Déjà-vu am GP Osterhas
Das bayerische Team RSC Kempten hat zum vierten Mal abgeräumt – ebenso der RRC-Amt
Im Hauptrennen zum Schluss des GP Osterhas an Karsamstag haben mit Andreas Mayr (40) und Moritz Augenstein (26) zum vierten Mal in Folge Fahrer des grössten bayerischen Radvereins RSC Kempten die ersten beiden Plätze gewonnen. In den übrigen Kategorien holten zahlreiche Nachwuchsfahrer des organisierenden Radrennclubs Amt Top-3-Klassierungen. MTB-Europameisterin Shana Huber errang bei den Frauen B sogar den Kategoriensieg – als eine der jüngsten im heiss umkämpften Peloton, dem sogar Vorjahressiegerin Alessandra Keller durch einen Sturz zum Opfer fiel. Doch der Reihe nach.
Während im Vorjahr einzig Lina Huber einen Podiumsplatz für den organisierenden RRC Amt einfahren konnte, standen diesmal fast in jeder Kategorie Nachwuchsfahrer des Radrennclubs Amt auf dem Podium. Den Anfang machte morgens um 9 Uhr im erfreulich grossen U17-Rennen Dennis Flückiger, der sich nur Gian Müller (VC Ägeri) und Jan Altstätter (RV Ehrendingen) geschlagen geben musste. Flückiger sagte: «Dafür dass ich letzte Woche noch krank war, bin ich sehr zufrieden mit dem dritten Rang.» Ihm habe noch etwas die Luft gefehlt. Deshalb habe er nur auf die grossen Wertungen alle fünf Runden sprinten können.
Harte Fights im grössten Peloton
Im gleichen Stil ging es bei den U19 weiter, die zusammen mit den Amateur- und Master-Fahrern das grösste Peloton am diesjährigen GP Osterhas bildeten. Diesmal war es Cedric Graf, der als Zweiter für die Erfolgsmeldung sorgte. «Ich bin sehr zufrieden. Wegen der Amateure hätte ich nicht gedacht, so viele Punkte zu holen», erklärte der Ottenbacher im Ziel. Das Rennen sei sehr unübersichtlich gewesen, da der Leistungsunterschied gross gewesen sei. Das habe dazu geführt, dass sich die Fahrer bald auf der gesamten Rundstrecke verteilten. Bei den U15 war es Cedrics jüngerer Bruder Nils, der als Dritter von sich reden machte.
So gross wie selten zuvor war auch das Feld der Frauen, das am Nachmittag ins Rennen geschickt wurde. Obschon erst 15 Jahre alt, fuhr Shana Huber erstmals im Pulk mit der Elite – und liess sich nicht abhängen und auch nicht überrunden. Frech spurtete sie mit ihren Idolen Alessandra Keller und Linda Indergand um die Wette – und erreichte das Ziel trotz ihres jungen Alters als beste U17-Fahrerin. Leider wurde Vorjahressiegerin Keller früh von einer stürzenden Fahrerin zu Boden gerissen und musste den Wettkampf mit Schürfungen und einem geprellten Knie aufgeben. So war das Feld frei für die beiden starken Teams des Centre Mondial du Cyclisme Aigle und Maxx Solar Rose, gegen die auch die Olympia-Dritte Linda Indergand alleine keine Chance hatte. Die Siegerin von 2017 und 2018 musste sich von der Slowenin Nika Bobnar (CMC Aigle) und der Deutschen Helena Bieber (MSR) geschlagen geben. «Abgesehen von den Stürzen war es ein super Rennen. Gegen die beiden Teams hatte ich jedoch keine Chance. Die haben Katz und Maus mit mir gespielt», kommentierte Indergand den Rennverlauf mit leiser Ironie. Nächste Woche bricht die Urnerin auf zum ersten Lauf des Mountainbike-Weltcups in Brasilien und freut sich, «dass die Saison nun endlich richtig beginnt». Auch Shana Huber freute sich: «Ich hätte nicht gedacht, dass es gleich so gut läuft. Ist noch schön, wenn man mit seinen Idolen um die Punkte sprinten kann.» Huber wird in dieser Saison versuchen, ihren EM-Titel zu verteidigen und sich auch auf die anderen Titelkämpfe und die nationalen Rennserien konzentrieren.
Diesmal nur wenige Elite-Fahrer
Das ungewöhnlich teilnehmerschwache Rennen der Elite-Männer verlief nach bekanntem Muster. Wie in den letzten drei Vorjahren verstand es der RSC Kempten seine zahlenmässige Überlegenheit von starken Kriterium-Spezialisten perfekt auszuspielen. Das erklärt auch, weshalb der Rest kaum eine Chance hatte, die Taktik mitzubestimmen. Die Fahrer des RSC Kempten sprinteten in wechselnder Besetzung einfach auf jede der 100 Wertungen, die es in der Affoltemer Industrie zu gewinnen gab. Das Tempo war konstant so hoch, was Ausreissversuche schwierig machte.
Gruppen kamen vorne nur weg, wenn mindestens ein RSC-Fahrer dabei war. Derweil sich die Teamkollegen sofort an die Spitze des Verfolgerfeldes setzten, um das Tempo zu drosseln. So schafften es Andreas Mayr (der Sieger 2022) und sein Teamkollege und Vorjahressieger Moritz Augenstein wie schon im Vorjahr das gesamte Feld zu überrunden. Mayr holte sich in Affoltern den zweiten Sieg und zeigte sich überrascht: «Der GP Osterhas ist für uns Kriterium-Spezialisten perfekt mit seinen schwierigen Kurven, den rutschigen Bahngeleisen und der anspruchsvollen Topografie; plus diesmal noch der Wind. Zudem klappt hier auch organisatorisch immer alles perfekt. Unverständlich, weshalb nicht mehr Fahrer die Chance nutzen, hier zu starten.» Urs Huber, der einzige RRC-Amt-Fahrer im Elite-Feld, schaffte es auf den achtbaren 15. Rang. Wie Indergand musste auch er feststellen: «Die Fahrer des RSC Kempten haben das Rennen lückenlos kontrolliert. Ich konnte aber vereinzelt punkten – obschon mir nach dem Cape Epic klar die Spritzigkeit fehlte.»
Sehr zur Freude von Teilnehmern, Zuschauern und Veranstaltern fehlte diesmal auch Spritzigkeit vom Himmel. Der diesjährige GP Osterhas konnte wieder einmal bei angenehmen Temperaturen und bei trockener Strecke durchgeführt werden.
Komplette Resultate und Fotogalerie: rrc-amt.ch