Ihren Ängsten gibt sie Namen
Nina Kunz las in der Regionalbibliothek Affoltern aus ihrem Bestseller vor

«‹Ich denk, ich denk zu viel› wird vierjährig und ist bis jetzt mein einziges Kind», so eröffnete die Zürcher Kolumnistin und Journalistin am Mittwochabend in der Regionalbibliothek Affoltern ihr Programm mit Humor. Nina Kunz stellte dort ihr Buch vor, das über ein Jahr auf der Bestsellerliste stand. Die Plätze in der Bibliothek waren bis in die hinterste Reihe besetzt, und die Stimmung vor der Lesung war locker und vertraulich. Hier und da wurde noch über das Buch gesprochen, als Kunz sich an das Tischchen setzte und mit der Lesung begann.
Das Buch «Ich denk, ich denk zu viel» erschien im März 2021. Es enthält eine Sammlung von 30 ausgewählten Texten der Journalistin. Kunz befasst sich im Buch mit ihren eigenen Gedanken, ihren Erlebnissen und Beobachtungen, aber auch mit Sekundärliteratur. «Ich gebe meinen Ängsten Namen», erklärte die Autorin am Mittwochabend ihrem Publikum. Wer das Buch der Zürcherin kennt, weiss, dass die aufgegriffenen Themen einen Nerv treffen. Ein Thema, das der Autorin besonders wichtig ist – die psychische Gesundheit. Oft stellte sie sich die Frage, wie es der Welt ginge und was für Bedrohungen existierten. Vor allem während der Pandemie seien solche Gedanken sehr dominant gewesen.
Beunruhigende Themen
«Als ich das Buch schrieb, sprach man immer von der Rückkehr zur Normalität. Doch war das normal, was wir davor hatten?», fragte Kunz sich selbst und ihre Gäste. Ein weiteres Thema, das in ihrem Buch thematisiert wird, ist die aktuelle Klimakrise. Um Abwechslung in die Lesung zu bringen, lieferte Kunz beängstigende Fakten, die nicht aus ihrem Buch stammten. Auf der Welt gebe es laut dem Text «Anthropologische Masse» acht Gigatonnen Plastik und nur halb so viele Gigatonnen Tiere. Ein entsetztes Raunen ging durch die Reihen. «Sind Sie noch okay?», fragte die Autorin in die Runde und lockerte so die ernste Stimmung wieder auf. Der Saal antwortete mit einem lauten Schmunzeln. Bei so vielen schockierenden Schwerpunkten sei das eine berechtigte Frage. Zum Schluss der Lesung las die 32-Jährige ein Kapitel vor, in dem sie von ihrer ersten Trennung als Erwachsene berichtete. «Fühlt man sich nicht verletzlich, wenn man so ehrlich über sich selbst schreibt?», kam eine Frage aus dem Publikum. «Auf eine Art schon, aber dafür kann nichts falsch sein», antwortete Kunz ganz lässig. Des Weiteren erzählte sie, dass es immer einfacher sei, über sich selbst zu schreiben als über andere. «Ich bin eine Expertin meiner Gedanken», sagte die Autorin dazu.
«Es ist bemerkenswert, wie authentisch Nina Kunz über ihr eigenes Leben schreibt und mit wie vielen Emotionen sie ihr Buch vorliest. Manchmal musste sie sogar über ihren eigenen, eigentlich traurigen Text lachen», schwärmte Anabel Diez aus Hedingen über die Lesung.