Crocodile Trophy: Urs Huber gibt aus gesundheitlichen Gründen auf
Bereits auf der achten Etappe hatte sich gezeigt, dass Urs Huber gesundheitlich angeschlagen ist. In der Nacht auf das neunte Teilstück haben sich die grippeartigen Symptome derart verstärkt, dass der Schweizer Bikemarathonmeister entschied, das Rennen aufzugeben.
Von Martin Platter
Fieber, Kopfschmerz und ein starker Reizhusten haben Urs Huber in der Nacht auf die neunte Etappe vom Schlafen abgehalten. Am Mittwochmorgen vor dem Start fühlte sich der Stöckli-Fahrer wie gerädert. «In diesem Zustand hat es keinen Sinn, die verbleibenden beiden Etappen noch zu fahren. Zumal das neunte Teilstück mit 148 Kilometern Länge und zahlreichen Passagen mit bis zu 30 Zentimeter tiefem, nahezu unfahrbarem Staub und Sand das wohl kraftraubendste dieser Crocodile Trophy gewesen wäre. Dazu kommt die Gluthitze», erklärte Huber gefasst.
Das Forfait hatte sich abgezeichnet
Vermutlich seien die ersten drei regenreichen Tage mit vergleichsweise kühlen Temperaturen der Auslöser für seine gesundheitlichen Schwierigkeiten gewesen. Über eine Stunde habe er nach den Regenetappen zuweilen im Ziel schlotternd auf trockene Kleider warten müssen. Danach folgten Nächte im Zelt, in denen er in einem feuchten Schlafsack geschlafen habe. «Viele meiner Konkurrenten hatten persönliche Betreuer mit Wohnmobilen oder Autos dabei. Damit sind sie wesentlich besser für die unvorhersehbaren Verhältnisse gewappnet gewesen», gibt Huber zu bedenken. Über Cooktown ist er bereits wieder auf dem Weg nach Cairns, dem Ausgangspunkt der Crocodile Trophy.
Sein Forfait hatte sich bereits am Vortag abgezeichnet. Während der letzten zwei Stunden der achten Etappe hatte er vergeblich versucht, Leader Boelen auf dem sehr rauen Untergrund in Verlegenheit zu bringen. Am Ende verlor Huber als Etappensiebter sogar noch eine Sekunde auf den viertplatzierten Boelen. Das Kompliment von Kevin Hulsmans, dass er diese aggressive Fahrweise von Huber bisher erst bei Fabian Cancellara beobachtet habe, war ein schwacher Trost für den Sieger der beiden Vorjahre. Auf den letzten Kilometern hatte der Stöckli-Fahrer vermutlich wegen des Staubes mit starkem Nasenbluten und Kopfschmerzen zu kämpfen.
Trotzdem eine erfolgreiche Saison
Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist Leader Jeroen Boelen der Nachfolger von Huber als Crocodile-Trophy-Gesamtsieger geworden. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Der Holländer war ursprünglich als Domestike für seinem Landsmann Bart Brentjens angeheuert worden, da es der frühere Cross-Country-Olympiasieger nach zwei Austragungen down under satt hatte, stets Zweiter hinter Huber zu werden. Hohes Fieber vor dem Start in Cairns liess Brentjens jedoch im letzten Moment von seinem Vorhaben abrücken. Auch er musste Forfait erklären.
Der Strassenprofi Boelen hat darauf seine eigene Chance gepackt. Auch dank glücklicher Umstände: Hätte Huber nicht ausgerechnet auf dem mit 189 Kilometer längsten Teilstück am vergangenen Sonntag einen Reifendefekt gehabt, wäre das Resultat womöglich anders herausgekommen. Aber das gehört zum Schicksal eines Bike-Profis.
Auch ohne den dritten Gesamtsieg in Australien blickt Huber dieses Jahr auf seine zweiterfolgreichste Saison als Bikemarathon-Berufsfahrer zurück. Einzig 2008 war der 26-jährige Leistungsträger des RRC Amt noch erfolgreicher.