Weniger Verletzungen dank «goldener» Übungen
Fussball im Knonauer Amt (1): Unfallprävention
Der Physiotherapeut Robi Sedlaczek von functiomed, dem medizinischen Zentrum, mit dem der FC Wettswil-Bonstetten zusammenarbeitet, umschreibt die Problemstellung so: Grundsätzlich sei die Kontaktsportart Fussball insbesondere infolge der schnellen Richtungswechsel sowie häufigem Stop and Go mit Risiken behaftet. Präventiv könne das Unfallrisiko mit ausgiebigem Warm-up reduziert werden, in dessen Rahmen gezielte, massgeschneiderte Übungen namentlich zu einer Verbesserung der Rumpfstabilität führen.
Der «Anzeiger» hat allen Ämtler Fussballclubs Fragen zu Unfallrisiko und -prävention gestellt. Die Clubs aus Affoltern, Hausen und Wettswil-Bonstetten haben geantwortet. Alle weisen darauf hin, dass Kontaktsportarten wie Fussball grundsätzlich ein höheres Risiko innewohnt als kontaktlosen Disziplinen. Michael Romer vom FC Affoltern stellt eine erhöhte Verletzungsgefahr bei Frauen sowie bei Männern ab 40 fest. Als Risikofaktor erachtet er auch den Wechsel von Natur- auf Kunstrasen und umgekehrt. Diese Erkenntnisse bestätigt Marco Bisa vom FC Hausen, der Zweikämpfe als hauptsächliche Quelle von Risiken betrachtet. Diese seien bei den älteren Junioren und bei den Aktiven am intensivsten.
Nächsthöhere Leistungsgruppe als besondere Gefahr für Spieler
Der FC Wettswil-Bonstetten relativiert die generelle Gefahr, die dem Fussballspiel innewohnt, denn schwere Verletzungen seien glücklicherweise die Ausnahme. Berücksichtige man allerdings auch Bagatellunfälle, ergebe sich durchschnittlich etwa eine Verletzung pro Spielerin und Spieler, wobei oft nach wenigen Tagen wieder trainiert werden könne. Auch hier wird das Risiko in den leistungsorientierten Gruppen am höchsten eingeschätzt, mit dem Hinweis, dass der Aufstieg eines Spielers in die nächsthöhere Leistungsgruppe besonders unfallträchtig sei infolge des sprunghaften Anstiegs der Belastung, kombiniert mit einer reduzierten Erholungszeit.
Diese Feststellung gilt für alle Sportarten, auch kontaktlose: Wer gleichzeitig Trainingsumfang und -belastung steigert, ist in der Umstellungsphase nicht nur Verletzungen, sondern auch viralen und bakteriellen Infekten vermehrt ausgesetzt.
Kooperationen im Gesundheitsbereich
Bei allen drei Clubs besteht eine Kaskade, wenn jemand im Training oder im Spiel eine Verletzung erleidet. Leichtere Verletzungen können vor Ort nach dem PECH-Schema behandelt werden: Pause, Eis, Compression und Hochlagerung. Tritt die Besserung weniger rasch als erwartet ein, erfolgt eine medizinische Abklärung. Der FC Affoltern trainiert und spielt weniger als zehn Minuten vom Spital Affoltern entfernt: «Das Spital ist auch ein Vereinssponsor, bei Verdacht auf eine schwere Verletzung kann umgehend der Notfall aufgesucht werden.» Der FC Wettswil-Bonstetten arbeitet seit 2019 mit functiomed, Zentrum für funktionelle Medizin, zusammen. Die Trainerin Manuela Pelenk erläutert: «Nach einem Unfall erhält eine Spielerin oder ein Spieler gleich am folgenden Tag einen Arzttermin. Anschliessend begleitet die Physiotherapie von functiomed den Heilungsprozess und anschliessend den Wiederaufbau.» Zur Unfallprävention achtet der FC Affoltern darauf, dass vor jedem Training und Spiel gut aufgewärmt wird, inklusive Stretching und Kraftübungen in den Bereichen Rumpf und Beine. Zu den Vorgaben des Vereins zählen auch das Tragen der erforderlichen Schutzausrüstung – Schienbeinschoner und der Unterlage angepasstes Schuhwerk – sowie der Verzicht auf das Tragen von Schmuck.
Gezieltes Training von Schwachstellen
Der FC Wettswil-Bonstetten hat gemeinsam mit functiomed ein Präventionskonzept entwickelt. Zuerst werden beim Assessment der Spielerinnen und Spieler mögliche Schwachstellen wie eine verkürzte Muskulatur oder unzureichende Rumpf- und Beinachsenstabilität gesucht. Vor jedem Training werden gezielt Übungen durchgeführt, um das Aufwärmen gezielt auf die Verletzungsprophylaxe auszurichten. Zuerst werden die «Goldenen acht Übungen» durchgeführt, was etwa zehn Minuten in Anspruch nimmt, wie Fussrollen, Kreuzschritt, Knie anheben und Anfersen. Bei diesen Übungen wird besonders auf die Beschleunigung bei aufrechter Körperhaltung geachtet.
Anschliessend folgen fünf – ebenfalls «goldene» – Stabilitätsübungen für Fuss und Knie, Hüfte und Rumpf. «Es ist wichtig, dass immer dieselben Übungen in derselben Reihenfolge durchgeführt werden», erklärt die Athletiktrainerin Manuela Pelenk, «so werden sie am schnellsten zur Routine und können auch zwischendurch mal ohne Trainerin durchgeführt werden. Die Umsetzung dieser Übungen in allen Teams setzt voraus, dass alle Trainer richtig instruiert und motiviert werden, denn die Stabilität ist der wichtigste Faktor bei der Unfallprävention.»