Neuer Schub für die Läufer
Auf der Bahn und in der Halle holte er neun Schweizer-Meistertitel – jetzt trainiert Philippe Bandi die Läuferinnen und Läufer der LV Albis. Neuer Schub also auch für Romario Gassmann, das lange verletzte Aushängeschild des Vereins?
Von Werner Schneiter
Mit 3.38 über 1500 Meter nimmt Philippe Bandi in der Schweiz noch immer einen Top-Ten-Platz ein, obwohl er die Karriere vor acht Jahren beendet hat. «Ich bin über diese Distanz schneller gelaufen als André Bucher und Markus Ryffel», lacht er. Neun Titel hat der seit zwei Jahren in Ottenbach wohnhafte Bandi gewonnen, davon zweimal über 1500 Meter im Freien und sieben über 800 und 1500 Meter in der Halle. Schon 2001 befasste er sich mit Rücktrittsgedanken, verletzte sich. Und sagte sich: «So kannst du nicht aufhören. Die Karriere will ich mit einem positiven Erlebnis beenden.» Und dieses positive Erlebnis kam in Form einer Qualifikation für die Hallen-WM, die Bandi «in letzter Sekunde» schaffte. Im Frühjahr 2003 war aber Schluss. Mit 33 Jahren. Nun widmete er sich seiner Familie und dem damals dreijährigen Sohn – und leistete sich einen Abstecher nach Kanada. Die sportfreie Zeit fand 2005 ein Ende. Philippe Bandi wurde in Oberrieden Fussballer, spielte mit ehemaligen Schulkameraden im Verein. Im Juni diesen Jahres hängte er die Fussballschuhe an den Nagel.
«Das Feuer ist wieder da»
Bandi setzt sich regelmässig aufs Velo, aber die Leichtathletik lässt ihn nicht los. Da kam die Anfrage von LVA-Präsident Hanspeter Feller gerade richtig: Der ehemalige Spitzenleichtathlet wird Trainer im Verein. «Es macht grossen Spass und ist eine Herausforderung. Und ich spüre: Das Feuer ist wieder da», sagt Phlippe Bandi. Die Herausforderung heisst in der LV Albis in erster Linie Romario Gassmann. Rund ein Jahr plagte sich dieser mit einer Verletzung herum, konnte keine Wettkämpfe bestreiten – eine frustrierende Zeit, die aber ihr Ende hat; Gassmann trainiert wieder und bestreitet seit März auch wieder Wettkämpfe. Bandi attestiert ihm viel Talent und will ihn nun behutsam aufbauen – mit dem Ziel einer Qualifikation für die 2014 in Zürich stattfindenden Europameisterschaften.
Wechsel auf die 1500-m-Distanz?
Vorrangiges Ziel bleibt nun aber ein verletzungsfreies Wintertraining. «Gute Basisarbeit» nennt es Philippe Bandi. Und das heisst unter anderem: Mehr Kilometer, 70 bis 80 pro Woche. Kann Romario Gassmann das ohne Blessuren durchziehen, besteht laut dem Trainer die Möglichkeit, von 800 auf 1500 Meter wechseln. Ein solcher Wechsel muss aber noch diskutiert werden, klar ist für Bandi aber: «Er hat für einen 800-Meter-Läufer eher wenig Grundschnelligkeit. Aber er muss hinter einem Distanzwechsel stehen.»
Ziel für 2012 bleibt – sofern er weiter auf dieser Distanz bleibt – eine 800-Meter-Zeit von 1.50, 2013 soll dann die EM-Limite angestrebt werden – für das grosse Ziel 2014 im Letzigrund. Möglich, dass Romario Gassmann wegen der langen Verletzungszeit jetzt aus dem 70 bis 80 Athleten umfassenden Pulk «Swiss Starters» herausfällt, die der Leichtathletikverband im Hinblick auf die Heim-EM besonders fördert. 2012 dürfte Gassmann diesem Kreis wieder angehören.
Zum «Portefeuille» von Trainer Philippe Bandi gehören neben Romario Gassmann eine ganze Reihe weiterer Läuferinnen und Läufer mit Ambitionen: Marcel Weber, Raffael Frei, Nadia Kuratli, Ravenna Gassmann, dazu eine Sprint-Gruppe mit Rahel Isler, Nora Wildhaber, Valeska Ganz sowie eine Nachwuchs-Laufgruppe. Eine heterogene Mannschaft, die für Trainer Philippe Bandi ebenfalls eine Herausforderung darstellt.