Sieben Ämtler Gemeinden tragen das Energiestadt-Label

Mettmenstetten setzt sich dafür ein, sein Gold-Label zu halten – Aeugst ist nahe dran

Das Energiestadt-Label zeichnet Gemeinden und Städte aus, welche eine nachhaltige Energie- und Klimapolitik verfolgen. Die Auszeichnung wird seit 1991 vergeben. Unterdessen sind 471 Gemeinden in der Schweiz zertifiziert, im Säuliamt sind es deren sieben. Der «Anzeiger» fasst die Situation im Säuliamt zusammen (siehe Seite 3) und hat mit verschiedenen Gemeinden über ihre Pläne gesprochen.

Bei den zertifizierten Gemeinden sticht Mettmenstetten oben aus. Im Juni 2023 erhielt die Gemeinde die Gold-Zertifizierung. Dieses Label erhalten Gemeinden, die mindestens 75 Prozent ihrer Handlungsspielräume bereits genutzt haben. Die Verleihung fand im Rahmen eines Energietages statt, wobei auch der Zürcher Regierungsrat Martin Neukom vor Ort war.

Viel Aufwand für Mettmenstetten

Der «Anzeiger» hat bei Michael Schuler, Abteilungsleiter Bau in Mettmenstetten nachgefragt, was nötig ist, um das Gold-Label zu behalten. Es sprach von einem «enormen Aufwand aller Beteiligten». Nach dem Audit beginne man wieder mit null Punkten. Der Trägerverein Energiestadt nimmt bei den zertifizierten Gemeinden alle vier Jahre einen neuen Audit vor. In Mettmenstetten wird dies im Herbst 2026 der Fall sein. «Vor jedem Audit muss ein neuer Massnahmenplan für die nächsten vier Jahre erstellt und bei der Rezertifizierung abgegeben werden», erklärt Schuler. In Mettmenstetten will man sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Wie Schuler berichtet, sei für ein Gold-Label nicht nur die Verwaltung gefordert, sondern auch die Kommissionsmitglieder hätten sehr viel zu tun.

Erfolgreiches Förderprogramm

In der Gemeinde läuft aktuell das Förderprogramm «Rationeller Energieverbrauch und alternative Energieerzeugung». Insbesondere wurden in diesem Jahr Stromspeicher, Wärmeverbünde, Kühlung durch Erdsonden und Wärmepumpen mit Einsatz von natürlichen Kältemitteln als neue Fördergegenstände aufgenommen.

Gemäss dem Abteilungsleiter sind die Fördergelder auf 50000 Franken pro Jahr begrenzt. «Die Fördergesuche werden gesammelt. Sollten die beantragten und bewilligten Fördergelder die verfügbaren Mittel übersteigen, werden die ausbezahlten Ansätze proportional gekürzt», erklärt er das Vorgehen. Die Zahl der Gesuche steigt bei der seit 2017 durchgeführten Aktion stetig an. Von sechs Anfragen zu Beginn wurden im letzten Jahr 55 Gesuche eingereicht. ­Aktuell läuft das Programm bis sicher Ende 2025.

Als weitere Massnahmen plane die Gemeinde einen jährlichen Anlass zum Thema Energie. Zu den Verpflichtungen der Energiestädte gehöre es unter anderem, einen Massnahmenplan für einen Zeitraum von vier Jahren festzusetzen.

Aeugst: Potenzial für Gold-Label

Als weitere Ämtler Gemeinde erfüllt Aeugst die Voraussetzungen für die Gold-Auszeichnung. Bereits im letzten Audit im November 2021 erreichte sie einen Erfüllungsgrad von 75,2 Prozent, was eigentlich für die höchste Stufe genügt.

Die Aeugster Gemeinderätin Nicole Beck-Taubenest sagt, dass man für den Gold-Standard eine weitere Zertifizierung hätte durchführen müssen, was mit zusätzlichen Kosten verbunden gewesen wäre. «Dass die Gemeinde Aeugst mit ihren Massnahmen Gold-Standard erreicht hätte, freut uns auch, ohne dass wir offiziell diesen Titel führen.»

Weiter sagt Beck-Taubenest, dass Gemeinde und Energiekommission der Meinung seien, dass in erster Linie Aktivitäten zur Förderung der Senkung des CO2-Ausstosses von Bedeutung sind, mehr als ein Label. Deshalb sei man auch sehr aktiv mit Informationsanlässen für die Bevölkerung unterwegs.

Der «Anzeiger» hat sich auch beim Trägerverein Energiestadt zum Vorgehen bei der Zertifizierung erkundigt. Co-Geschäftsführerin Maren Kornmann erklärt, dass man den Gemeinden rät, genügend Puffer bei der Eingabe für eine Überprüfung zu planen. Zudem bestätigt sie den von Aeugst angesprochenen zusätzlichen Aufwand: «Das Gold-Label ist im internationalen Dachverband ‹European Energy Award› standardisiert. Zusätzlich wird bei Gold noch ein internationaler Auditor aufgeboten, der die Einhaltung der Vorgaben nochmals prüft. Damit sind wir auf europäischer Ebene mit Ländern wie Deutschland, Österreich oder Frankreich ­harmonisiert, welche das Energiestadt-System in ihren Ländern auch umsetzen», erklärt die Co-Geschäftsführerin.

Weiter sind im Bezirk auch Obfelden und Knonau im Besitz des Energiestadt-Labels. Obfelden hatte sein letztes Audit im November 2023, Knonau erst vor wenigen Wochen. Hausen ist aktuell mit der Rezertifizierung beschäftigt. Die Stadt Affoltern ist seit November 2023 im Besitz des Energiestadt-Labels. Für Hedingen, als Label-Besitzerin seit 2008, folgt die nächste Überprüfung im kommenden Sommer.

Unterstützung vom Trägerverein

Neben der Zertifizierung ist es auch möglich, nur beim Trägerverein mit dabei zu sein. Von dieser Möglichkeit machen im Bezirk sechs Gemeinden Gebrauch. Gemäss Co-Geschäftsführerin vom Trägerverein Energiestadt, Maren Kornmann, würden diese Gemeinden natürlich trotzdem vom Netzwerk, den bereitgestellten Informationen und Hilfsmitteln, kostenlosen Weiterbildungsveranstaltungen und weiteren Angeboten profitieren.

Nur Maschwanden ist momentan nicht bei der Organisation dabei. Gemäss Gemeindeschreiberin Chantal Nitschké habe ihre Gemeinde aktuell keinen Bedarf für einen Beitritt. Der Handlungsspielraum in Maschwanden sei – insbesondere aufgrund der Einschränkungen hinsichtlich der Bauvorschriften – eingeschränkt. «Aufwand und Nutzen stehen derzeit für Maschwanden in keinem Verhältnis», teilt Nitschké mit.

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