Jeroen Boelen löst Urs Huber

Ausgerechnet auf dem mit 189 km längsten Teilstück des Mountainbike-Etappenrennens Crocodile Trophy im australischen Bundesstaat Queensland zieht Urs Huber seinen ersten Tag voller Pleiten, Pech und Pannen ein. Er verliert seine Führung an den Holländer Jeroen Boelen.

Da war die Welt für Urs Huber, rechts, noch in Ordnung. Inzwischen hat jedoch der Holländer Jeroen Boelen (Nr. 20) die Führung übernommen. (Bild Regina Stanger)
Da war die Welt für Urs Huber, rechts, noch in Ordnung. Inzwischen hat jedoch der Holländer Jeroen Boelen (Nr. 20) die Führung übernommen. (Bild Regina Stanger)

Von Martin Platter

Schon früh morgens vor dem Start der sechsten und mit 189 km längsten Etappe der diesjährigen Zehnetappenfahrt durchs Outback hatte Urs Huber eine dumpfe Vorahnung, dass es nicht sein Tag werden könnte. Die ausgiebigen Regenfälle, stete Begleiter während der Teilstücke durch den Regenwald, sind bei der Fahrt durchs Outback inzwischen von glühendem Sonnenschein und Temperaturen bis 50 Grad Celsius abgelöst worden.


Ein platter Reifen

Das ginge alles noch, hätte Huber nicht schon nach wenigen Kilometern aus heiterem Himmel mit einem weicher werdenden Vorderrad zu kämpfen gehabt. Das Nachpumpen des schlauchlosen Pneus brachte zusammen mit der Dichtungsmilch im Reifen das gewünschte Resultat. Der RRC-Amt-Fahrer konnte seine Fahrt nach wenigen Sekunden fortsetzen. Bei km 50 unterspülte der Mitchell River Hubers Ambitionen. Sein ärgster Kontrahent Jeroen Boelen war der Einzige, der die knietiefe, reissende Flut fahrend zu durchqueren verstand – und sich sogleich auf die Verfolgung des Spitzentrios mit Haselbacher, Hulsmans und Benedseder machte, als er merkte, dass Huber vom Fluss und einem vor ihm fahrenden Mitstreiter aufgehalten wurde. Ein geschlossenes, mannhohes Kuhgatter führte jedoch noch einmal zum Zusammenschluss an der Spitze. Boelen und Huber bestimmten nun wieder das Tempo – wie auf den meisten Etappen zuvor.

Reparatur unumgänglich

Huber spürte jedoch, dass sein Vorderrad mit der Zeit wieder weicher wurde. Der Stöckli-Fahrer wusste: Wenn er jetzt wieder anhalten musste, würden die anderen sofort das Weite suchen. Deshalb zögerte er den Moment so lange wie möglich heraus – bis er bei km 60 fast komplett auf der Felge fuhr. Es blieb ihm nichts mehr anderes übrig, als einen Schlauch einzuziehen. Derweil seine ehemaligen Begleiter mit vereinten Kräften daran arbeiteten, den aus der Reparatur entstandenen Vorsprung von zwei Minuten weiter auszubauen.
Huber war auf der Verfolgung nicht nur auf sich alleine gestellt. Wasservorräte und Proviant neigten sich dem Ende zu. In einer Umgebung, wo es neben Kängurus auch giftige Schlangen und faustgrosse Spinnen gibt, machte sich Huber unter dem Einfluss der brütenden Hitze schon mal mit dem Gedanken vertraut, wie eines der Tierkadaver im Strassengraben zu enden, der Körper in sich zusammenfallend und von gierigen Fliegen übersät, nur noch das wertlose Leadertrikot als Überbleibsel.


Fast am Verdursten

Es sollte aber nicht so weit kommen. Von hinten nahte der Rennnleiter, der mit seinem Jeep ebenfalls im Mitchell River steckengeblieben war. Er brachte etwas Wasser und eine Banane. Zu wenig. Da wegen der Verzögerung auch der Proviant für die Verpflegungsstellen schlicht zu langsam für die Spitzenfahrer war, begann für Huber bald darauf der sportliche Überlebenskampf von Neuem. «Von diesem Zeitpunkt an, ging es mir nur noch darum, irgendwie ins Ziel zu kommen», wird Huber später enttäuscht rapportieren. Über elf Minuten nach Boelen, der bereits seinen dritten Etappensieg feiern konnte, erreicht der Schweizer schliesslich das Ziel in Mt. Mulgrave. Aus dem vierminütigen Vorsprung auf Boelen ist ein Rückstand von 7:25 Minuten geworden. Der im Zwischenklassement drittplatzierte Wolfgang Krenn liegt bereits eine knappe Dreiviertelstunde zurück.
«Noch gibt es vier Etappen und total 470 Kilometer, wo sich das Blatt noch wenden kann. Ich werde jede sich bietende Chance zu nutzen versuchen und nicht aufgeben. Auch wenn ich weiss, dass es verdammt schwierig wird. Aber wenn es noch viele derart verrückte Tage wie heute gibt, ist nichts unmöglich», gibt sich Huber weiterhin kämpferisch.

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