Schweisstreibender Kraftakt auf dem Fliessgewässer

Viel Publikum an Schweizer Meisterschaft der Pontoniere in Ottenbach

Fahren viel Publikum: Adrian Schumacher (vorne) und OK-Präsident Urs Berli. (Bilder Werner Schneiter)

Fahren viel Publikum: Adrian Schumacher (vorne) und OK-Präsident Urs Berli. (Bilder Werner Schneiter)

Nach dem Schwitzen folgte die ungewöhnliche Bierlieferung für die Kameraden.

Nach dem Schwitzen folgte die ungewöhnliche Bierlieferung für die Kameraden.

Michèle und Irene Leutert siegten in der Kategorie Frauen.

Michèle und Irene Leutert siegten in der Kategorie Frauen.

Bitte die Stangen nicht touchieren: Gian Vögele (links) und Simon Flory, Ottenbach.

Bitte die Stangen nicht touchieren: Gian Vögele (links) und Simon Flory, Ottenbach.

«Zieeeh, zieeeh!» «Hoo Hopp!» Die Anfeuerungsrufe sind auch auf der Gegenseite der 80 Meter breiten Reuss wahrnehmbar. Sie gelten jenen Pontonieren, die kurz vor der Zieleinfahrt beim Stacheln nochmals alles geben. So stehen sie dann im Ziel nach dem anforderungsreichen Parcours auf dem Wasser ausgepumpt und verschwitzt vor dem Publikum. Es applaudiert nicht nur jenen zwei im Boot oder Weidling stehenden Frauen oder Männern, die aus dem eigenen Verein stammen. Alle erhalten sie verbales Lob – auch von jenen, die sich die Wettkämpfe oben auf der Reussbrücke anschauen. Bewunderung und Begeisterung fürs Pontonierwettfahren sind spürbar im Publikum. Nun wisse sie endlich, für was die am Ufer platzierten Boote verwendet werden, habe ihm eine Besucherin gesagt, die regelmässig an der Reuss spaziert, so Fahrchef Ueli Wittenwiller.

Der Publikumszuspruch war vor allem am Freitag enorm. Die Einheimischen kamen, um den Ottenbacher Pontonieren die Reverenz zu erweisen. «Einen solchen Aufmarsch habe ich an einem Pontonierfest noch nie erlebt. Mir fehlen die Worte», schwärmte OK-Präsident Urs Berli. Er freut sich auch über das positive Feedback der Teilnehmenden, die von einem anspruchsvollen, meisterschaftswürdigen und coolen Parcours sprachen. Ja, streng war er – auch, weil die Sonne unablässig brannte. Ein Teil des Publikums suchte schattenspendende Plätze auf, die entlang der Reuss (und natürlich im Festzelt am Ufer) reichlich vorhanden sind.

Harmonie wichtig

Die Ottenbacher Pontoniere eröffneten den Wettkampf am Freitag mit 24 Booten. «Es ist gut gelaufen, eine Superstimmung. Wir haben in der Vergangenheit oft bei Hochwasser trainieren müssen, jetzt ist der Wasserstand normal», sagt Fahrchef Jürg Wittenwiller. Dass sich das nicht negativ ausgewirkt hat, beweist die Rangliste. Mit vier Siegen, zahlreichen Kränzen räumen die Einheimischen buchstäblich ab (siehe Frontseite).

Der Ottenbacher Fahrchef war es, der den Wettkämpferinnen und Wettkämpfern der teilnehmenden Vereine den Parcours auf der Reuss erläuterte. Da war vom Unterfahren des Felsens die Rede, von Durchfahrt, Einfahrt, Talfahrt, Stachelfahrt und Ziellandung oder Widerwasser. «Schaut, dass ihr dort nicht zu hoch hinauskommt und schliesslich noch ‹Pfuus› habt.» Tipps für die Konkurrenz. Wo gibt es das sonst noch im Sport? Pontoniere betonen die Kameradschaft. Harmonie ist im Boot oder im Weidling besonders wichtig im Zweierteam – bestehend aus Vordermann und Steuermann. «Der Vorderfahrer hilft heute auch dem Steuermann, damit das Boot auf gewünschtem Kurs gehalten werden kann», fügt Jürg Wittenwiller an.

Kraft, Schnellkraft und Geschicklichkeit sind gefragt, auch ein «gutes Auge» fürs Wasser. Es gilt ein Punktesystem. Wird das Ziel in der Bewertungszone präzis angefahren, resultieren 10 Punkte, markiert durch ein Schweizer Kreuz. Für andere Kriterien gibts maximal nochmals 10 Punkte, die sich aber reduzieren, wenn zum Beispiel eine Stange bei der Durchfahrt touchiert oder ein Pfeiler nicht im optimalen 45-Grad-Winkel umfahren wird. Pro ­Posten resultieren also maximal 20 oder 25 Punkte, im Idealfall gesamthaft 255 Punkte.

Breites Altersspektrum

Laut René Koch, Chef Sektionsfahren im Schweizerischen Pontoniersportverband, gibt es insgesamt 900 aktive Pontonierwettfahrer mit einem breiten Altersspektrum. Die jüngsten sind 11, die ältesten über 70 Jahre alt. In den letzten Jahren habe die Zahl der Aktiven stagniert, jetzt sei sie wieder leicht steigend – mehr bei den Land- als in den Stadtvereinen, so Koch, für den sich das Pontonierwettfahren in den vergangenen Jahren leistungsmässig entwickelt hat – bis zum Spitzensport. Ottenbach, einer der grösseren Vereine in der Schweiz, zählt rund 60 Aktive und 20 Jungpontoniere. Laut OK-Präsident Urs Berli beträgt der Frauenanteil im Verein knapp 10 Prozent. Er zog am Sonntag eine überaus positive Bilanz, aufgewertet auch durch den Umstand, dass die Veranstaltung unfallfrei über die Bühne ging.

Die Ottenbacher Kranzgewinner und -gewinnerinnen. Kat. I: 10. Dario Boss/Sean Sidler, 12. Dario Boss/Leon Kraft. Kat II: 1. Nik Hegetschweiler/Gian-Andri Stappung. 9. Nik Hegetschweiler/Matteo Blättler. Kat. III: 5. Ivo Hegetschweiler/Noa Schraner. Kat. F: Michèle und Irene Leutert. 4. Raphaela Humbel/Catrin Beeler. 5. Joana Räber/Corinne Leutert. Kat. D: 1. Martin Guthauser/Christian Schnopp. 3. Michael Guthauser/Ruedi Berweger. 5. Beat Vögele/Kurt Hegetschweiler. 11. Urs Berli/Adrian Schumacher. 19. Martin Berli/Christian Kohler. Kat. C: 12. Thomas Leutert/Cornel Humbel. 16. Cedric Berli/Dennis Berli. 36. Peter Berli/Ronny Leuenberger. Sektionswertung: 1. Ottenbach

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