Kampf um Minuten für den Bau einer Bootfähre über die Reuss
Das Jubiläum zum 125-jährigen Bestehen des Pontonier-Fahrvereins Ottenbach (PFVO) benutzten die Pontoniere als Aufhänger für einen spannenden Wettkampf in einer Spezialdisziplin im Pontoniersport.
Als amtierender Schweizer Meister trat der PFVO sozusagen als Kronfavorit beim nationalen Wettkampf im Bootfährenbau an. Doch ganz so einfach wurde die sportliche Angelegenheit denn doch nicht. Die stämmigen Kerle der elf Mannschaften aus der ganzen Schweiz schenkten sich nichts.
Das Wasserfahren mit dem Weidling verlangt nicht nur Kraft, Ausdauer und starke Muskeln sondern auch eine gehörige Portion Verstand und Begabung. Die Wettkämpfe begannen bereits am Freitagabend und auch am Samstag kämpften die Teams aus Bremgarten, Schmerikon, Klingnau, Diessenhofen, Aarwangen, Ellikon, Mumpf und Aarburg um Rang und Ehre. Da flogen Kommandos, da wurde geächzt, gestöhnt und gerudert und hie und da war durchaus auch einmal ein deftiger Kraftausdruck zu hören.
Kritisch und von einigen Insidern auch fachmännisch kommentiert, vor allem aber von den zahlreichen Ehrengästen auch erwartungsvoll und beeindruckt beobachtet, wurden die Bootsfähren über der Reuss in Minutenschnelle aufgebaut und nach einer kurzen Pause wieder wettkampfmässig abgebaut.
Die Fähre wird von der Strömung getrieben
Ein weiterer Höhepunkt waren die sogenannten Nostalgie-Vorführungen am Samstagnachmittag. Die Pontoniere erstellten unter den gespannten Blicken der in grosser Zahl aufmarschierten Zuschauer den Aufbau einer aus drei Weidlingen bestehenden Fähre auf der eine Plattform montiert wurde. Diese Konstruktion stammt ursprünglich aus einem militärischen Auftrag aus dem Jahre 1927. Ein Zugführer eines Pontonier-Battalions erfand einen Prototyp der in den darauffolgenden Jahren bis zur Serienreife entwickelt wurde. Diese Fähre aus robusten Bauteilen, welche schliesslich in der Armee eingeführt wurde, erstellten die Ottenbacher Pontoniere nun innert kürzester Zeit. Sie übersetzten damit den Fluss an einem gespannten Seil zweimal, wobei sie einmal sogar einen kleinen Traktor mitführten. Für den Schub der Fähre sorgte einzig die Strömung des Flusses, welche die Fähre die im richtigen Winkel gestellt werden muss, wie von Geisterhand an das gegenüberliegende Ufer trieb.
Erster Rang für die Veranstalter
Die Ottenbacher Wasserfahrer ernteten damit grossen Applaus. Die Mischung aus Wettkampf und Jubiläums- und Volksfest sorgte denn auch für ein voll gefülltes Festzelt mit gutgelaunten Gästen.
Die Rangverkündigung zeigte dann deutlich, dass der amtierende Schweizer Meister seiner Rolle gerecht wurde. Der erste Rang ging an das Team Ottenbach 1, während die Mannschaft Ottenbach 2 den zweiten Rang besetzte. Den dritten Platz belegten die Pontoniere aus Bremgarten. Ob für das ausgezeichnete Resultat des PFVOs auch ein klein wenig der Heimvorteil verantwortlich war, muss als reine Spekulation bezeichnet werden. Sicher ist, dass die zahlreichen Trainingsstunden massgebend zum Sieg beigetragen haben.
Überflüssig zu erwähnen, dass im Festzelt an der Reuss bei diesen ausgezeichneten Leistungen noch tüchtig gefeiert wurde.