In Obfelden herrscht Wahlkampf

Die Kandidierenden nahmen am Podium zu politischen und persönlichen Fragen Stellung

Die Kandidierenden für die Gemeinderatswahlen in Obfelden (von links): Gabriela Stettler, Adrian Geiser, Jürg Dolder, Michael Egger und Yves Dietre. (Bild Dominik Stierli)

Dominik Stierli

Gleich fünf Personen kandidieren für den frei gewordenen Sitz im Obfelder Gemeinderat. Um die vier Kandidaten und die Kandidatin besser kennenzulernen, organisierte die Interparteiliche Konferenz Obfelden (IPK) am vergangenen Mittwoch ein öffentliches Wahlpodium. Dieses zog deutlich über 100 Personen in den Singsaal Chilefeld.

Fünf Minuten zur Vorstellung

Die einzige Frau in der Runde, Gabriela Stettler, eröffnete die Vorstellungsrunde. Sie bezeichnete sich als Mami von zwei erwachsenen Töchtern, seit 15 Jahren der Feuerwehr Obfelden angehörig und mit eigenem Coiffeur-Geschäft. «Für mich ist es wichtig, dass bei Abstimmungen beschlossene Entscheide auch korrekt umgesetzt werden», sagte die 56-Jährige.

Adrian Geiser erzählte, dass er vor zwölf Jahren nach Obfelden gekommen sei, als Safety Officer bei der Stadt Zürich für die Sicherheit von 500 Personen verantwortlich sei und seit 25 Jahren Feuerwehr mache. «Mich stört, dass in der Politik aktuell oft gegeneinander und nicht miteinander agiert wird», sagt der 49-jährige Kandidat.

Jürg Dolder ging bereits in Obfelden zur Schule, lernte zuerst Automechaniker und wurde auf dem zweiten Bildungsweg Treuhänder mit eigenem Geschäft. Auch von ihm wurde als grosses Hobby die Feuerwehr genannt. Ihm gefällt dabei das Miteinander und Kollegiale, aber auch die Ordnung, welche bei einem Einsatz nötig sei. Politisch meinte der 63-Jährige: «Wir müssen nicht alles ändern. Unsere Grosseltern haben nicht alles falsch gemacht.»

Yves Dietre freute sich über die Gelegenheit, sich vor vielen Leuten vorzustellen. Der Vater eines bald fünfjährigen Sohnes arbeitet nach verschiedenen Betriebswirtschaftsstudien bei Energie 360° und ist dort für das Beteiligungsmanagement zuständig. Neben der Familie als sein grösstes Hobby bezeichnete er die Politik als ein solches. Als FDP-Vertreter lasse sich sein politisches Spektrum erahnen. «Obfelden bieten sich grosse Chancen, aber mit dem Wachstum auch Herausforderungen», sagte der 39-Jährige.

Michael Egger erklärte über sich, dass er mit einer lieben Frau verheiratet sei und schon fast erwachsene Kinder habe. Er wohne in einem Quartier, wo man sich kenne und helfe. Das finde man nicht mehr überall. Nach 13 Jahren bei den SBB sei er jetzt seit 20 Jahren im Telekom-Bereich. Mit der neuen Aufgabe wolle er auch mal aus seiner ­Komfortzone kommen, sagte der 51-Jährige.

Moderator Bernhard Schneider sprach das starke Wachstum der Gemeinde an. Alle Kandidierenden waren sich da einig, dass diese Chancen biete, aber auch Herausforderungen bezüglich Infrastruktur bringe. Egger möchte Zuzüger gut integrieren. Dietre sprach die schleichende Anonymisierung als Gefahr an. Dolder warnte, dass dieses Wachstum nicht ganz günstig werde. Geiser erinnerte daran, dass es auch Arbeitsplätze im Dorf brauche. Und auch Stettler sieht die Gefahr, dass man zum Schlafdorf werde.

Auf die Frage, ob der Gemeinderat das Wachstum steuern soll beziehungsweise überhaupt kann, wurde von mehreren Kandidierenden auf begrenzte Möglichkeiten innerhalb der Bau- und Zonenordnung hingewiesen. In der folgenden Diskussion wurden auch weitere Themen angesprochen. Egger, Dolder und Stettler sprachen vom Postareal, auf welchem man Wohnen im Alter fördern sollte. Stettler bemerkte, dass dies insbesondere wichtig sei, da sich Altersheime immer mehr zu Pflegeheimen wandelten.

Interessiertes Publikum

Aus dem Publikum wurde gefragt, wie es die Kandidierenden mit der Ökologie halten. Egger berichtete dazu von seinem Solardach und Elektroauto sowie, dass er als ehemaliger SBBler mit dem ÖV zur Arbeit fahre. Auch Dietre sprach von Velo oder ÖV für seinen Arbeitsweg. Dolder heize mit einer Wärmepumpe und fahre Hybrid. Mehr habe er aber ehrlicherweise nicht zu berichten. Geiser räumte auch ein, dass er mit einem Dieselauto unterwegs sei und Bemühungen für ein eigenes Solardach scheiterten noch am Konsens der Bewohnenden. Stettler setze auf ein Uralt-Handy und sei nicht die Person, welche mit dem Auto in den Wald fahre, um mit dem Hund zu spazieren. «Ich laufe immer von der Wohnung aus los», erklärte sie.

Die nächsten Fragen aus dem interessierten Publikum drehten sich um den Aufwand für das neue Amt. Stettler und Dolder verwiesen auf ihre Selbstständigkeit und die damit verbundene Flexibilität. Geiser und Dietre betonten die Möglichkeit von Homeoffice in ihren Anstellungen. Egger sagte, dass auch er flexible Arbeitszeiten habe und in der Nähe arbeite. Alle zeigten sich bewusst, dass die ausgeschriebenen 20 Prozent wohl nicht immer für das Amt reichen werden. Die Frage, ob man bei einer Nichtwahl auch 2026 wieder antreten würde, beantworteten Geiser und Stettler mit Ja, Dietre müsste dies dann nochmals prüfen, und Dolder sagte klar Nein. Michael Egger wollte sich zu dieser «Fangfrage» nicht äussern und sagte schmunzelnd: «Wählen Sie mich jetzt.»

Moderator Schneider warf auch die Frage nach Steuersenkungen auf. Obfelden liegt auf dem 146. Platz im Kanton Zürich. Dietre sprach von einer benötigten geschickten Planung, sodass nicht alle Investitionen gleichzeitig anfallen und dass man sich um Neuzuzüger bemühe. «Wenn Leute schon hier durchfahren, können sie ja auch gleich bleiben», sagt er.

Dolder bekundete, dass man mit den kommenden Investitionen die Steuern sogar erhöhen muss. Egger lobte den aktuellen Gemeinderat, dass er bis anhin die Finanzen sehr gut im Griff habe. Steuersenkungen sehe er auch nicht, aber die Lebensqualität sollte man dafür im Dorf weiter steigern. Auch Geiser sprach von einer Gratwanderung, welche die Gemeinde bisher gemeistert habe.

Restaurant als Thema

Als letzte Wortmeldung aus dem Publikum tauchte die Frage nach einem ­Restaurant auf. Egger sprach, dass man irgendwie einen Weg finden soll und betonte die Wichtigkeit eines Ortes für Vereine und die Integration von Neuzuzügern. Dolder wies auf einen eigenen Raum hin, welche er auf privater Basis geschaffen habe. Einig war man sich, dass es schwierig sei, dafür Steuergelder aufzuwenden.

Auch das neu eröffnete Restaurant Rütli war Thema. Geiser und Stettler lobten den Mut dieser Leute. Geiser mahnte, dass Restaurants von unserem Geld lebten – also nicht ohne Gäste auskämen. Abschliessend lobten Moderator Bernhard Schneider und Rolf Vollenweider von der IPK die friedliche Atmosphäre. Leider sei dies nicht überall in der Politik mehr möglich.

Der «Anzeiger» hat die Kandidierenden in der Ausgabe vom 22. Oktober vorgestellt. Der Artikel ist zu finden auf www.affolteranzeiger.ch mit dem Suchwort «Wahlen»

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