Urs Huber schlägt Weltmeister Sauser
Nach Siegen an der Eiger Bike Challenge und der Outdoortrophy kann Urs Huber am Grand Raid im Wallis in einem hochdramatischen Finale die beiden Mountainbike-Marathon-WM-Dominatoren Alban Lakata und Christoph Sauser auf die Plätze zwei und drei verweisen.
Die Szene im Zielraum in Grimentz war bizarr. Mit finsterer Miene fuhr Urs Huber über die Ziellinie und zeigte zunächst keine Gefühlsregung. Er hatte angenommen, dass er wie im Vorjahr wieder Zweiter geworden war. Bis ihm der Speaker mitteilte, dass er gewonnen habe. Huber sackte vor Glück auf der Bühne zusammen wie Roger Federer nach einem gewonnenen Turnier. Nach 2008 und 2011 zum dritten Mal Sieger des wohl ältesten, härtesten, prestigeträchtigsten und stimmungsvollsten Mountainbike-Marathons der Welt – und das vor Europameister Alban Lakata und Weltmeister Christoph Sauser!
Huber konnte sein Glück kaum fassen, wälzte sich vom Rücken auf die Seite, schrie vor Freude, stand auf, schrie erneut zum Himmel und stellte sich in Siegerpose abwechselnd dem klatschenden Publikum und den verdutzten Fotografen und Journalisten. Danach setzte er sich auf einen Stuhl und fiel einen Moment schluchzend in sich zusammen. Ein Wechselbad der Gefühle, wie es sich auf den letzten sechs von 125 kraftraubenden Kilometern zwischen Verbier und Grimentz abgespielt hatte.
Erbarmungsloser Abnützungskampf
Während hundert Kilometern hatten sich Huber, Sauser und Lakata einen erbarmungslosen Abnützungskampf geliefert. Aber erst in der letzten langen Steigung zu L’A Vieille vermochte Lakata der Tempoverschärfung von Sauser nicht standhalten. Gemeinsam nahmen Huber und Sauser die bisher stets entscheidende, lange und sehr steile Laufpassage zum Pas de Lona auf knapp 2800 Meter Höhe in Angriff. Übermütig schlug Huber gleich zu Beginn ein hohes Tempo an, zollte jedoch Tribut und wurde langsamer. Auf dem Pass waren beide wieder gleichauf. Auch die letzte Gegensteigung zum Basset de Lona brachte keine Entscheidung.
Gemeinsam bolzten die zwei in die zwölf Kilometer lange Abfahrt Richtung Ziel. Beide wussten, dass der letzte, sechs Kilometer lange Singletrail entscheidend sein würde. Wer dort zuerst hineinfährt, hat den Wettkampf gewonnen. Tatsächlich schaffte es der Sigriswiler, an Huber vorbeizukommen und als erster in den Track zu stechen. Im ruppigen Gelände war Sauser zudem im Vorteil. Im Gegensatz zu Huber auf einem Hardtail fuhr der Berner Oberländer auf einem vollgefederten Bike.
Die Felgen machten den Unterschied
Doch ein anderer technischer Unterschied sollte letztlich das Rennen mitentscheiden – und auch ein Quäntchen Glück. Aus Unachtsamkeit blieb Huber mit dem Pedal an einem Stein hängen und stürzte einige Meter den Abhang hinunter. Kaum wieder auf dem Trail, platzte auch noch der Vorderreifen. Auf der Felge holperte der 28-Jährige dem Ziel entgegen. Was er nicht wusste und wahrgenommen hatte. Auch Sauser erlitt auf den letzten Kilometern einen Platten am Hinterrad. Im Gegensatz zu Huber, der an seinem Bike Alufelgen montiert hatte, hielt die Karbonfelge an Sausers Bike der Belastung ohne Reifen über die groben Steine nicht stand und zerbrach. Sauser musste ins Ziel laufen und verlor dabei so viel Zeit, dass ihn auch noch der Österreicher Lakata überholte.
Viel Zeit, seine Freude auszukosten bleibt Huber allerdings nicht. Am Nationalpark Bike Marathon in Scuol am kommenden Samstag kommts bereits zur Revanche.