In vier Minuten eine Fähre bauen
Am Eidgenössischen Pontonierwettfahren in Klingnau an der Aare gehört auch der Bootsfährenbau zu den Wettkampf-Disziplinen. Die Pontoniere aus Ottenbach bereiten sich intensiv darauf vor.
So einfach der Bau einer Fähreinrichtung über einen Fluss zu beschreiben ist, so komplex ist die eigentliche Ausführung. Um mit einem Boot so schnell wie möglich Menschen oder Material über fliessendes Gewässer zu transportieren, spannt man ein Stahlseil über den Fluss. An diesem Seil wird ein Laufrad mit einem Seil angebracht und an diesem Seil zieht man das Boot ans andere Ufer. Muss dieser Vorgang jedoch so schnell wie möglich und erst noch unter strengen Wettkampfbedingungen ausgeführt werden, sieht die Angelegenheit denn doch etwas anspruchsvoller aus.
Die Technik des Bootsfährenbaus ist denn auch eine der Disziplinen am Eidg. Pontonierwettfahren vom 29. Juni bis 1. Juli in Klingnau. Ganz klar, dass die Pontoniere aus Ottenbach mit dabei sind und sich seriös auf die verschiedenen Wettkämpfe vorbereiten. So war denn auch an diesem Dienstagabend nahe an der Ottenbacher Reussbrücke am aargauischen Ufer der Reuss fast ein Dutzend muskelbepackte Kerle intensiv bei der Arbeit. Eine Gruppe von acht Männern, alle bekleidet mit Schwimmwesten, stehen in Reih und Glied und alle stieben nach dem Kommando «Achtung los!» auseinander. Die Aufgaben sind für jeden bis ins letzte Detail zugeteilt.
Das Fährboot gleitet am Seil wie mit einem Motor betrieben
Zwei Pontoniere stürmen in das am Ufer bereit liegende Boot und bringen das Fährseil an das gegenüberliegende Ufer wo sie es an einen Baum oder einen vorbereiteten Pfahl befestigen. Der Landtrupp stellt inzwischen am Startufer ein sogenanntes Zweibein auf über dieses läuft das Stahlseil zu einer Seiltrommel, um die notwendige Spannung des Seiles zu erreichen. Am Stahlseil angebracht ist eine Lauf- oder Fährseilrolle mit einem Hanftau (Giertau) welches am Fährboot befestigt wird. Die Auswirkungen dieser Vorrichtung auf das Fährboot sind auf den ersten Blick völlig verblüffend und etwas verwirrend. Die Strömung des Flusses und der Gegenzug dieses Seiles ermöglichen so nämlich bei einer entsprechenden Schräg-Stellung des Bootes, dass dieses mit einer beachtlichen Geschwindigkeit fast wie mit einem Motor betrieben über das Wasser ans gegenüberliegende Ufer gleitet.
Die am Bootsfährenbau beteiligten Mitglieder des Pontonier-Fahrvereins Ottenbach (PFVO) erstellten die Fähr-einrichtungen am Übungsabend einige Male hintereinander und erreichten Wettkampfzeiten zum Teil unter fünf Minuten. Zwar gleitet das Fährboot, wenn das Stahlseil gespannt und das Boot befestigt ist, elegant durch die Fluten. Die Erstellung der Vorrichtungen, insbesondere das erstmalige Übersetzen, um das Fährseil zu montieren, verlangt nicht nur Geschicklichkeit sondern vor allem viel Muskelkraft. Die Pontoniere kamen denn auch bei der starken Strömung und der fast Hochwasser führenden Reuss ziemlich ins Schwitzen.