Urs Hubers verrücktes Rennwochenende
Mit nur zwei Stunden Schlaf und 500 Autokilometern zwischen den beiden anforderungsreichen Wettkämpfen schafft Urs Huber im Vierer-Multisportteam den Sieg in Linz. An der o-tour in Alpnach muss er sich solo nur um 13 Sekunden von Weltmeister Christoph Sauser geschlagen geben.
Das Abenteuer begann am Samstag im beschaulichen österreichischen Städtchen Linz. Im Team mit dem zierlichen Bergläufer Petro Mamu aus Eritrea, der 2000 extrem steile Höhenmeter zu gewältigen hatte, und den beiden Österreichern Jakob Hermann als Paraglider (Start auf 2441 Metern Höhe mit anschliessender Zwischenlandung und zehnminütigen Aufstieg zum zweiten Start) sowie ManuelFilzwieser als Kanute (Klippenstart aus sieben Metern Höhe und Slalom gegen die Strömung) kam Huber am Schluss der Staffel als Mountainbiker zum Einsatz.
Mamu konnte als Erster an Hermanm übergeben, der die Führung souverän verteidigte. Ebenso Kanute Filzwieser. Huber machte sich mit fünf Minuten Vorsprung auf sein anspruchsvolles Pensum, das es ebenfalls in sich hatte. 30 Kilometer mit 1700 Höhenmetern. Vor allem die zwei langen Tragepassagen schlugen dem Radrennclub-Amt-Fahrer in den Rücken. Doch er biss sich durch und konnte als Sieger vor zig Tausenden Zuschauern auf dem Hauptplatz von Linz einfahren. «Das war ein unbeschreibliches Erlebnis», kommentierte Huber zufrieden.
Nach der Siegerehrung mit Party – für Huber bis 21.30 Uhr – galt es zu packen und anschliessend etwas Schlaf zu finden. Denn um ein Uhr morgens wollte er die 500 Kilometer zurück in die Schweiz fahren, wo um 8.15 Uhr die o-tour in Alpnach startete. Gesagt, getan.
Mit zwei Stunden Schlaf am Start
88 Kilometer und 3000 Höhenmeter galt es am Ausläufer des Pilatus und am Ächerlipass abzuspulen. Lange blieb eine sechsköpfige Spitzengruppe mit Weltmeister Christoph Sauser, Urs Huber, Robert Mennen, Martin Fanger, Lukas Buchli, Hansueli Stauffer und Jérémy Huguenin zusammen. Zu Beginn der letzten Steigung zum Ächerli-Pass zog Mennen mit einer Tempoverschärfung davon. Buchli, Huber und Sauser, die das Rennen in den letzten drei Jahren alle schon mindestens einmal gewonnen hatten, belauerten sich zunächst gegenseitig. Erst auf dem letzten, sehr steilen Kilometer vor dem Kulminationspunkt ergriff Sauser die Initiative, da Buchli langsamer wurde und er nicht noch mehr Zeit auf Mennen einbüssen wollte.
Die Rechnung des dreimaligen Bikemarathon-Weltmeisters ging auf. Mennen wurde vor dem Ziel gestellt. In der letzten Abfahrt vor dem Flugplatz konnte Sauser auch etwas Zeit auf Huber herausholen. Diese Sekunden verteidigte der Berner erfolgreich auf den letzten Kilometern. «Wenn man gut in Form ist, geht es auch mit sehr wenig Schlaf zwischen zwei Einsätzen», sagte Huber und zeigte sich sehr zufrieden mit seiner Leistung. Auch noch aus einem anderen Grund: Mit dem zweiten Platz an der o-tour verbesserte er sich im Klassement der iXS classic auf den zweiten Platz hinter Sauser, der die Bikemarathon-Classic mit einer makellosen Siegserie bereits vor dem Finale erneut zu seinen Gunsten entschieden hat. Wie Huber wird er deshalb nicht am Schlusslauf am Ironbike in Einsiedeln antreten. Huber: «Ich bin das Iron Bike schon gefühlte 50 Mal gefahren. Nun gönne ich mir etwas Abwechslung und starte am zeitgleich in Deutschland stattfindenden Drei-Etappen-Rennen Trans Zollernalp.» Die gute Nachricht für Huber: Vorjahressieger Sauser wird nicht starten. Die schlechte: Mit dem Tschechen Kristian Hynek, im Vorjahr Marathon-WM-Dritter, und Robert Mennen wird sich Huber sputen müssen, um den Sieg zu erreichen.