Gesamtsieg am Cape Epic in Südafrika

RRC-Amt-Fahrer Urs Huber feiert den bisher grössten Erfolg seiner Sportkarriere

Die beiden Cape-Epic-Sieger Karl Platt (links) und Urs Huber sind Brüder im Geiste, die dem sportlichen Erfolg alles unterordnen. (Bild Nick Muzik/Cape Epic/Sportpics)
Die beiden Cape-Epic-Sieger Karl Platt (links) und Urs Huber sind Brüder im Geiste, die dem sportlichen Erfolg alles unterordnen. (Bild Nick Muzik/Cape Epic/Sportpics)

«Sportlich gesehen ist dieser Cape-Epic-Triumph sicherlich der grösste Erfolg in meiner Karriere», reiht Urs Huber die überragende Leistung in seinem Palmarès ein. Für einen Sieg am Cape Epic brauche es acht Tage Topform, jede Sekunde auf dem Trail vollste Konzentration und Aufmerksamkeit sowie einen klaren Kopf, um die unglaublich vielen unvorhersehbaren Situationen auf all den harten Etappen zu meistern. Und das alles gleich im Doppelpack, denn es wird in Zweierteams gefahren. Es gebe aber noch zwei weitere, sehr emotionale und sportlich wertvolle Meilensteine: Der dritte WM-Rang in Villabassa 2008 und sein vierter Sieg am Grand Raid 2014 im direkten Duell gegen den damals amtierenden Bikemarathon-Weltmeister Christoph Sauser, fügt der 30-jährige Ausdauerathlet an. Beim Stichwort «Sauser» wird auch Hubers Bulls-Teampartner Karl Platt hellhörig. Mit vier Cape-Epic-Gesamtsiegen war Platt in Südafrika Rekordsieger – bis Sauser im Vorjahr zusammen mit Olympiasieger Jaroslav Kulhavy den fünften Sieg realisierte. Platt hat nun wieder mit Sauser gleichgezogen.

Russische Härte

Als seine Karriere als Profi-Biker begann, träumte Urs Huber noch eine Weile davon. Er hatte eben seine Lehre als Landwirt begonnen. Platt dagegen hatte auf alles verzichtet. Auf wilde Partys, auf Alkohol, aufs Abi – sogar auf eine Berufsausbildung. Zehn Jahre lang hat er seinen Körper mit eisernem Willen zu einer Kampfmaschine gedrillt: 1,80 Meter gross, 70 Kilo leicht, 7,5 Prozent Körperfett, 480 Watt Maximalkraft.

Man könnte das auch «russische Härte» nennen. Denn bis zu seinem zehnten Lebensjahr lebte Karl im sibirischen Nowosibirsk. Die Sowjets hatten seine Grosseltern im Zweiten Weltkrieg dorthin verschleppt. Um die kalten und langen Winter zu überstehen, wurde jedes Mal eine ganze Scheune voll mit Kohle gebunkert. Karl erinnert sich gern an seine Kindheit. Als Gorbatschow das Reiseverbot lockerte, wanderten die Platts nach Osthofen bei Worms aus. Den baptistischen Glauben hat sich die Grossfamilie bis heute bewahrt. Seinen ersten Sex hatte Karl in der Hochzeitsnacht. «Das war etwas ganz Besonderes.» Zwei Herzen, eine Seele: Eugenie stammt, wie Karl, aus Sibirien. Ihr baptistischer Glaube verbot Sex vor der Ehe.

Urs Hubers Askese ist vergleichbar mit der von Platt. Auch Huber verzichtet auf alles, was dem Siegen hinderlich sein könnte; beispielsweise auf Alkohol. Mit einer Grösse von 1.84 und 70 Kilo Körpergewicht ist er sogar noch eine Spur austrainierter wie Platt und dürfte ähnliche Leistungswerte auf die Pedale drücken. Der Werdegang von Huber ist etwas weniger spektakulär als der von Platt. Er wuchs als einziges Kind auf dem Bauernhof seiner Eltern etwas oberhalb des Restaurants Litzi in Jonen auf. Den zwei Kilometer langen Schulweg ins Dorf legte er ab der zweiten Primarklasse mit dem Velo zurück. Doch erst mit dem Übertritt in die Sekundarschule begann er regelmässig Sport zu treiben; neben Velofahren auch Fussball und Laufsport. Daneben half er oft seinem Vater auf dem Bauernhof. Früh war für Urs klar, dass er später Landwirt lernen wird.

Spitzenresultate trotz Vollzeit-Job

Weil er in der Schule immer der schnellste mit dem Velo war, wurde er von Schulkollegen motiviert, an einem Rennen zu starten. 2001 startete er erstmals am Swiss Bike Masters. Wenige Wochen später begann er seine Lehre. Die Zeit der zweiten Swiss-Bike-Masters-Teilnahme im folgenden Jahr war bereits wesentlich schneller. Er hatte Blut geleckt und startete noch an zwei weiteren Rennen. Die Saison 2003 fuhr er dann erstmals komplett durch und konnte in der Kategorie Fun Junioren mehrere Siege erreichen. 2004 löste er eine Lizenz als Amateur-U23-Fahrer und fuhr daneben noch Cross-Country-Rennen.

Trotz Lehre und schwerer Arbeit in einem Gartenbaubetrieb bestritt Huber in der folgenden Saison 26 Rennen, konnte dabei fünf Podestplätze herausfahren und belegte im Swiss-Cycling-Jahresklassement den zweiten Schlussrang. Im Winter 2004/2005 schloss er seine Lehre mit der Note 5,8 erfolgreich ab und konnte unbelastet die Saison 2005 in Angriff nehmen. Erste Siege als Elite/U23-Fahrer stellten sich ein. Er gewann die nationale iXS Swiss bike Classic-Gesamtwertung und den Grand Raid jeweils auf der Kurzdistanz, bekam einen Vertrag im Stöckli-Biketeam und reduzierte das Arbeitspensum auf 80 Prozent. Die Erfolge liessen nicht lange auf sich warten. Huber beschloss, ab 2007 voll auf die Karte Sport zu setzen. Dank seiner Konstanz erreichte er die Gesamtsiege in der IXS Swiss Bike Classic und in der IXS Euro Bike Extremes, erstmals über die Langdistanz.

2008 machte er sich auch international einen Namen. Sowohl an den Europa- als auch an den Weltmeisterschaften erreichte er die Bronzemedaille. Dazu kamen nicht weniger als zwölf Rennsiege – erstmals auch am Grand Raid über die Langdistanz, mit 120 Kilometern und 5000 Höhenmetern eines der härtesten Rennen seiner Art. Den Gesamtsieg in der iXS Swiss Bike Classic konnte er mit sechs Laufsiegen eindrücklich wiederholen. Als Nummer zwei der Marathonweltrangliste beendete er das Jahr.

2009 gewann er zwar zum dritten Mal in Folge die iXS Classic, erstmals die europäische Rocky Mountain Marathon Series sowie die legendäre Crocodile Trophy in Australien. Doch an den Titelkämpfen blieb der Erfolg aus – ebenso 2010.

Der erste Titelgewinn

Erst 2011 konnte er erstmals die Schweizer Bikemarathon-Meisterschaften gewinnen. Bei der Bike-Transalp zudem sein erstes Team-Rennen. Doch erst der Wechsel 2013 ins deutsche Bulls-Team verlieh Hubers Sportkarriere neuen Schwung. Bereits sein Einstand in den neuen Farben endete mit dem zweiten Rang am Cape Epic – erstmals zusammen mit Karl Platt. Das Duo konnte zwei Etappensiege feiern und fuhr zwei Tage im Leader-Trikot. Es folgten weitere bedeutende Erfolge am Eiger Bike Challenge, dem Black Forest Marathon, dem Extreme sur Loue und dem Dolomitenmann. «Überstrahlt wurde die Saison aber von meinem dritten Sieg am Grand Raid gegen hochklassige Konkurrenz.» Huber wurde als Rekordsieger zum «König des Wallis» gekürt. Mit der Heirat seiner Freundin Simone endete das Jahr auch privat im siebten Himmel.

2014 folgten neben zahlreichen anderen Triumphen der zweite Schweizer Meistertitel und der vierte Sieg am Grand Raid sowie in der iXS Swiss Bike Classic. Ein Defekt verhinderte jedoch die zweite WM-Medaille.

Auch das Jahr 2015 begann mit dem dritten Rang am Cape Epic erfolgreich. Danach begann jedoch eine lange Durststrecke, der die Titelkämpfe zum Opfer fielen. Erst mit dem zweiten Rang an der Transalp in der zweiten Saisonhälfte wurde Huber wieder Stammgast auf dem Podium. Er beendete das Jahr mit dem dritten Gesamtsieg an der Crocodile Trophy Downunder – an erster Position in der UCI Marathon World Series.

2016 begann nun mit dem bisher bedeutendsten Sieg in Hubers Karriere. Bald zieht er ins neue Haus in Mettmenstetten. Auch privat ist er nun bereit für den nächsten bedeutenden Schritt im Leben.

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