Ottenbach soll nur gering bis mässig wachsen
Workshop mit der Bevölkerung am vergangenen Samstag zur räumlichen Entwicklung
Ottenbach arbeitet an einem Leitbild für räumliche Entwicklung (REK). Im Fokus stehen dabei Bebauung, Frei- und Grünräume, Verkehr und Landschaft. Damit knüpft die Gemeinde an frühere Prozesse an, die unter den Titeln «Läbigs Ottebach» 2002, Zukunftswerkstatt 2018 und Altersleitbild 2021 erarbeitet worden sind. Ein REK wird vom Kanton verlangt und dient unter anderem als Grundlage für allfällige Zonenplanänderungen.
Umfrage mit 255 Teilnehmenden
Wie also soll sich Ottenbach in den nächsten 15 bis 20 Jahren entwickeln? Der Gemeinderat hat dazu diesen Frühsommer eine Bevölkerungsumfrage lanciert, an der 255 Personen (elektronisch) teilgenommen haben. Diese lieferte einen umfassenden Fundus an Ideen und Positionen – und brachte auf 49 Seiten vor allem eines zutage: Ottenbach soll in den kommenden Jahren nur wenig wachsen (200 bis 400 Personen), was in der Umfrage der Meinung von 128 Personen entspricht. Für mässiges Wachstum (400 bis 800 Personen) plädieren 55, für gar keines immerhin 53. Ein Dorf bleiben mit qualitativem Wachstum und verdichtetem Bauen, der Erhalt als schönes, wohnliches und gut erreichbares Dorf ist mehrheitsfähig. Jene, die das nicht so sehen, schreiben: «Die Schweiz wächst. Weshalb soll da Ottenbach nicht mitmachen?» Lebensqualität, Einkaufs- und Begegnungsmöglichkeiten, lokale Arbeitsplätze, Erhalt einer Naturlandschaft mit Erholungsgebieten sind für Ottenbachs Bevölkerung zentrale Werte. Erhalten und Aufwerten, lautet hier ein zentrales Anliegen.
Als ungenügend taxiert wird Wohnraum für Seniorinnen und Senioren, für Familien ist es offenbar ausreichend. Erhalt und allfällige Umlegung an günstigere Orte von Gewerbeflächen scheint mehrheitsfähig. Das Erhalten von Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungen wird priorisiert, genauso wie hochwertige Architektur in neuen Dorfteilen, die Förderung von Artenvielfalt oder Durchgrünung – auf Kosten eines Bevölkerungswachstums (plus 800 Personen), wie 203 Personen fordern. «Die Entwicklung soll möglichst zurückhaltend erfolgen», heisst es in der Analyse. Das Gebiet Lanzen, heisst es etwa, soll seinen alten Charakter behalten, aber es soll dort möglich sein, sanft eine neue Struktur zu entwickeln.
Vieles wird auch als genügend erachtet, zum Beispiel der Bereich «Freizeit und Erholung» sowie das Fusswegnetz, auch wenn es da Lücken und andere Schwachstellen gibt. Auf dem Wunschkatalog stehen auch vermehrte Freizeit- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Jugendliche und junge Erwachsene und ein dezentrales Angebot, um das Schulareal zu entlasten.
Workshop mit vertieften Diskussionen
Am Workshop vom vergangenen Samstag wurden fünf Bereiche vertieft diskutiert. Rund 50 Interessierte beteiligten sich und nahmen sich der Themen an verschiedenen Tischen im Gemeindesaal an. Bei der Zonierung stehen etwa im Gebiet Bründler verdichtetes Bauen und ein Gestaltungsplan im Vordergrund. «Wir haben in Ottenbach ein grosses Potenzial für Verdichtung. Diese hat Priorität, in den nächsten Jahren sollen keine neuen Wohnzonen geschaffen werden», sagte etwa Gemeinde- und Kantonsrat Ronald Alder. Das Gebiet «Fuessmättli» soll als Schulraumreserve dienen, das Sandbühl als Mischzone, auch mit Gewerbe.
Beim Thema «Wohnraumangebot und gemeindeeigene Grundstücke» wurde betont, dass die Gemeinde nicht als Investor im Wohnungsbau agieren sollte. Sie soll eigene Grundstücke im Baurecht abgeben, zum Beispiel an Genossenschaften, und private Initiativen für Wohnungsbau mit altersdurchmischtem Wohnen unterstützen. Als erforderlich angesehen wird ein Gestaltungsplan fürs Restaurant Post, angeknüpft mit der Frage: abreissen und neu bauen?
Grosses Gewicht wird auch in den Bereichen Grünräume, Vegetation und Klima beigemessen. So wird unter anderem die Forderung laut, in der Bauordnung Mindestanteile für Grünräume zu regeln – und zum Beispiel Teile vom Lättenbach beim Bau von Hochwasserschutzmassnahmen gleichzeitig freizulegen. Bemängelt wird der Umstand, dass Naherholungsgebiete nach dem Bau der Umfahrung erschwert zugänglich sind, Rad- und Velowege ausgebaut und besser beschildert werden müssen. Unter anderem Begrünung und Beschattung sowie Förderung der Biodiversität mit Artenvielfalt werden mit Blick auf Lebensqualität und Klimawandel als wichtig erachtet.
Beim Thema «Freizeit» werden ein neuer Spielplatz/Jugendtreff sowie ein Club / eine Bar ins Spiel gebracht. Das «Spritzenhaus» als Bar?
Nicht alles kann umgesetzt werden
Michael Nanz vom begleitenden Ingenieurbüro gpw (Affoltern) bezeichnete den Workshop vom Samstag als wertvolle Ergänzung, die nun zu einer Gesamtheit zusammengeführt werden müsse. «Es ist hier vieles zusammengekommen und hat zu spannenden Diskussionen geführt. Klar ist auch, dass nicht alle Ideen umgesetzt werden können», ergänzte Gemeindepräsidentin Gaby Noser Fanger.
Bevor die Bevölkerung im Frühjahr 2025 nochmals am Erarbeitungsprozess via e-Mitwirkung partizipieren kann, wird die Stellungnahme des kantonalen Amtes für Raumentwicklung (ARE) erwartet und hernach die Verabschiedung durch den Gemeinderat. «Spätestens an der Gemeindeversammlung im Dezember 2025 werden wir die Stimmberechtigten informieren», hält Gaby Noser Fanger fest.