrag auflöse, sei dem Gemeinderat bewusst gewesen. «Wir betrachten unsere Kündigung als Beginn einer Neuverhandlung», sagt er im Namen der Gemeinde. Zudem habe man aus Affoltern Signale erhalten, dass auch die Stadt ein Inte­resse daran hat, den Auftrag und die Rolle dieser Institution genauer zu prüfen. Die Stadt Affoltern bestätigt dies auf Nachfrage: «Wir werden alle möglichen Optionen prüfen. Dies im Dialog mit den Bezirksgemeinden.»

Der «Anzeiger» hat auch bei Knonau und Rifferswil zum Thema nachgefragt. Sven Alini, Gemeindeschreiber in Knonau, sagt, dass die Zusammenarbeit mit der Regionalbibliothek Affoltern der Gemeinde ermögliche, ein breiteres Medienangebot zur Verfügung zu stellen. Aktuell seien die Auswirkungen durch den Wegfall des Verbundes noch nicht absehbar und das weitere Vorgehen konnte auch noch nicht diskutiert werden. Die Gemeinde Rifferswil hat die Anfrage nicht beantwortet.

Neue Lösung gesucht

Eine neue Lösung für den Weiterbestand der Regionalbibliothek und somit der Zusammenarbeit der Ämtler Bibliotheken scheint somit in Reichweite. Dem pflichtet auch Mettmenstetten bei: «Falls die Stadt Affoltern den Bezirksgemeinden einen interessanten Leistungskatalog zu einem fairen Preis ­anbietet, bin ich überzeugt, dass Mettmenstetten darauf eingehen wird», erklärt Oliver Bär abschliessend.

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