«Ich möchte da sein für die Menschen»

Am Sonntag wurde Ilona Monz mit 172 Ja- zu 3 Nein-Stimmen als Pfarrerin der reformierten Kirchgemeinde Kappel gewählt. Ihre offizielle Einsetzung durch die Dekanin folgt voraussichtlich im Sommer. Im Interview berichtet sie, wo sie herkommt, warum sie sich für Kappel entschieden hat und was ihr bei der Gemeindearbeit besonders wichtig ist.

Pfarrerin Ilona Monz freut sich auf die neuen Herausforderungen in Kappel. (Bild Marianne Voss)
Pfarrerin Ilona Monz freut sich auf die neuen Herausforderungen in Kappel. (Bild Marianne Voss)

«Anzeiger»: Frau Pfarrer Monz, was war für Sie der Anreiz, sich für die Pfarrstelle in Kappel zu bewerben?

Pfarrerin Ilona Monz: Die Pfarrstelle in der Gemeinde Kappel ist für mich aus zwei Gründen reizvoll: Einerseits die Menschen hier in dem überschaubaren Dorf, die ich in ihrem täglichen Leben begleiten möchte. Andererseits ist die theologische Mitarbeit im Kloster für mich eine spannende Aufgabe. Kappel strahlt für mich Geschichte und Aufbruch zugleich aus. Ich spüre, dass hier seit hunderten von Jahren Menschen geglaubt, gesungen und gebetet haben. Da kann ich mit einstimmen. Zugleich ist hier die Veränderung durch die Reformation präsent, ob in der Klostergründung – die Zisterzienser waren ja eine starke Reformbewegung in ihrer Zeit – oder in der Reformation des 16. Jahrhunderts. Ich bin überzeugt, wir brauchen auch heute wieder Erneuerungen und müssen uns der Frage stellen: Was bedeutet der christliche Glaube heute für uns?

Wie viel Prozent arbeiten Sie im Kloster und was werden Sie dort tun?

Ich bin zu 50 Prozent in der Kirchgemeinde Kappel und zu 30 Prozent im Kloster angestellt. Dort werde ich sicher bei den Tagzeitgebeten und an Klostertagen mitwirken. Zudem möchte ich einmal in der Woche eine Zeit der Kontemplation anbieten.

Und in der Gemeinde? Haben Sie schon bestimmte Ziele?

Zuerst möchte ich das Dorf und die Menschen kennenlernen und spüren, womit ich dienen kann. Die Seelsorge ist für mich ein wichtiger Pfeiler. Sie soll nicht das Stiefkind sein, das in der Zeit gepflegt wird, die nach Absolvierung aller «offiziellen» Aufgaben noch übrig bleibt. Ich möchte wirklich da sein für die Menschen.

Wo waren Sie vorher tätig?

Kappel ist meine erste Pfarrstelle. Die Theologie ist mein zweites Studium.

Erzählen Sie bitte von Ihrem Werdegang.

Ich bin in Deutschland, in Trier, in christlichem Umfeld aufgewachsen. In jungen Jahren war ich stark politisch engagiert und habe deshalb Volkswirtschaftslehre – das entspricht heute der Ökonomie – in Deutschland und den USA studiert und mich dann in diesem Bereich engagiert. Der Beruf führte mich nach Anstellungen in Hamburg und London nach Zürich.

Und wie kamen Sie zur Theologie?

Die Sinnfrage begleitete mich dauernd durch mein Leben, und als Kind hatte ich viele christliche Werte mit auf den Weg bekommen. Im Erwachsenenalter kam auch aufgrund persönlicher Erlebnisse der Moment, in dem ich beschloss, mich mit meinen Wurzeln – und damit auch dem christlichen Glauben – tiefer zu befassen. So begann ich 2014 in Zürich berufsbegleitend mit dem Theologiestudium. 2019 schloss ich das Studium ab und absolvierte danach das Vikariat in Basel.

Haben Sie Familie?

Nein, ich bin seit längerer Zeit geschieden und habe auch keine Kinder. Mit einer Familie wären mein beruflicher Werdegang und ein weiteres Studium sicherlich nur schwer möglich gewesen.

Sie sind Deutsche und sprechen Hochdeutsch.

Ja, aber ich lebe seit 13 Jahren in der Schweiz und verstehe tipp topp Schwyzerdütsch. Ich möchte nicht, dass meine Gemeindemitglieder ihre Zunge kehren müssen. Bloss nicht! Sie sollen so mit mir reden, wie sie es gewohnt sind.

Haben Sie schon Leute in Kappel kennengelernt?

Natürlich die Mitglieder der Pfarrwahlkommission und der Kirchenpflege, die Sigristen der Kirche, zudem auch die Kolleginnen und Kollegen aus den Nachbargemeinden und vom Kloster. Das waren immer gute Begegnungen und ich freue mich darauf, in den kommenden Wochen und Monaten viele weitere Leute kennenzulernen.

Wann werden Sie im Pfarrhaus einziehen?

Das Pfarrhaus wird vollständig umgebaut. Es wird leider noch einige Zeit dauern, bis ich hier einziehen kann. Im Moment wohne ich in Thalwil und benutze im Kappeler Pfarrhaus einen Raum als Büro und Besprechungs­zimmer.

Was unternehmen Sie besonders gerne in der Freizeit?

Ich bewege mich gerne im und auf dem Wasser. Den Türlersee habe ich zwar bis jetzt erst zu Fuss umrundet, aber im Sommer werde ich dort sicher schwimmen gehen. Ausserdem praktiziere ich seit vielen Jahren Yoga.

Das Wahlergebnis am Sonntag war sehr gut.

Ja, ich danke den Gemeindemitgliedern für ihr Vertrauen und freue mich sehr auf die neuen Herausforderungen hier in Kappel.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern15.04.2025

Auch das Amt spürt die US-Zölle

Nur wenige Firmen haben direkt mit Amerika zu tun, doch es gibt auch indirekte Folgen
Bezirk Affoltern15.04.2025

Kantonsrat Marc Bochsler blitzt bei Regierung ab

Der SVP-Politiker kritisiert eine Auskunft zu einem umstrittenen Werbevideo
Bezirk Affoltern15.04.2025

In Ottenbach steht eine grosse Sanierung an

Die Gemeinde Ottenbach stimmt am 18. Mai über einen Kredit zur Sanierung des Lehrschwimmbeckens ab.