Vergabe der Pachtflächen sorgt in Maschwanden für Stirnrunzeln
Das begehrteste Stück Land ging an den Gemeindepräsidenten – das passt nicht allen
Ernst Lüscher, Landwirt in Maschwanden, stellt den Motor ab. In seinem Auto hat der 73-Jährige soeben eine Runde gedreht und auf einer seiner Parzellen südlich des Dorfkerns einen Zwischenstopp eingelegt, am Ort des Geschehens. Zurück auf seinem Hof, als schon alles gesagt scheint, holt Lüscher nochmals Luft: «Ich fühle mich von der Gemeinde schlecht behandelt.»
Grund für seine Verstimmung ist eine Parzelle, die 180 Aren misst, in Gemeindebesitz ist und an sein eigenes Land grenzt. Beim Augenschein ragen dort noch die abgeschnittenen Maisstängel aus der Erde. «Bester Boden!», betont Lüscher. Schon länger zeichnete sich für diese Pachtfläche eine Neuvergabe ab. In den vergangenen Monaten war in Lüscher deshalb die Hoffnung aufgekeimt, dass im kommenden Jahr sein Sohn jener Landwirt sein würde, der diesen Acker aberntet. Doch daraus wurde nichts. Den Pachtzuschlag erhielt ein anderer. Es ist Ernst Humbel, Biolandwirt – und Gemeindepräsident.
Chancen auf Flächengewinne sind rar
Im Frühjahr 2024 hat die Gemeinde Maschwanden die erwähnte Parzelle in ihrer Dorfzeitung «Lorzengezwitscher» öffentlich zur Pacht ausgeschrieben. Zur Neuvergabe kam es, weil zwei bisherige Landpächter (die Gemeinde verpachtet ihr Land an mehrere Landwirte im Dorf) ihre Betriebe aufgeben und ihre Pachtverträge deshalb per Ende 2024 gekündigt haben. Die Parzelle neben Lüschers Land ist nicht die einzige, die neu ausgeschrieben wurde, aber mit 180 Aren ist es die grösste. Die anderen sieben Grundstücke messen 6, 13, 16, 19, 77, 110 und 122 Aren.
Nun kommt die Gelegenheit, neues Pachtland dazuzugewinnen, in Maschwanden nicht alle Tage. Die letzte Vergabe liegt mehrere Jahre zurück. Unter Landwirten sind die Flächen begehrt: «Die Maschinen benötigt man sowieso», sagt Lüscher, «umso besser, wenn man damit noch mehr Fläche bewirtschaften kann.» Hinzugewonnene Flächen wirken sich auch auf die Direktzahlungen aus: Wer mehr Land unterhält, erhält mehr Geld.
13 Betriebe bewarben sich
Um dieses «Ellbögeln» weiss die Gemeinde. Der Gemeinderat strebe eine «transparente und gerechte Vergabe» an, betonte die Gemeinde im Rahmen der Ausschreibung im Frühjahr. Darin wurden verschiedene Kriterien genannt, die bei der Auswahl entscheidend seien.
Zunächst einmal sind verschiedene Punkte zu erfüllen: Zum Beispiel muss der Bewirtschafter in Maschwanden wohnen, dort auch seinen Betrieb führen und er darf auf Gemeindegebiet kein eigenes Land an Dritte verpachten. Weiter darf er in der folgenden, sechsjährigen Pachtperiode nicht das Pensionsalter erreichen. Ergänzend zu diesen allgemeinen Vorgaben (es gibt noch zwei weitere) werden in der Ausschreibung vier weitere Kriterien aufgezählt, die bei der Vergabe «vorrangig» berücksichtigt werden können, wie die Gemeinde schrieb.
Erwartungsgemäss war das Interesse an den frei werdenden Flächen gross. 13 Betriebe bewarben sich, was praktisch alle sein dürften. In der «Lorzengezwitscher»-Ausgabe vom September gab die Gemeinde bekannt, wer vom Gemeinderat berücksichtigt wurde. Ernst Humbel sei für das Auswahlverfahren in den Ausstand getreten, wurde betont.
Michael und Irene Studer erhielten 187 Aren, Marcel Stehli 19, Renate und Nino Stehli 157. Und Ernst Humbel 180. Unter den angebotenen Flächen ist seine die einzige, die auch als Acker genutzt werden kann, was das Land besonders attraktiv macht.
Ernst Lüscher, dessen Sohn damit (wie andere) nicht zum Zug kam, war nach der Vergabe enttäuscht. Und der Zuschlag liess ihn stutzig werden, gerade mit Blick auf diese vorrangigen Kriterien. Er sagt: «Der Gemeindepräsident erhielt das beste Stück Land, obwohl andere die Kriterien besser erfüllen als er.»
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