Über 70 Einsätze zu nächtlicher Stunde

Unwetter: Feuerwehren im Säuliamt stark gefordert

«Einen solchen Unwetter-Einsatz habe ich bei der Stützpunktfeuerwehr noch nie erlebt», sagt Pascal Croket, 
stellvertretender Einsatzleiter. (Bild Werner Schneiter)

«Einen solchen Unwetter-Einsatz habe ich bei der Stützpunktfeuerwehr noch nie erlebt», sagt Pascal Croket, stellvertretender Einsatzleiter. (Bild Werner Schneiter)

Wasser im Rüteli-Tunnel in Mettmenstetten: Die Feuerwehr musste eine Fahrbahn sperren. (Bild Stützpunktfeuerwehr Affoltern)

Wasser im Rüteli-Tunnel in Mettmenstetten: Die Feuerwehr musste eine Fahrbahn sperren. (Bild Stützpunktfeuerwehr Affoltern)

Heftige Regengüsse und 57 000 Blitze, dazu auch Hagelschlag: Von Sonntagabend bis Montagmorgen fegte ein heftiges Unwetter durch Teile der Schweiz. Laut Schutz- und Rettung Zürich gingen kantonsweit bis am Montag um 4 Uhr rund 300 Notrufe ein, zwischen 19 und 23 Uhr besonders viele. Unter den besonders betroffenen Regionen war auch das Säuliamt, wo bei der Stützpunktfeuerwehr Affoltern um 20.33 Uhr der erste Alarm eintraf. Im Laufe des Abends notierte die Einsatzleitung etwa 65 Einsätze. Am Montagmorgen ab 6.30 Uhr, als die Leute erwachten, kamen weitere fünf dazu, am Mittag nochmals zwei und am Abend noch einer. «Einen solchen Unwetter-Einsatz habe ich bei der Stützpunktfeuerwehr noch nie erlebt», sagt Pascal Croket. Er fungierte im Rang eines Oberleutnants als stellvertretender Einsatzleiter (neben Einsatzleiter David ­Elsener). Croket ist auch Stellvertreter des (am Sonntag abwesenden) Medienchefs Michael Huber. Bei der Stützpunktfeuerwehr Affoltern standen gegen 50 Leute im Einsatz, die freilich nicht alles in eigener Regie bewältigen konnten. Die Feuerwehren Hedingen, Knonaueramt Süd, Obfelden und Ottenbach übernahmen insgesamt neun Einsätze. Und diese Einsätze bedeuteten: Kampf gegen das Wasser, das über Vorgärten in Keller, ­Tiefgaragen, Hobbyräume und auch in Industriegebäude floss – und deshalb oft besonders schmutzig ist. Dazu kommen überlaufende Kanalschächte, von denen das Wasser auf Strassen fliesst. Und das ist auf Autobahnen besonders gefährlich. So musste der Rüteli-Tunnel in Mettmenstetten auf einer Spur gesperrt und die Einsatzkräfte geschützt werden, indem ein grosses Fahrzeug postiert wurde. Für die Reinigung der Strasse war dann das Tiefbauamt zuständig.

Zwischen Zwillikon und Affoltern lag ein Baum auf der Strasse – auf einer Hauptstrasse besonders gefährlich. «Da musste sofort gehandelt werden – ebenso, als aus dem Spital Affoltern ein Alarm vom wassergeschädigten Brandmelder eintraf und einen technischen Defekt auslöste. Das hat logischerweise Priorität», sagt Pascal Croket. Dazu ­zählte auch der Einsatz in einem Industriegebäude, wo ein Ölfass kippte und Verschmutzung drohte.

Entlastung durch Führungsassistenten

Bei solch besonderen Ereignissen ­kommen in der Einsatzzentrale in Affoltern sogenannte Führungsassistenten zum Einsatz. Deren sechs kümmerten sich am Sonntag um Logistik und ­administrative Aufgaben, um die Frontleute zu entlasten. Sie schicken erst Offiziere zu den Schadenorten, um zu erfahren, wie viele Kräfte und welches Material gefragt sind. Gleichzeitig müssen diese Führungsassistenten schnell zusätzliche Leute ordern, wenn besondere Gefahren bestehen und dabei ­Prioritäten gesetzt werden müssen: Die eigene Sicherheit der Einsatzkräfte, Menschen und Tiere habe erste Priorität, zweite Priorität Sachwerte, drohende Schadenszunahme und am Schluss alles andere.

Zu den klassischen Führungsaufgaben zählt Pascal Croket auch das ­Herstellen von Zeichnungen der von Schäden betroffenen Häuser. «Mit visueller Darstellung das Hirn erleichtern, damit die Übersicht nicht verloren geht und der Einsatz effizient erfolgen kann. Feuerwehrarbeit ist ausgesprochener Teamsport», fügt er bei und betont die Wichtigkeit von schnellem und besonnenem Handeln.

«Wir sind keine Berufsfeuerwehr»

In aller Regel zeigen die vom Unwetter Betroffenen Verständnis, oft hilft man sich gegenseitig und ist dankbar, wenn die Feuerwehr eintrifft. Aber da sind auch jene, die wenig Verständnis zeigen, weil sie die Einsatzkräfte früher erwartet haben. «Wir müssen, wie dargelegt, Prioritäten setzen und können nicht überall gleichzeitig helfen. Nicht alle wollen zur Kenntnis nehmen, dass wir keine Berufsfeuerwehr sind», hält Pascal Croket fest, stolz auch auf die Motivation und den ausgesprochenen Teamgeist der Feuerwehrler. «Unmittelbar nach Alarmauslösung waren 40 Leute schon im Feuerwehrgebäude. Und ­obwohl diese Freiwilligen wissen, dass sie nach einer solchen Nacht trotzdem an ihrem Arbeitsplatz, an Weiterbildungen oder privaten Verpflichtungen ­wieder gefragt sein werden».

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