Wird die Maschwander «Linde» zu neuem Leben erweckt?

Altliegenschaften-Sanierer Urs Räbsamen aus Zürich zeigt Interesse

Zeigt Interesse an einer Sanierung des ehemaligen Restaurants Linde in Maschwanden: Urs Räbsamen. Er hat den Ottenbacher «Engel» zu neuem Leben erweckt. (Bild Werner Schneiter)

Die beiden Lindenbäume können die zerfallende Fassade nicht vollständig kaschieren. Immerhin ist das Wirtshausschild noch erkennbar.

Das ehemalige Restaurant Linde in Maschwanden befindet sich in schlechtem Zustand – nicht nur im Aussen­bereich mit der rund 1200 Quadratmeter grossen Umgebung. Seit Wirtin Anna Dubs 2009 im Alter von 83 Jahren verstorben ist, ist es zum Geisterhaus verkommen. In der Küche ist benütztes Geschirr gestapelt, in anderen Räumen Wäsche und in der ehemaligen ­Gaststube alte Zeitungen, verstaubtes Mobiliar. Glasscherben am Boden, Spinnennetze an Fenstern und willkürlich platzierte Möbelstücke.

Kaum etwas erinnert noch an jene Zeiten, in denen die «Linde» Treffpunkt für Menschen aus allen Gesellschaftsschichten war, für Musikerinnen und Musiker auch, die sich jeden Mittwoch zur sogenannten «Stubete» trafen. ­Erinnerungen an Wirtin Anna Dubs sind allerdings noch wach. «Was isch gfällig?», pflegte sie Gäste zu fragen. Als einer eine Flasche Bier orderte, fragte sie in scharfem Ton: «Hesch Gäld?» Eine Registrierkasse gabs nicht, dafür verwendete die Wirtin einen A4-Block, wo sie die Vornamen der Gäste notierte und für jedes Bier oder den Kafi Luz ein Strichli machte. Kannte sie jemanden nicht, so schrieb sie beispielsweise «Mann mit Schnauz». Nun, Anna Dubs war ein Unikat – so, wie die Gaststube samt Pissoir oder der knarrenden Eingangs­treppe aus Holz.

Öffentliche Zugänglichkeit erhalten

Ihr 59-jähriger Sohn, Andreas, war in der Linde nach dem Ableben seiner Mutter ab und zu anzutreffen, ohne dass er Änderungen vornahm. Im April dieses Jahres schied er freiwillig aus dem ­Leben. Und hinterliess ein Testament, wo er rund ein Dutzend Stiftungen und Privatpersonen als potenzielle «Erben» aufführte. Darin hat Dubs angegeben, dass die «Linde» bis vor 200 Jahren eine Trotte gewesen ist und er sich etwa eine Bodega vorstellen könnte. Ausserdem hat der Verstorbene klar festgehalten, dass die «Linde» öffentlich zugänglich sein muss. Direkte Nachkommen sind nicht bekannt. Das Notariat ist eingeschaltet. Bekannt ist aber einer, der im Testament ebenfalls als möglicher «Erbe» aufgeführt ist: Urs Räbsamen, Mitinhaber der Zobrist + Räbsamen AG in Zürich Aussersihl. Er rettet bedrohte Restaurants vor dem Abriss, ohne die Rendite in den Vordergrund zu stellen. In einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» sagte er: «Gier ist in der Immobilienbranche verbreitet und führt über kurz oder lang oft zu Schiffbruch.» Räbsamen, inzwischen im Pensions­alter stehend, wurde laut NZZ vom Aussenseiter zum «Künstler des Denkmalschutzes». 26 Gastroliegenschaften hat er bis dato vor Zerfall oder Abriss gerettet, darunter den «Engel» in Ottenbach.

«Ein lässiges Haus»

Ein Bekannter der Familie Dubs hat ihn nun über seinen Eintrag im Testament orientiert. Völlig überrascht ­davon, hat sich Räbsamen sogleich bereit erklärt für einen Augenschein vor Ort. Er zeigte sich beeindruckt von der heruntergekommenen Liegenschaft. «Ein lässiges Haus, hier lässt sich etwas machen. Da habe ich Interesse», sagte er beim Rundgang, der durch Dornen und über einen Hag führt. Sein Kennerblick blieb unter anderem an den Original-Decken, an den grossen Räumen und an den ­Gewölben im Keller hängen.

Nach der Besichtigung in Maschwanden vor Ort dann die übliche Frage, was denn hier investiert werden müsste. «Ohne Gastrobetrieb sind das schätzungsweise 1,2 Millionen Franken, mit Restaurant insgesamt etwa 1,7 Millionen Franken.» Wird also die «Linde» zu neuem Leben erweckt? Die Chance ist ­vorhanden.

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