Gänsehautfeeling auf dem Zementoval
Unwahrscheinliches Wetterglück und rekordverdächtig grosser Publikumsaufmarsch prägten das diesjährige «Indianapolis» auf der offenen Rennbahn in Zürich. Auch vier Säuliämtler kreisten mit ihren Oldtimern – mit Tempi von bis zu 100 km/h.
«Federung voll hochgestellt, doch an einer Stelle schrappt das Chassis in der Kurve noch immer an der Bahn.» Urs Kneubühl schüttelt den Kopf. Nach seinen Erfahrungen im Vorjahr beim ersten Start auf der offenen Velorennbahn mit seinem Formel-Ford-Rennwagen von 1984 glaubte er, alle Vorkehrungen getroffen zu haben, damit der Rennwagen eben nicht mehr aufsetzt. Doch die Querbeschleunigung in der Steilwandkurve und eine kleine Unebenheit in der Bahn zwangen den Ford Van Diem des Ottenbachers auch diesmal in die Knie.
«Ein mulmiges Gefühl, da es auf dem Oval keine Gerade gibt», fasste Luciano Arnold seinen ersten Abstecher mit seinem nur 450 Kilo leichten Brabham BT 36 Formel-2-Rennwagen aufs Oerlikoner Bahnoval zusammen. Das Kraftpaket des Stallikers leistet satte 240 PS. Ähnliches war auch vom Hediger Heinz Schmid zu vernehmen, der sich mit einer Yamaha TD2 von 1969 auf die Rennbahn wagte. «Man fährt quasi blind in die Kurve, da man den Kurvenausgang nicht sieht.» Wie Arnold bestreitet auch Schmid mit seiner Maschine sonst Klassik-Rennen in ganz Europa und England. Der Knüller aber war Dominik Muheim mit seiner Kreidler «Schnapsglas»-Rennmaschine aus dem Jahre 1971. Satte 18 PS schöpft das Geschoss des Ebertswiler Porsche-Restaurateurs aus dem 50-Kubik-Motörchen, also aus dem gleichen Hubraum wie ihn jedes Mofa aufweist. Unglaublich: Mit dieser Leistung wurden seinerzeit, als es im Motorrad-GP tatsächlich noch eine Schnapsglas-Kategorie gab, Spitzengeschwindigkeiten jenseits von 200 Stundenkilometern erreicht!