Am Boden ist sie kaum zu stoppen
Sie ist jüngste Schwarzgurt-Trägerin des Landes und amtierende Schweizer Judo-Meisterin U18 und U21. Für nächstes Jahr hat sich Aline Erni internationale Erfolge zum Ziel gesetzt. Dazu will sie ihr Repertoire an Spezialtechniken ausbauen.
«Geh nicht auf den Boden mit Aline», diesen Ratschlag erhält wohl jede ihrer Gegnerinnen. Meist hält der Vorsatz nicht lange Stand. Wie keine Zweite versteht es die 16-jährige Affoltemerin, den Übergang vom Stand auf den Boden zu forcieren. Und dort ist gegen ihre Hebel, Würger und Festhalter kein Kraut gewachsen.
Ihre Überlegenheit auf nationalen Judomatten untermauern die Schweizer Meistertitel in den Altersklassen U18 und U21, die sie beide hält. Wer ihren Weg zu den Titeln anschauen will, muss nicht viel Zeit einplanen. Keine fünf Minuten Kampfzeit hat sie für die sieben Duelle am Wettkampf-Tag benötigt. Andere gehen regelmässig über die vollen vier Minuten pro Runde.
Eine Sekunde nicht aufpassen und es ist gelaufen
Die Kampfzeit ist das eine, die Präsenzzeit vom Wägen um 8 Uhr bis zum Finale um 15 Uhr etwas anderes. Immer wieder gilt es, den Körper auf Betriebstemperatur zu bringen und auch mental bereit zu sein, denn: «Eine Sekunde nicht aufpassen und es ist gelaufen», weiss die Judoka. Deshalb setzt Aline Erni auf Tempo. «Ich denke schon im Stand an den Boden», verrät sie, den Griff setzt sie entsprechend so, dass sie für den Würger schnell am Hals ist, oder den Arm der Gegnerin gleich mitnehmen kann, um sie zu hebeln. Das Vorausdenken, die Aktionen der Gegnerinnen erahnen und Reaktionen provozieren, um die eingesetzte Kraft dann für den eigenen Zug zu nutzen, das ist ihre grosse Stärke. Und wenn die Strategie für einmal nicht aufgeht, dann ist ein Plan B zur Hand: «Ich kann schnell umstellen», so Aline Erni. Das stecke so tief in ihr drin, dass sie nicht zu überlegen brauche.
Spezialtechniken im Stand ausbauen
Als logischer nächster Schritt nach ihrer nationalen Dominanz bleibt Aline Erni nur der internationale Vergleich, also Starts im Europacup und in der EM-Qualifikation, wo die Leistungsdichte deutlich höher ist. Weil kommendes Jahr in der Altersklasse U18 der starke 99er-Jahrgang nicht mehr startberechtigt ist, rechnet sich Aline Erni gute Chancen aus, in die Punkte zu kommen.
Um künftig weniger berechenbar zu sein, ist sie mittlerweile daran, ihre Spezialtechniken im Stand auszubauen. Dazu gehört der Beinwurf «Uchi-mata», auf den schon Eric Hänni, Olympia-Silbermedaillengewinner von 1964, erfolgreich gesetzt hat. Ausbauen will sie auch den beidhändigen Schulterwurf «Morote-seoi-nage», wobei sie ihre kleine Körpergrösse als Vorteil nutzen kann.