Lang zog erneut den Kürzeren
Dank einer überragenden Mannschaftsleistung hat der Franzose Nicolas Baldo den 33. Grand Prix Osterhas gewonnen. Sein Teamkollege Pirmin Lang wurde zum vierten Mal Zweiter. Der Wettswiler Fabian Kiser holte sich im Juniorenrennen den einzigen Sieg eines Säuliämtlers.
Das Eliterennen des Grand Prix Osterhas am Ostersamstag in der Affoltemer Industrie hat einmal mehr spannenden Anschauungsunterricht in Sachen Radsporttaktik geboten. Selten zuvor wurde der traditionsreiche Wettkampf, der die Strassenradsportsaison in der Deutschschweiz eröffnet, derart deutlich von einer einzigen Mannschaft geprägt: dem UCI-Kontinental-Cycling-Team «Atlas Personal/Jakroo» des langjährigen Radsport-Förderers Ueli Schumacher. Immer wieder hat es der Aargauer in der Vergangenheit geschafft, namhafte Fahrer herauszubringen, die ihre Klasse jeweils auch am GP Osterhas aufblitzen lassen. Tour-de-Suisse- und Tour-de-Romandie-Sieger Roman Kreuziger ist der derzeit bekannteste, der den GP Osterhas 2004 überlegen als Junior gewonnen hatte.
Für die Mitstreiter die Brosamen
Was Schumachers Equipe jedoch diesmal in der Eliteklasse zeigte, hat es in dieser Überlegenheit zuvor noch selten gegeben. Unter den ersten zehn klassierten sich gleich sechs seiner Fahrer, die mit ihren Kontrahenten buchstäblich Katz und Maus spielten. Am Schluss stand aber nicht Pirmin Lang zuoberst auf dem Podest, der in Affoltern schon dreimal Zweiter geworden war und im Vorjahr der national stärkste Elite, sondern sein französischer Kollege Nicolas Baldo. Es war klassisch, wie das Duo im Finale des 100 Runden zählenden Rennens aus dem Peloton «weggeschlichen» ist. Ein durchgezogener Zielsprint legte ein paar Meter zwischen das Aussreisserduo Baldo/Lang und den Rest des Feldes. Die Zurückgelassenen schauten sich jedoch nur an. Keiner wollte die Lücke schliessen, zumal die übrigen «Atlas»-Teamkollegen in den vordersten Reihen wirkungsvoll Störarbeit leisteten. Sobald sie an die Führung kamen, liessen sie das Tempo zusammenfallen. So wuchs der Vorsprung der zwei Flüchtlinge kontinuierlich bis fast auf eine Minute. Da es in Affoltern nach jeder Runde Punkte zu gewinnen gibt, lag das Paar auch diesbezüglich bald uneinholbar an der Spitze. Denn nicht wie bei herkömmlichen Radrennen nur der Zieleinlauf, zählen bei Radkriterien neben dem Rückstand die Punktegewinne.
Nur die Mannschaft zählt
Auf seinen vierten zweiten Platz in Affoltern angesprochen, äusserte sich Lang diplomatisch: «Unsere Mannschaft hat das Rennen kontrolliert und alle drei Podestplätze geholt. Das ist das, was zählt.» Auch dem drittplatzierten Michi Baer, der in Cham wohnt und wohl so nahe von zuhause gerne brilliert hätte, war kein böses Wort zu vernehmen: «Das ist das Schicksal, wenn man in einem derart überlegenen Team fährt. Man legt sich vorher eine Taktik zurecht, die dann im Rennen nicht für einen selber aufgeht.» Das müsse man sportlich nehmen. «Die Podestplätze sind ja in der Familie geblieben», sagte der frühere Junioren- und U23-Strassenschweizermeister. In Gedanken ist der 24-jährige Chamer bereits bei den nationalen Titelkämpfen, die am 23. und 24. Juni von seinem Veloclub in Hagendorn durchgeführt werden. «Gegen ProTour-Fahrer wie Cancellara, Albasini, Rast, Elmiger und Co. wird es wohl sehr, sehr, sehr hart, ein gutes Resultat einzufahren. Zumindest zahlenmässig wird unser Team aber gut vertreten sein. Vielleicht gelingt es uns, überraschende Akzente zu setzen», gibt sich Baer zuversichtlich.
Riese Kiser überragte alle
Ebenso sein Clubkollege Fabian Kiser. Der Wettswiler hat am GP Osterhas auf überlegene Weise seinen ersten Sieg als Junior errungen. Zusammen mit Micha Steiner überrundete der stämmige Zimmermann-Lehrling die gesamte Konkurrenz – um danach gleich wieder an der Spitze des Feldes das Tempo zu bestimmen. «Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich genügend Punkte für den Sieg habe», begründet der 1.90 Meter grosse Jüngling seine offensive Fahrweise, die er von Anfang an geplant hatte. «Ich freue mich riesig auf die Donnerstagabendrennen in Affoltern und möchte auch an der Schweizer Meisterschaft in Hagendorn einen Podestplatz erreichen – selbst wenn das sehr schwer werden wird», skizziert der 17-Jährige seine weiteren sportlichen Ziele.
Aus Säuliämtler Sicht blieb sein Sieg das einzige Highlight. Gut schlug sich aber auch Michael Kiser, Fabians jüngerer Bruder in der Schüler-Kategorie. Der 14-Jährige wurde in einem hart umkämpften Rennen Fünfter. Die Hoffnungsträger des organisierenden Radrennclubs Amt dagegen kamen nicht auf Touren oder fielen krankheitsbedingt aus. Eine positive Bilanz zog dafür OK-Präsident Dino Rey. Er bedankte sich nicht nur bei Sponsoren, Teilnehmern, Zuschauern und OK-Team. Einen ganz besonderern Dank richtete er an Wettergott Petrus, der es einmal mehr recht gut mit dem GP Osterhas gemeint hat. Hätte es geschneit wie am Ostersonntagmorgen, wäre der Traditionsanlass wohl eine trostlose Angelegenheit geworden.
Resultate: velomedia.ch/gp_osterhas