Und weg war das Storchennest

Sunrise entfernt Brutstätte auf Antenne in Bonstetten – ohne Bewilligung

Ein Storchenpaar nistete auf einer Antenne in Bonstetten. Nun wurde das Nest unerlaubterweise entfernt. (Bild Daniel Stark)

Ein Storchenpaar nistete auf einer Antenne in Bonstetten. Nun wurde das Nest unerlaubterweise entfernt. (Bild Daniel Stark)

Ein Storchenpaar nistete auf der Mobilfunkantenne in der Nähe des Bahnhofs Bonstetten. Anfang September wurde das Nest entfernt. (Bilder Daniel Stark/zvg)

Ein Storchenpaar nistete auf der Mobilfunkantenne in der Nähe des Bahnhofs Bonstetten. Anfang September wurde das Nest entfernt. (Bilder Daniel Stark/zvg)

Wo das Wohnglück hinfällt ... Ein Storch jedenfalls fand es ganz in der Nähe des Bahnhofs Bonstetten auf einer Mobilfunkantenne, die sich die beiden Netzbetreiberinnen Swisscom und Sunrise teilen. Ast für Ast flog er im Frühjahr auf die Plattform, nach einer Weile gesellte sich ein Weibchen dazu, wie Daniel Stark, seines Zeichens Mitglied des Vereins Naturnetz Unteramt (VNU), damals beobachtete. Die Mühe blieb unbelohnt; es gab keine Jungtiere. Und es wird aus besagtem Nest auch in Zukunft keine geben: Vor einigen Tagen stellte Daniel Stark fest, dass das Nest entfernt worden war. Ein Wartungs­mitarbeiter hatte es von der Plattform geräumt.

Gemeinde müsste Nestabbau ausserhalb der Brutzeit bewilligen

Doch war diese Aktion überhaupt erlaubt? Nein, bestätigt die Baudirektion des Kantons Zürich auf Anfrage. Storchennester sind (genauso wie die Nester von Seglern oder Schwalben) als Naturschutzobjekte im Sinne des Natur- und Heimatschutzgesetzes weitgehend geschützt. Ihre Entfernung ist bewilligungspflichtig. Während der Brutzeit, die von Mitte Februar bis Ende August dauert, ist die Fischerei- und Jagdverwaltung zuständig, ausserhalb der Brutzeit die Gemeinde. Die Antennen-Betreiberin hätte für den Abriss des Nestes also eine Bewilligung bei der Gemeinde Bonstetten einholen müssen. Dies ist allerdings nicht geschehen, wie Gemeinde­präsidentin Arianne Moser auf Anfrage bestätigt.

Margrith Enggist engagiert sich im Vorstand von Storch Schweiz. Sie wurde von Daniel Stark über den Vorfall informiert und zeigt sich über das Vorgehen irritiert: «Der Netzbetreiberin dürfte durchaus bekannt sein, dass ein Nestabbau bewilligungspflichtig ist und ein eigenmächtiges Vorgehen nicht akzeptabel ist.» Enggist hat zwar Verständnis dafür, dass der Nistplatz auf der Antenne aus Sicht der Betreiberin nicht ideal sein möge und die Äste oder der Kot Schäden verursachen könnten. Sie glaubt, dass die Chancen auf eine Abbruch-Bewilligung intakt gewesen wären. Andererseits hätten sich die Vögel den Nistplatz nun mal ausgesucht, und zumindest, solange keine Bewilligung vorliege, gelte es, das zu akzeptieren: «Es wirkt, als habe man das Nest einfach abgerissen und gehofft, dass es niemand merkt», sagt Enggist.

Sunrise: «Leider kam es zu einem Missverständnis»

Wie kam es also zu dieser Nacht- und Nebelaktion? Und welche der beiden Netzbetreiberinnen war involviert? Die Medienstelle der Swisscom schreibt auf Anfrage, ihr lägen zu einer Nestentfernung keine Informationen vor. Bei Sunrise heisst es, man habe pro Jahr zwei bis drei Fälle, in denen ein Storchen­nest von einer Mobilfunkanlage entfernt oder umgesiedelt werden müsse, dazu gebe es einen Standardprozess mit Partnerunternehmen, der selbstverständlich das Einholen einer entsprechenden Bewilligung bei den zuständigen kantonalen Behörden vorsehe. «Leider kam es im vorliegenden Fall zu einem Missverständnis unter den beteiligten Unternehmen, weshalb die Bewilligung nicht eingeholt wurde», schreibt Sunrise. Man bedauere diesen Fehler und sei mit den Kantonsbehörden in Kontakt, auch, um einen allfälligen Ersatz der Storchenbrutstätte zu prüfen.

Die Intensivierung der Landwirtschaft und der Anbau von Monokulturen im 20. Jahrhundert hat die Nahrungsgrundlage des Weissstorchs stark eingeschränkt. Zwischenzeitlich (um 1950) lebten in der Schweiz keine Störche mehr. Nach intensiven Bemühungen brütete 1960 wieder das erste Paar in freier Wildbahn. 1965 gab es zehn Brutpaare. Seither ist deren Zahl kontinuierlich angestiegen, wie Storch Schweiz schreibt. Heute brüten schweizweit wieder fast 1000 Storchenpaare.

Dennoch sei der Storch zu Recht ein geschützter Vogel, denn die Lage könne sich rasch wieder ändern, gibt Margrith Enggist zu bedenken. Gerade Kälte- und Nässeeinbrüche seien für Jungstörche besonders fatal, was den Bruterfolg auch in diesem Jahr massiv vermindert habe.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern16.09.2024

«Das Verbot ist begrüssenswert, aber zu wenig griffig»

Einwasserungsverbot nach Quagga-Muschelfund: Türlersee-Kenner sind nicht überzeugt
Bezirk Affoltern16.09.2024

Wo sind die Hasen geblieben?

Streifzüge durch die Natur (Teil 32): Meister Lampe im Säuliamt zu begegnen, ist äusserst schwierig geworden
Bezirk Affoltern16.09.2024

Küchenpersonal besonders gefragt

Schwierig gewordene Personalsuche auch in Ämtler Gastrobetrieben