Urs Huber frisch gekürter Schweizer Bikemarathon-Meister

Urs Hubers Traum vom Bikemarathon-Titelgewinn ist in Scuol endlich in Erfüllung gegangen. Obschon das Rennen wegen des massiven Temperatursturzes abgebrochen wurde, haftet kein Makel an Hubers Titelgewinn. Er war der Einzige, der die 138 km lange Strecke regulär zu Ende fuhr.

Im strömenden Regen rast Urs Huber auf dem Weg zum Bikemarathon-Titelgewinn durchs Alpisellatal Richtung Livigno, wo wieder kurz die Sonne schien. (Bild Martin Platter)
Im strömenden Regen rast Urs Huber auf dem Weg zum Bikemarathon-Titelgewinn durchs Alpisellatal Richtung Livigno, wo wieder kurz die Sonne schien. (Bild Martin Platter)

Beim Start morgens um 7.15 Uhr in Scuol hielt der Föhn noch gegen die herannahende Schlechtwetterfront, die Gewitter, Hagel, Starkregen und einen massiven Temperatursturz bewirkte, der in Höhenlagen ab 1600 Meter Schnee brachte. Das Rennen nahm seinen gewohnten Lauf. Die Favoriten Urs Huber, Lukas Buchli, Alexandre Moos, Andreas Kugler, Konny Looser und Thomas Stoll formierten sich in der ersten Steigung nach Costainas zur Spitzengruppe. Kurz vor dem Kulminationspunkt setzte erstmals Regen ein, der immer stärker werden sollte. Im Anstieg zu Döss Radond wurden die Karten aufgedeckt. Huber, Moos und Buchli vermochten sich leicht abzusetzen, da wurde Buchli kurz vor der Abfahrt von einem platten Reifen ausgebremst.


Aprilhaftes Wetter bis Livigno
Noch immer verhielt sich das Wetter aprilhaft. In Livigno, bei halber Distanz (km 70) zeigte sich sogar kurz die Sonne, bevor die Spitzenfahrer in die Hauptsteigung stachen, den 2700 Meter hohen Chaschauna-Pass, zugleich das Dach der 138-Kilometer-Tour. Huber fuhr inzwischen knapp eine Minute vor Moos. Auf der dritten Position folgte Kugler, dann Buchli und Stoll.
Was die Fahrer zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Am Chaschauna staute sich die Kaltfront. «Die Steigung auf der italienischen Seite war noch angenehm zu fahren. Oben fuhr man jedoch wie in einen Kühlschrank. Plötzlich war es eiskalt», erinnert sich Buchli. Die beiden Spitzenfahrer Huber und Moos liessen sich davon jedoch nicht beirren und setzten ihr Rennen mit unvermindertem Tempo fort. Als es dann auf dem Pass aber auch noch zu schneien begann, entschied OK-Präsident Urs Wohler um die Mittagszeit, den Übergang für alle weiteren Fahrer zu sperren.
Zu diesem Zeitpunkt passierte Huber fünf Minuten vor Moos und 13 Minuten vor Stoll bereits Zernez und nahm die letzten 35 Kilometer in Angriff. Als Erster im Ziel war jedoch Moos, der von einem Streckenposten in Ftan ohne Zusatzschlaufe mit Gegensteigung über Scuol direkt ins Ziel gewiesen wurde.
Die Jury entschied deshalb, die Durchfahrtszeit zum Zeitpunkt des Rennabbruchs für die Schweizer Bikemarathon-Meisterschaft zu werten. Bei den Männern zählte der Kontrollpunkt in S-chanf, 47 km vor dem Ziel; bei den Frauen jener in Livigno, 68 km vor dem Ziel. Die Schweizermeisterschafts-Medaillengewinner heissen demnach Urs Huber (Gold), Alexandre Moos (Silber) und Thomas Stoll (wie im Vorjahr Bronze), beziehungsweise Milena Landtwing (Gold), Nadia Walker (Silber) und Andrea Kuster (Bronze).


Keine Zufallssieger
Alles keine Zufallsplatzierungen, selbst wenn Moos natürlich nicht begeistert vom Entscheid war. «Das Rennen ist erst auf der Ziellinie fertig. Ich war dabei, den Rückstand zu Huber wettzumachen. Ich kann nichts dafür, wenn mich Streckenposten falsch leiten», sagte der Romand. Huber kontert, dass auch er alles richtig gemacht habe. Am Schluss sei er aber einfach nur noch froh gewesen, es endlich ins Ziel geschafft zu haben. «Ich hatte noch nie so kalt in meinem Leben. Und ich trainiere auch bei schlechtem Wetter», sagte Huber wieder aufgewärmt anlässlich der Siegerehrung.
Erstaunt war der 26-jährige Joner später über die Auswertung seiner Vitaldaten, die er während des Wettkampfes aufgezeichnet hatte: «Ich hatte noch nie derartige Sprünge in meiner Pulskurve. Das Rennen war absolut grenzwertig. Am Schluss bin ich nur noch im Automatikmodus mit Tunnelblick und stark eingeschränktem Hörvermögen gefahren. Ich wusste, dass ich an der Spitze lag und wollte diesen Titelgewinn um nichts in der Welt mehr preisgeben, nachdem ich in den vier Jahren zuvor jeweils so viel Pech an Titelkämpfen gehabt habe. Nicht ungefährlich...» «Wir mussten das Rennen abbrechen. Dass ein derartiger Entscheid nicht nur Freude auslöst, liegt in der Natur der Sache», erklärte der OK-Präsident. Dass rund 200 Teilnehmer mit Unterkühlungssymptomen gepflegt werden mussten, zeigt jedoch, dass der Rennabbruch eine angemessene Massnahme war.

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