Rigling holt zum Abschluss an den Paralympics sensationell Silber

Die Hedinger Radrennfahrerin beweist in Paris auch im Strassenrennen ihre grosse Klasse

Flurina Rigling an ihrer Fahrt zur Silbermedaille. (Bild Swiss Paralympic / Gabriel Monnet)

Mit einer kämpferischen Meisterleistung hat sich Flurina Rigling an den Paralympics in Paris am Samstag eine zweite Medaille geholt: Silber im Strassenrennen über 56,8 Kilometer, in den Klassen C1-3. Einige Tage zuvor war die Hedinger Para-Radrennfahrerin bei ­ihrem ersten Auftritt überhaupt an ­Paralympics auf der Bahn in der Einzelverfolgung über 3000 Meter zu Bronze gefahren.

Nach mentalem Dämpfer wieder durchgestartet

Die Leistung im Strassenrennen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Denn nur drei Tage zuvor hatte Rigling im Zeitfahren eine Bronzemedaille um die Winzigkeit von drei Zehntelsekunden verpasst. Der undankbare 4. Platz – ein mentaler Dämpfer. Ihn zu überwinden sei «fast die grösste Herausforderung» gewesen, sagte die 27-Jährige nach der Silbermedaille gegenüber SRF. «Nach einem Zeitfahren, das nicht so nach meinen Vorstellungen gelaufen ist, nochmals an den Start zu gehen, mit dem Reset: ‹Es ist alles möglich›, das bedeutet mir schon sehr viel.»

Auch während des Rennens am Samstag bewies Rigling eine bemerkenswerte kämpferische Leistung. Sie fuhr von Anfang an in der führenden ­6er-Gruppe mit, die die Konkurrenz schon bald einmal klar distanzierte. Doch verlor sie mehrmals den Kontakt zur Gruppe und musste sich alleine ­immer wieder herankämpfen. «Es war ein Überlebenskampf», wird Rigling in einer Medienmitteilung von Swiss Paralympic zitiert. «Vom Technischen her war ich die Schwächste. Dafür bin ich physisch stark, und damit konnte ich es so ­kompensieren, dass es aufgegangen ist.»

Eigentlicher Höhepunkt – «eine ­finale Explosion» (Swiss Paralympic) – war der Schlussspurt. Rigling, noch auf Platz 3 liegend, trat bis zum Zielstrich in die Pedalen und überholte damit auf den letzten Zentimetern noch ihre US-amerikanische Konkurrentin Clara Brown, die sich bereits auf Platz zwei wähnte. Gold ging an die Japanerin Keiko Sugiura. Sie sei «sehr stolz», sagte die Hedingerin nach der Zieleinfahrt in der SRF-Sendung «Para-Graf live», «weil ich gesehen habe, dass ich bis zum Schluss kämpfte».

Fahnenträgerin bei der Schlussfeier als grosse Ehre

Ringlings Medaille am Samstag war die 18. Medaille in Paris für das Schweizer Team. Am Schluss sollten es 21 werden, die beste Bilanz für die Swiss-Paralympic-Delegation an Sommerspielen seit Atlanta 1996. Weil die Zürcher Para-Sportlerin zu Beginn der Spiele die erste Schweizer Medaille (Bronze) holte, wurde ihr am Sonntag die Ehre zuteil, bei der Schlussfeier der Paralympics im Stade de France von St. Denis die Schweizer Fahne zu tragen.

Ringlings neue Medaillenbilanz, an Weltmeisterschaften und Paralympics kombiniert: sechs Medaillen bei acht Einzelstarts. Und es könnten sogar noch weitere dazukommen dieses Jahr. Denn von 21. bis 29. September findet in Zürich die Rad- und Para-Cycling-WM statt, für die Rigling offizielle Botschafterin ist, zusammen mit Marlen Reusser, Stefan Küng, Fabian Recher und Fabian Cancellara.

Nur kurze Erholung bis zur Rad-WM in Zürich

Ob die Erfolge in Paris etwas an den Zielen für die WM in der Heimat ändern? Nein, sagt die Para-Sportlerin im Interview. Die Ziele habe sie sich vorher schon gesetzt. Denn es sei ihr bewusst gewesen, dass die Paralympics die Einstellung oder Wahrnehmung verändern könnten. «Es braucht jetzt einen Moment, sich wieder zu sammeln. Es sind (in Zürich) neue Rennen, es ist eine ­andere Strecke, es ist eine andere ­Zusammensetzung der Kategorien.» Deshalb brauche es nochmals einen Neustart. «Ich habe jetzt fast zwei Wochen Zeit, um mich zu erholen und dann wieder voll in den Fokus zu gehen.»

Und wann werden die Paralympic-Medaillen gefeiert? «Ich lasse mich überraschen. Ich freue mich jetzt extrem, nach Hause gehen zu können und mit meiner Familie und meinen Trainern feiern zu können», erklärte Rigling gegenüber SRF.

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