Titelhalter Urs Huber sichert sich Bronze an Schweizer Meisterschaft
Titelhalter Urs Huber zeigte sich zufrieden über die bronzene Auszeichnung an der verregneten Schweizer Bikemarathon-Meisterschaft am Sonntag in Moutier. Wegen einer Leistungskrise musste er arg auf Zähne beissen.
Wie die letzte war auch die diesjährige Schweizer Bikemarathon-Meisterschaft nichts für Weicheier. Der tagelange Dauerregen, der auch während des Titelkampfes anhielt, machte die ohnehin schon schwierige 90-Kilometer-Strecke im Berner Jura mit über 4000 Höhenmetern noch rutschiger und anspruchsvoller. Im obersten Teil der fünf Haupthindernisse Mont Girod, Graitery, Mont de Saules, Moron und Mont de Moutier herrschte zudem dichter Nebel, der die Orientierung erschwerte.
Diese Konstellation führte dazu, dass das Tempo zu Beginn des Wettkampfes nicht besonders hoch war. Die Favoriten traten erst nach halber Distanz vehementer in die Pedale. Eine Tempoverschärfung von Bikemarathon-Weltmeister Christoph Sauser eröffnete in der Steigung nach Mont de Saules das Ausscheidungsfahrten. Im Handumdrehen war die neun Mann starke Spitzengruppe auf ein Sextett geschrumpft. Das waren für Lukas Buchli immer noch zu viele Mitstreiter. Der Safier zog seinerseits die Geschwindigkeit an und vermochte sich für einige hundert Meter zusammen mit Sauser leicht vom Rest abzusetzen. Doch das waren nur erste taktische Geplänkel. Bei der letzten von insgesamt drei Zieldurchfahrten in Moutier lagen die früheren Schweizermeister Sauser, Urs Huber, Alexandre Moos und Buchli noch immer beisammen, ebenso Thomas Stoll und der überraschende Hansueli Stauffer.
Alexandre Moos gab auf
In der letzten Steigung auf den Mont de Moutier erwischte es Moos. Der Co-Favorit, der heuer jeden Marathon gewonnen hat, zu dem gestartet war, musste sich übergeben und quittierte den Wettkampf. Wegen eines Unfalls zwei Tage vor dem Titelkampf – ein Auto hatte ihn im Training den Weg abgeschnitten – war der 39-Jährige ohnehin nicht in Vollbesitz seiner Kräfte angetreten.
Wie zu erwarten, machten Sauser, Buchli und Huber das Rennen schliesslich unter sich aus. «Gleich zu Beginn im steilsten Stück der Schlusssteigung habe ich angegriffen und danach meinen Rhythmus durchgezogen», erklärte Sauser seine erfolgreiche Taktik. «Auf der Hochebene habe ich dann nochmals Gas gegeben, denn ich wollte nicht mit letztem Risiko in die Abfahrt.» Eine Schrecksekunde erlebte der Berner Oberländer dann aber doch noch: «Im Wald verfing sich im Wechsler ein Ast, den ich fast nicht mehr herausbekommen habe. Zum Glück war der Nebel so dick, dass Buchli davon nichts mitbekam», sagte Sauser grinsend.
Kurzfristig zur Teilnahme entschieden
Erst am Vortag des Titelkampfes hatte er sich zur Teilnahme entschieden, da die Strecke sehr ähnlich wie der WM-Parcours in Ornans sei. Zudem hätte die Prognose trockenes Wetter vorausgesagt. Als das ganze Rennzeug schliesslich nass und schmutzig gewesen sei, habe es für ihn nur noch den Sieg gegeben, führte Sauser aus.
Nicht zum Scherzen aufgelegt war dagegen Buchli, der sich minutiös auf den Titelkampf vorbereitet hatte. Wie schon am Swiss Bike Masters biss er sich aber an Sauser die Zähne aus. «An der Schweizer Meisterschaft zählt vor allem der Titel. Als Zweiter kann ich nicht zufrieden sein.»
Sauser habe zuerst nur 30 Sekunden Vorsprung gehabt, sagte Buchli ernüchtert. Doch er habe einfach keine Kraft zum Zusetzen mehr gehabt. Das habe sich auch auf die letzte Abfahrt ausgewirkt. Er sei unkonzentriert gewesen und habe keine schnelle Linie gefunden, analysierte Buchli selbstkritisch.
Realistischer äusserte sich Huber, der das Ziel als Dritter erreichte: «Ich wusste, dass es heute mit Buchli und Sauser ein sehr schweres Rennen werden würde. Natürlich hätte ich den Titel gerne verteidigt. Aber in Anbetracht der hochkarätigen Teilnehmer muss ich mit der Bronzemedaille zufrieden sein.»
Womit Huber erst später herausrückte: Nach etwa zwei Dritteln der Distanz hatte er eine heftige Krise. «Ich konnte nur noch mit Müh und Not dem Tempo der Spitzengruppe folgen, erholte mich dann aber wieder.»
Resultate: Männer (90 km): 1. Christoph Sauser (Sigriswil) 4:20:18. 2. Lukas Buchli (Samedan) 0:52. 3. Urs Huber (Jonen) 2:00. 4. Thomas Stoll (Osterfingen) 2:53. 5. Hansueli Stauffer (Sigriswil) 15:02. 6. Konny Looser (Hinwil) 20:08. 7. Jérémy Huguenin (Neuchâtel) 22:48. 8. Nicola Rohrbach (Menzigen) 24:34. 9. Xavier Dafflon (La Tour-de-Trême) 27:23. 10. Philipp Gerber (Aeschi b. Spiez) 32:17.
Frauen (90 km): 1. Esther Süss (Küttigen) 5:19:38. 2. Nadia Walker (Altdorf UR) 28:28. 3. Sofia Pezzatti (Biasca) 42:43. 4. Andrea Kuster (Davos Dorf) 51:14. 5. Alexandra Clement (Hinterfrost) 57:11.