Versteigerungen: Niemand wollte das Schnäppchenhaus in Ebertswil

Dafür gab es viele Gebote für ein Einfamilienhaus in Rifferswil

Für 2,31 Mio. Franken von einem jungen Paar aus Zug ersteigert: das 6-Zimmer-Einfamilienhaus (250 m2 Wohnfläche) mit grossem Umschwung in Rifferswil.

Für 2,31 Mio. Franken von einem jungen Paar aus Zug ersteigert: das 6-Zimmer-Einfamilienhaus (250 m2 Wohnfläche) mit grossem Umschwung in Rifferswil.

Fand keinen Käufer, trotz tiefem Startpreis: das einseitig angebaute Wohnhaus in Ebertswil (das Haus mit dem grünen Plastikdach). (Bilder Daniel Vaia)

Fand keinen Käufer, trotz tiefem Startpreis: das einseitig angebaute Wohnhaus in Ebertswil (das Haus mit dem grünen Plastikdach). (Bilder Daniel Vaia)

Nein, so etwas hätten sie noch nie erlebt. Das sagten nach der ersten von zwei Liegenschaftenversteigerungen am Dienstag in Hausen der Leiter des Betreibungsamts, Christian Saladin, und seine a.o. Stellvertreterin, Mergime Matoshi. Denn nach nur 13 Minuten wurde die erste Versteigerung wieder beendet. Ergebnislos. Keiner der 20 Anwesenden im Gemeindesaal Hausen hatte für das zur Versteigerung aufgerufene, einseitig angebaute Einfamilienhaus im Hausemer Ortsteil Ebertswil ein Gebot abgegeben.

Dabei war, finanziell gesehen, ein Schnäppchen zu machen. Das stark ­sanierungsbedürftige, unbewohnte Haus mit 452 Quadratmetern Gebäudegrundfläche und Garten war zu einem Mindestpreis von 368000 Franken aufgerufen worden. Die betreibungsamtliche Schätzung des Grundstücks lag indes viel höher, bei 588000 Franken. Doch obwohl der Startpreis 220000 Franken unter dem Schätzwert lag, schlug niemand zu.

Auch die an der Versteigerung ­anwesenden Vertreter der Zuger Kantonalbank (KB) blieben still. Die Bank wird im Lastenverzeichnis mit offenen Forderungen (Hypothek plus offene Zinsen) von 368000 Franken aufgeführt (Mindestpreis). Angestrebt worden war die Versteigerung von diversen Pfändungsgläubigern (Verwertungsauftrag) – nicht von der Zuger KB. Hätte jemand beim Mindestpreis zugeschlagen, wären die Forderungen der Bank gedeckt gewesen. Daher habe man «nicht aktiv eingreifen» müssen, schreibt die Medienstelle der Zuger KB auf Anfrage. Die Bank werde nun, wie in solchen Fällen üblich, einen zwangsrechtlichen Verwertungsprozess (Grundpfandverwertung) anstreben.

Mit anderen Worten: Die Liegenschaft könnte zu einem späteren Zeitpunkt noch mal unter den Hammer kommen, sofern vorher nicht eine ­andere Lösung gefunden wird. Die Liegenschaft bleibt somit bis auf Weiteres in den Händen der jetzigen Besitzer, einer Erbengemeinschaft.

Bietergefecht um Haus in Rifferswil

Umso lebhafter fiel wenig später in Hausen die Versteigerung eines stattlichen Sechs-Zimmer-Einfamilienhauses (Baujahr 2012) samt Nebengebäude in Riffers­wil aus. Der Wert der Gebäude und des insgesamt 1481 Quadratmeter grossen Grundstücks war auf 2,455 Millionen Franken geschätzt worden. Das Rennen machte schliesslich ein junges Paar aus Zug, das samt ihrem vorschulpflichtigen Kind zur Versteigerung angereist war. Es bot am Schluss 2,31 Millionen. Franken. Zuvor hatte ein lebhaftes Bietergefecht stattgefunden. Nach dem Startpreis von 387 Franken (eine Forderung der Gebäudeversicherung Zürich) schnellte das Angebot zuerst auf 1,8 Mio. Franken und stieg danach (mit Ausnahmen) in 10 000er-Schritten auf die 2,31 Millionen. Dabei wurden 37 Gebote abgegeben, neben dem Paar aus Zug vor allem von zwei Privatpersonen aus Rifferswil und Neuheim sowie von einer Immobilienfirma aus Zürich.

Die Versteigerung (Betreibung auf Grundpfandverwertung) war von der Credit Suisse angestrebt worden. Sie machte laut Lastenverzeichnis Forderungen von 1,773 Millionen Franken geltend, für zwei Hypotheken sowie seit 2020 nicht mehr bezahlten Hypothekarzinsen. Wie schnell das Paar aus Zug in sein neues Heim in Rifferswil einziehen kann, steht auf einem anderen Blatt. Derzeit wird das Haus noch von den Vorbesitzern bewohnt.

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